Nach seinem Buch mit dem Titel:“ Bauern und andere Leute“ von 2011 welches die Bauern seiner Heimatstadt Wolfstein zum Gegenstand hat und einem weiteren mit dem Titel:“ Waldbauern und andere Leute“ von 2015 (Pfälzerwald) ergibt es sich fast von selbst, dass Hermann Dietrich ein Stück in der Pfalz nach Osten rückt und an das Thema: „Weinbauern und andere Leute“ herangeht.
Warum solche Bücher? Das erklärt der Autor Hermann Dietrich im nachfolgenden Text.
Irgendwann ist mir klar geworden, dass ich mit meinen Zeitgenossen eine ungeheure Veränderung im Leben der Menschen mitgemacht habe. Was gestern jahrhundertelang selbstverständlich war, wird nie mehr so sein.
Warum soll es „Weinbauern“ heißen und nicht „Winzer“? Ganz einfach! Die kleinen Leute, um die es hier geht, waren in der Hauptsache Bauern als Selbstversorger und der Weinbau war ein Zusatzerwerb.
In den Jahren von 1950 bis 1970 vollzog sich in den Dörfern der Haardt ein Wandel, den man auch als Abschied von der Jungsteinzeit ansehen kann. Waren die Weinbauern bisher „Vollselbstversorger“ so wurden sie jetzt entweder zu Winzern oder sie hörten auf und verdienten sich leichteres Geld in der aufblühenden Wirtschaft dieser Jahre. Nach Fritz Schumann bestand das „Feld“ der Weinbauern früher zu je einem Drittel aus Wiesen, Äckern und Weinbergen.
Lange habe ich gezögert an das Thema heranzugehen, weil ich fürchtete von dieser Sache aus eigener Anschauung wenig beitragen zu können. Als mein Jagdfreund Helmut Wolf aus Ungstein einmal von einem „Wiesbaumschlopp“ sprach, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: „Du kennst ja Leute, die dir bei dem Projekt helfen können“. Helmut Wolf hat zum Beispiel bis 1964 mit Pferden gearbeitet in seinem Betrieb, der dann zu beachtlicher Größe herangewachsen ist.
Mein Lehrerkollege Gerd Becker aus Haardt wäre in seiner Kindheit beinahe in der Jauchegrube (Puhlgrub) ertrunken und hat auch sonst noch viel zu erzählen. Der Kollege Horst Schwarztrauber hat die Realteilung am eigenen Leib erlebt und ist ein großer Weinfreund. Mein Schulkamerad Pfarrer Klaus Herrmann aus Weiher hat einen Bruder, Hans Werner Herrmann, der schon beim ersten Gespräch am Telefon beweist, dass er viel zu berichten hat. Er erinnert sich unter anderem, dass bei den Großeltern das mit dem Wein verdiente Geld bis August reichte und dann Kredite für den Lebensunterhalt aufgenommen werden mussten.
Der gelernte Küfer Werner Meisel aus Hambach hat eines meiner Bücher gelesen und bringt mir unaufgefordert reichliches Material zu dem Beruf des Küfers. Bei dem Weinfachmann Fritz Schuman in Ungstein finde ich ein typisches Weinbauernhaus. Er verweist mich auf seine Kollegen, den ehemaligen Chef der Weinbauschule, Karl Adam. Dieser führt mich durch das von ihm gestaltete „Weinbaumuseum“ in Mußbach, wo nicht nur Weinbau sondern auch Selbstversorgung dokumentiert ist.
Karin Egydi, geborene Beck, verweist mich an die Familie Zimmermann in Haardt, wo ich viele Bilder aus dieser Zeit vorfinde und eine Seniorchefin, welche mit 94 Jahren noch sehr rüstig ist und viel zu berichten und zu erklären weiß.
Bilder gibt es zuhauf, vor allem von Vater und Tochter Strieffler, welche die Idylle suchten und in Wirklichkeit rauen Arbeitsalltag festhielten. Die Dorfchroniken der Weindörfer enthalten viel Material zu meinem Thema. Dies gilt für Königsbach, Gimmeldingen, Lachen-Speyerdorf. Besonders die Chronik von Haardt aus dem Jahr 1980, geschrieben von Karl Beck und seiner Tochter Karin, enthält authentische Augenzeugenberichte aus alter Zeit.
Wer sind die „anderen Leute“ im Titel?
Die Lebensweise der Weinbauern brachte sie vor allem mit Küfern, Wagnern, Schmieden, Sattlern, aber auch mit Müllern und Dreschmaschinenbesitzern in Verbindung. Das sind Berufe, welche weitgehend ausgestorben sind oder sich stark verändert haben.
Im Gebiet der ganzen Weinstraße gibt es unzählige Steinbrüche. So darf man auch die nicht vergessen, welche neben ihrem Weinbau auch im Steinbruch gearbeitet haben.
Es ist mir klar, dass der aufmerksame Leser in diesem Buch unterschiedliche Dichte und Ausführlichkeit der einzelnen Kapitel feststellen wird. Das hängt natürlich auch von der Fülle des jeweiligen Materials ab, welche sehr unterschiedlich ist. Einen Sattler kann man weit und breit nicht mehr finden, aber die Dorfmühle in Edesheim ist noch bestens erhalten und geführt.
Auch in diesem Buch versuche ich deutlich zu machen, dass meine Generation (1942) Zeuge einer Zeitenwende war. In unserer Kindheit haben wir noch eine Welt erlebt, wie sie sich jahrhundertelang nicht verändert hat und wie sie nie mehr sein wird.
Nachtrauern muss man dieser Zeit nicht, denn sie war vor allem von Arbeit, Mühe und Not geprägt, aber festhalten sollte man doch, was sonst vergessen werden würde.
Mögen sich viele in dem Buch wiederfinden!
Das Buch kostet 22 Euro + Versandkosten
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