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Kaplan Anthony Anchuri verlässt die Pfarrei Hl. Johannes XXIII., Lambrecht

Abschiedsgottesdienst am Sonntag, den 27. Oktober um 10 Uhr in die Herz Jesu Kirche in Lambrecht

Lambrecht

Der Allgemeine Geistliche Rat (AGR) in Speyer hat vor einigen Wochen entschieden, Kaplan Anthony Anchuri in eine andere Pfarrei zu versetzen. Seine neue Wirkungsstätte ist die Pfarrei Hl. Bruder Konrad in Martinshöhe. Rückblickend erinnert sich Kaplan Anthony an viele Fragen, die ihm während seines Hierseins immer wieder gestellt wurden und möchte sie nun für alle verständlich beantworten.

Wann haben Sie von Ihrem Bischof erfahren, ob Sie sich vorstellen könnten, als Kaplan in Deutschland zu arbeiten und was war Ihr erster Gedanke?

Ich habe während des Gottesdienstes einen Anruf meines Bischofs bekommen, ob ich nach Deutschland gehen möchte. Es war für mich eine große Überraschung, aber ich habe ohne groß nachzudenken „Ja“ gesagt. Ich hatte keine Angst, denn Gott wird immer bei mir sein, egal wohin ich gehe. Als einziges Problem habe ich die deutsche Sprache gesehen.

Wie haben Ihre Eltern und Ihre Brüder reagiert, als Sie Ihnen erzählt haben, in das ferne unbekannte Deutschland zu gehen?

Meine Mutter war zuerst dagegen, meine Brüder waren der Meinung, das ist dein Leben, deine Berufung, du musst gehen, wo dich Gott hinschickt. Sie haben mir versprochen, für meine Eltern zu sorgen. Nachdem meine Mutter meine zweite Heimat hier kennengelernt hat, sagt sie, du kannst noch länger bleiben, weil sie die Gastfreundschaft hier erlebt hat und die Liebe und Freundlichkeit, mit der die Menschen mir hier begegnen.

Wie wurden Sie hier aufgenommen?

Ich wurde hier vom ersten Tag an herzlich im Pfarrhaus in Lindenberg aufgenommen. Pfarrer Neumer hat mir den Anfang sehr leicht gemacht, er hat mich immer ermutigt, dafür bin ich froh und dankbar. Die freundlichen Menschen habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen. Sie alle haben mir geholfen, dass sich mein Heim¬weh in Grenzen hielt.

Passt die Mentalität der Pfälzer zu Ihnen?

Ich kann ohne Übertreibung sagen, es passt zu 100 %. Ich glaube, ich war unbewusst schon ein Pfälzer in Indien. Ich habe bis auf den heutigen Tag keine schlechte Erfahrung gemacht, nie ein böses Wort gehört, ich war bei allen Leuten willkommen. Die Gastfreundschaft der Pfälzer ist einmalig.

Haben Sie sich hier jemals als Fremder gefühlt?

Ich habe mich nie als Fremder gefühlt Ich hatte von Anfang an das Gefühl, hier gehöre ich hin, hier ist mein Platz. Hier gehöre ich dazu. Gott hat es gut mit mir gemeint.

Sie müssen doch einen Schreck bekommen haben, als Sie die fast leeren Kirchen hier bei uns gesehen haben, wo Sie doch das genaue Gegenteil in Indien gewohnt sind?

Sie werden es mir vielleicht nicht glauben, ich habe mich nicht gewundert. Die wenigen Leute, die immer da sind, die sind mir wichtig, nicht die Zahl. Mit ihnen habe ich gerne die Gottesdienste gefeiert. Jesus hat auch mit 12 Jüngern seine Arbeit begonnen, nicht mit der ganzen Welt.

Wie unterscheidet sich die Spiritualität der deutschen zu den indischen Gläubigen?

Zunächst glaube ich: jeder hat eine Sehnsucht nach Gott. Wenn ich hier den Leuten begegne, versuche ich ihnen immer einen Weg zu zeigen, auch wenn sie schon Jahre nicht mehr in der Kirche waren. In Indien, wo es den Leuten nicht so gut geht, suchen sie die Hilfe von Gott. Für sie gehört Gott zum täglichen Leben dazu. Vor ihrer Arbeit besuchen sie ganz früh den Gottesdienst, dadurch gehen sie gestärkt an ihre Arbeit. Die Kinder bekommen von klein auf einen lebendigen Glauben durch das Beispiel ihrer Familie.

Wie sind Sie mit dem deutschen Essen zurechtgekommen und haben Sie ein deutsches Lieblingsessen?

Außer Sauerkraut esse ich alles. Ein gutes Schnitzel hat mir am Anfang die Umstellung vom indischen zum deutschen Essen sehr erleichtert. Mein Lieblings-gericht ist Kartoffelsuppe, Dampfnudeln und Vanillesoße.

Was war für Sie das wichtigste Erlebnis in den 4 Jahren in Deutschland?

Das größte Erlebnis war für mich meine Reise nach Rom mit dem unvergesslichen Erlebnis, Papst Franziskus ganz nahe zu sein. Ich konnte sogar 1 Minute mit ihm sprechen. Das wäre von Indien aus nicht möglich gewesen. Auch die Feier meines 10-jährigen Priesterjubiläums in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche, zusammen mit meiner Mutter und meinem Bruder, werde ich nie vergessen.

Sie betreuen in Indien ein soziales Projekt. Um welches Projekt handelt es sich und sind Sie mit dem Verlauf Ihres Projektes zufrieden?

Am Anfang hatte ich vor, eine Kapelle bauen zu lassen, die dem heiligen Josef geweiht werden sollte. Diesen Wunsch habe ich immer noch. Aber dann dachte ich, es wäre besser, zuerst etwas für die armen Leute zu tun. Seit 3 Jahren gibt es die Suppenküche. Meine Mutter kocht jeden Tag für ungefähr 20 arme Leute. Mittler-weile wurde mit dem Bau des Mutter-Teresa-Altenheims für ca. 30 alte Leute begonnen für einige bedürftige Kinder in meiner Heimat wurden Patenschaften geschlossen. Ohne Ihre großzügige Unterstützung hätte ich das alles nicht machen können. Ich hoffe, Sie werden mich auch weiterhin unterstützen, auch wenn ich nicht mehr hier in der Pfarrei bin.

Wie haben Sie die Nachricht Ihrer Versetzung nach Martinshöhe aufgenommen?

Am 14. August kam der Anruf aus Deutschland. Ich habe gerade an der Muttergottesstatue gebetet und hier großen Trost erfahren. Es fällt mir schwer, die Pfarrei und besonders die Menschen zu verlassen. Aber getreu nach Lukas 22, 42: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe“, gehe ich voller Gottvertrauen dahin, wo mich Gott mich hinschickt.

Das Schlusswort gehört Ihnen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei allen zu bedanken für Ihre Liebe mir gegenüber, für jedes Lachen und für jedes freundliche Wort. Mein Dank gilt allen, bei denen ich zu Gast sein durfte, sei es nur für einen Kaffee oder für ein Glas Wasser. Ganz besonders danke ich allen für die Unterstützung meines sozialen Projekts, für Ihre Spenden und für Ihr Gebet. Falls ich jemanden unabsichtlich enttäuscht habe, bitte ich um Entschuldigung. Ich wünsche Ihnen, dass Sie an Ihrem Glauben festhalten und Sie sich nur auf Gott verlassen und nicht auf Menschen.

Sie alle sind in meinem Herzen und im Gebet sind wir miteinander verbunden. Ganz herzlich möchte ich Sie alle zu meinem Abschiedsgottesdienst am Sonntag, den 27. Oktober um 10 Uhr in die Herz Jesu Kirche in Lambrecht einladen.

 

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