N e i d e n f e l s   27.01.2014  

Katholische Kirchengemeinde
Bruder, Wegbegleiter und Vorbild
Feierlicher Gedenkgottesdienst am Todestag von Pfarrer Nardini in Neidenfels

Blick in den Chorraum der Neidenfelser Kirche während des Gottesdienstes. Am Altar Kaplan Jujugiri Balaswamy und Pfarrer Franz Neumer

     
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In der Nikolauskapelle der katholischen Pfarrkirche Neidenfels trifft sich seit längerer Zeit jeden Monat ein Gebetskreis,  um sich im Vertrauen auf die Fürsprache des seligen Pfarrers Paul Josef Nardini  mit Gebet und Betrachtung an Gott zu wenden.  Auf Bitten von Pfarrer Franz Neumer wurde nun vom Speyerer Bischof Dr. Wiesemann eine kleine Reliquie des Seligen an die Pfarreiengemeinschaft Lambrecht übergeben, die am 27. Januar, dem Todestag von Pfarrer Nardini, im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes in die Nikolauskapelle, eine Seitenkapelle der Pfarrkirche, übertragen wurde. Es handelt sich um das Wirbelteil eines Armknochens,  das in ein Reliqiar, ein kleines Schaugefäß ähnlich einer Monstranz, eingelassen ist.  Zu Beginn der gottesdienstlichen Feier wurde die Biografie des Pfarrers Paul Josef Nardini verlesen. Er wurde im Jahre 1821 in Germersheim geboren, wuchs als uneheliches Kind bei Pflegeeltern auf und strebte gegen alle Widerstände das Priestertum an. Nach dem Abitur und philosophischen Studien in Speyer wechselte er an die Münchener Universität, die er 1846 als Doktor der Theologie verließ. Im gleichen Jahr wurde er im Dom zu Speyer zum Priester geweiht.  Nach ersten seelsorglichen Aufgaben in Speyer und Geinsheim wurde er 1851 Pfarrer in der Diasporagemeinde Pirmasens. Die Stadt befand sich seinerzeit in der Entwicklung als Zentrum der Schuhherstellung mit allen damit verbundenen sozialen Konflikten für die Arbeiterschaft.  Nardini sah die Not der Menschen und erkannte, dass ihnen das Evangelium gepredigt werden muss, nicht nur mit Worten, sondern in der Kraft eines in Liebe tätigen Glaubens. Im Juni 1853 begann er mit einigen Niederbronner Schwestern, sich der Armen und Kranken anzunehmen.  Er eröffnete ein Haus, um die vielen verwahrlosten und verwaisten Kinder von der Straße zu holen. Er sorgte dafür, dass diese im Lesen und Schreiben unterrichtet wurden und setzte sich dafür ein, dass die Jugendlichen einen Handwerksberuf erlernen oder eine höhere Schule besuchen konnten.  Im Jahre 1855 gründete Pfarrer Nardini eine eigene Schwesterngemeinschaft, die heute unter dem Namen “Mallersdorfer Schwestern” bekannt ist. Neben seinem sozialen Engagement wurde er auch zum religiösen Erneuerer seiner Pfarrei. Auf seine Gesundheit nahm er  als “schwaches  und unwürdiges Werkzeug in der Hand Gottes" keine Rücksicht.  Nach seiner Erkrankung an einer Lungenentzündung starb er am 27. Januar 1862  im Alter von 40 Jahren. Am 22. Oktober 2006 wurde er im Speyerer Dom selig gesprochen.  In seiner Festpredigt ging Pfarrer Neumer auf die Frage ein, wozu man sich an Heilige und Selige erinnern und sie verehren soll. Er zitierte zunächst den Apostel Paulus, der von Heiligen gesprochen hat und damit alle getauften Christen meinte.  Das 2. Vatikanische Konzil  habe in seiner Kirchenkonstitution daran erinnert, dass das gesamte Volk Gottes zur Heiligkeit berufen ist. Diese allgemeine Berufung zur Heiligkeit sei die Grundlage der Verehrung Einzelner. Heiligenverehrung sei nicht zu verwechseln mit Personenkult. Es gehe darum, was  Leben und Werk der Heiligen in den Herausforderungen unserer Zeit zu sagen haben.  Nicht aus historischem Interesse wird in der Kirche heiliger Menschen gedacht, sondern deswegen, weil sie in Fragen wegweisend sind, die sich heute stellen.  Durch die Seligsprechung wurde Paul Josef Nardini als Vorbild herausgestellt, der Lebenszeichen des Glaubens gesetzt hat, die heute noch wegweisend sind. Sein gelebter Glaube soll für alle Christen ein Ansporn sein, Gott und den Nächsten zu lieben.  Nach dem Verlesen der Urkunde des Bischofs, in der die Reliquie des seligen Priesters Paul Josef Nardini für authentisch erklärt wird, wurde das Reliquiar  in einer feierlichen Prozession durch die Kirche und abschließend in die Nikolauskapelle übertragen.  Der denkwürdige Festgottesdienst endete mit dem Lobgesang “Großer Gott, wir loben Dich”.

 

von Heiner Oppermann