E l m s t e i n 06.07.2011

Pfälzerwald-Verein OG Elmstein
Wanderung der PWV-Senioren zum Lambrechter Naturfreundehaus
Waldemar Herter lüftet das Geheimnis seiner einsamen Geburt


Zweiter von rechts - Waldemar Herter

Mindestens einmal im Jahr gönnt sich die PWV-Seniorengruppe Elmstein, die von ihnen besonders bevorzugte Wanderung zum Lambrechter Naturfreundehaus. Am 6.Juli 2011 war wieder bei bestem Wanderwetter der ersehnte Tourentermin für 21 Wanderfreunde. Sie trafen sich am Helmbachweiher um gemeinsam die ca. 2,5 km-Tour durchs Kohlbachtal zu erleben.

Nach dem „Kunstgewässer“ Helmbachweiher in den 60.er Jahren für das Naherholungsgebiet angelegt, ging es vorbei an einem geheimnisvoll anmutenden kreisrunden „Erdauge“. Das ist ein kleiner Weiher mit Quellen aus der Erde, es ist der eigentliche Kohlbrunnen. Schaut man dem geheimnisvollen „großen Tümpel“ direkt ins Auge, erkennt man das klare Quellwasser, das aus dem Boden sprudelt. Ein weiterer Weiher, in dem es am laufenden Band zu Beinahezusammenstössen der Forellen kommt, ist vermutlich durch Pächter oder Eigentümer auch künstlich angelegt. Auf dem weiteren Weg ins Kohlbachtal begleitet uns das munter über die Steine quellende Bächlein.

Der Wanderpfad ist in dem tiefgeschnittenen kühlen Tal, mit ab und zu etwas schwierigen Wegestellen. Doch das Wandern ist eine Wohltat infolge der „Wasserkühlung“, die der frische Bachlauf liefert.. Links und rechts an dem steilen Talhang säumen prächtige Fichten und sonstigen Nadelhölzer die interessante Wandertrasse. Auch die ansehnlichen Bergeshöhen: Der Dritte Kopf (412m) im Altdorfer Wald und das kurze Eck (456m) im Venninger Wald sorgen für ein weitgehend schattiges Tal.

Der Wasserwanderweg mündet in den Talkessel bei dem stattlichen Naturfreundehaus. Ursprünglich war an dem Platz eine Schutzhütte für die Holzmacher gebaut. 1923 wurde am Hang zum Venninger Wald ein Haus von dem Verband der Naturfreunde errichtet. Diese arbeiteten unzählige Stunden und in vielen Baufortschritten entstand das Gast- und Übernachtungshaus in den heutigen Ausmaßen.

Aber die Geschichte des Hauses hatte auch ab 1933 bis 1946 die Zeit des Nationalsozialismus zu überstehen. In dieser Zeit wurde die Naturfreundebewegung verboten und ihr Hab und Gut eingezogen und von den Nazis andersweitig verwendet. Das Lambrechter Naturfreundehaus fiel an das Reichsjugendherbergswerk. Die Familie Herter in augenblicklicher Wohnungsnot wurde auf das Haus aufmerksam und übernahm den Leitungsposten der Jugendherberge und hatte somit Anspruch auf die Wohnung, wenn auch im einsamen Forst.

Herrmann Herter in den Gemeindewaldungen um das Haus beschäftigt hatte den Vorteil eines kürzeren Weges in der Zeit ohne Autos und wenig Fahrräder, bevor er den Stellungsbefehl bekam und zum Militär „einrücken“ musste. Es war ein Abschied ohne Wiederkehr. Seine Frau Anita Herter sehr couragiert übernahm allein die Führung der Herberge. Mit im Haus war der dreieinhalb jährige Sohn Gerhard. Frau Herter, die guter Hoffnung war, merkte plötzlich dass die Zeit zur Geburt des zweiten Kindes herannahte. Man schrieb das Jahr 1940. Infolge der Kriegswirren waren die Gäste in der Jugendherberge ausgeblieben. Die frühere Wanderjugend in der Hitlerjugend integriert, hatte wichtigeres zu tun als sich mit Wandern zu vergnügen. Sie wurde so nach und nach herangezogen um „Deutschland zum Endsieg“ zu verhelfen Also traf es den dreieinhalbjährigen Gerhard Herter die Nachricht von der anstehenden Geburt an eine Hebamme zu bringen. Frau Herter schrieb einen Zettel und der musste ca. zwei Kilometer weit zu dem Telefonanschluß in das Helmbacher Forsthaus gebracht werden.

Eine Lambrechter Hebamme erhielt die Botschaft und kam mit dem Fahrrad zum „ehemaligen Lambrechter Naturfreundehaus“ um bei der Geburt des zweiten Sohnes mit Namen Waldemar der Mutter beizustehen. Alles klappte damals, denn der Sohn Waldemar ist inzwischen ein gestandner Wanderer von über 70 Jahren und offenbarte bei der hier beschriebenen Wanderung das Geheimnis seiner einsamen Geburt den Wanderkameraden. Stolz blickt er zurück auf den einmaligen einsamen Platz seiner Erdenankunft.

Auf dem Platz vor dem Naturfreundehaus vereinen sich der Schlotterbach und Bollsbach zum Kohlbach. Außerdem ziert den Platz ein Stein, errichtet vom PWV, der mit der Aufschrift „ Venninger Turm“ den Betrachtern ein Rätsel aufgibt. Was sollte ein Turm so tief im Tal ? Die Erklärung, dass die besonders hohen Bäume zu dem Namen geführt haben ist nicht recht zu begreifen .

von Fridolin Heintz