Seit jeher ist der Harz eines der schönsten Reiseziele in Deutschland. Und so war es nun mal an der Zeit, dass die alten „Alte Herren“ des Weidenthaler Fußball-Clubs sich auch mal auf den Weg machten, in das Land wo Lokomotiven noch dampfen und Hexen noch tanzen. Passend dazu wurde noch ein kleines Jubiläum gefeiert. Das was vor 40 Jahren in Rauris in den Hohen Tauern begann, fand seine vierzigste Auflage im wunderschönen Wernigerode. Die Reihe der AH-Ausflüge des FC Wacker. Das Wetter war bestens und gute Laune war mehr als genug im Gepäck.
Die Anreise durch das Thüringer Becken über Langensalza und Bad Frankenhausen gestaltete sich problemlos und führte weiter durch das berühmte Kyffhäusergebirge nach Stolberg, dem Geburtsort von Thomas Müntzer, einem Gegenspieler Martin Luthers. Die bunten mittelalterlichen Fachwerkhäuser in den winkligen Gassen bestimmen das Bild des majestätisch vom Schloss der Stolberger Grafen überragten Städtchens im Südharz. Stadtführerin Elke Franke führte humorvoll und mit viel Wissen als Barbara Reiffenstein – eine Bürgerin aus dem 16. Jahrhundert – durch den wunderschönen Ort. Sie war die Ehefrau von Wilhelm Reiffenstein, Humanist sowie Freund von Philipp Melanchthom und Martin Luther, dessen Schwager er war.
Die Reise ging tiefer in den Harz hinein nach Wernigerode, der auch als Bierstadt (Hasseröder) bekannten Fachwerkstadt am Fuße des Brockens. Dieser ist mit 1.141 m Norddeutschlands höchste und auch berühmteste Erhebung. Der neunzigjährig Ende 2022 verstorbene und als „Brocken-Benno“ bekannte Wanderer Benno Wolfgang Schmidt bestieg den Berg insgesamt mehr als neuntausend mal. Die meisten Gipfelaspiranten machen es sich aber einfacher und nutzen für die Tour die über einhundert Jahre alte nostalgische Harzer Schmalspurbahn. Damit geht es weitaus gemütlicher über Drei Annen Hohne und Schierke hoch hinauf. Bei bestem Wetter genossen die Weidenthaler die Fahrt mit der alten Dampfbetriebenen Brockenbahn, einen flüssigen „Schierker Feuerstein“ zwischendurch mit eingeschlossen. Bei der Rundwanderung um das Brockenhaus und die sonstigen technischen Anlagen erklärte Wanderführerin Elke alles Wichtige und Interessante zur wechselvollen Geschichte des Berges mit seinen Bauwerken. Tolle Fernsichten inklusive.
Zurück in Wernigerode wurde Elke dann wieder zur Stadtführerin. Die „Bunte Stadt am Brocken“ hat viel zu bieten und gilt als schönste Stadt im Harz. Höhepunkte sind sicher das alles überragende Barockschloss und das Rathaus. Der spätgotische Fachwerkbau zählt zu den schönsten deutschen Rathausbauten. Zusammen mit dem „Gothischen Haus“ und dem „Wohltäterbrunnen“ dominieren diese einzigartigen Bauwerke den zum Verweilen einladenden Marktplatz. Gesehen haben sollte man unter vielem anderen auch die St. Johanniskirche und die St. Sylvestrikirche sowie das „Schiefe Haus“ und das „Kleinste Haus“.
Am nächsten Tag startete die Reisegruppe dann zu einer Rundfahrt durch den mittleren Harz. Nun an Bord Reiseleiterin Ulla Uhlmann. Zunächst wurde Schierke an der Brockenbahn ein Besuch abgestattet. Dort meldete 1924 Willy Drube die Rezeptur für einen unverwechselbaren Kräuterlikör zum Patent an und begann in seiner Apotheke mit der Produktion. Der „Schierker Feuerstein“ war geboren. Oberhalb vom Schierker Bahnhof befinden sich die Felsklippen, die der „Medizin“ ihren Namen gaben. Das Stammhaus „Alte Apotheke“ wurde besichtigt und die „Medizin“ natürlich auch gerne verkostet.
Die Reise ging weiter nach Torfhaus mit dem tollen Blick auf den Brocken. Mit seinen 812 Höhenmetern stellt der Ortsteil von Altenau einen echten Harzer Höhepunkt dar. Der Ort wurde einst von Torfstechern gegründet, die in den nahen Oberharzer Hochmooren arbeiteten. Auf dem Weiterweg wurde dann noch der Holzschnitzerei der Familie Hermann Meier in Altenau ein außerplanmäßiger Besuch abgestattet. Dahinter verbirgt sich schon seit über 200 Jahren eine Welt voller Märchen und Wunder. Naturgetreue Landschaften aus dem Erzgebirge und dem Harz sowie Nachbauten aus dem Silberbergwerk findet man in der liebevoll hergerichteten Ausstellung „Wunder in Holz“. Sehr zu empfehlen.
Es folgte ein Spaziergang durch die Bummelallee in Bad Harzburg. Der Heilklimatische Kurort steht bei Natur- und Wanderfreunden hoch im Kurs. Imposante Gebäude in Bäderarchitektur prägen das Erscheinungsbild des Ortes. Auch im Pferdesport hat Bad Harzburg einen Namen. Jedes Jahr im Juli findet auf der historischen Naturrennbahn eine überregional bedeutende Galopprennwoche statt, demnächst die 143. Auflage vom 22. bis 30. Juli. Das benachbarte Harzburger Gestüt besteht seit über 600 Jahren und ist damit Deutschland ältestes Vollblutgestüt. Auf der Rückfahrt wurde noch der Glasmanufaktur Harzkristall in Blankenburg ein Besuch abgestattet. In der Schauwerkstatt konnte man hautnah sehen, wie aus bunten Glasstäben kunstvolle und filigrane Tiere, Schmuck oder auch Orchideenstäbe von der Lampe gefertigt werden. Jedes Stück ein echtes Unikat. Tolle Ausstellungen bieten viel für Augen und Sinne. Und man kann sogar unter fachkundiger Anleitung eine eigene Weihnachtskugel blasen.
Kein Tag ohne Höhepunkte. Die Rappbodetalsperre besitzt den größten Stausee im Harz. Er ist etwa acht Kilometer lang und fasst bis zu 109 Millionen Kubikmeter Wasser. Die 415 Meter breite Staumauer ist mit ihrer Höhe von 106 Metern die höchste Staumauer Deutschlands. Mit „Harzdrenalin“ findet rund um die Talsperre ein aufregendes Kontrastprogramm statt. Zum Beispiel die größte Doppelseilrutsche Europas, mit einem Kilometer Länge und 120 m Höhendifferenz, Wallrunning mit 43 Meter angeseilt die Wendefurther Staumauer hinablaufen, die bei ihrer Eröffnung 2017 mit 458 m längste Hängebrücke der Welt, 75 m freier Fall vor der Staumauer, Aussichtsturm und anderes mehr. Die wagemutigen Weidenthaler Adrenalinjunkies gaben sich mit Hängebrücke und Aussichtsturm zufrieden.
Anschließend Weiterfahrt zum berühmten Hexentanzplatz hoch über Thale. Er liegt 454 m hoch auf einem sich senkrecht aus dem Bodetal erhebenden Felsen und bietet tolle Ausblicke in das Bodetal, nach Thale und zum Rosstrappe-Felsen. Wegen Bauarbeiten sind aber weitere Anlaufpunkte derzeit leider nicht machbar. Doch mit der Welterbestadt Quedlinburg wurde dieser kleine Makel mehr als wett gemacht. Schon um 500 sollen hier Duren (Thüringer) gesiedelt haben. Quedlinburg hat seit Heinrich I. große Geschichte geschrieben und viele Zeugen dieser bedeutenden Vergangenheit bis heute eindrucksvoll bewahrt. Den mittelalterlichen Stadtkern mit weit über 2.000 Fachwerkhäusern, die Stiftskirche St. Servatii, etliche weitere Kirchen, das Rennaissance-Schloss, historische Gärten und vieles mehr begeistern jährlich unzählige Besucher. Seit 1120 befindet sich im nördlichen Querhaus die Schatzkammer von St. Servatius. Sie bewahrt den berühmten Quedlinburger Domschatz mit vielen Kostbarkeiten. Reiseleiterin Ulla hatte mal wieder viel zu erzählen. Doch die Reisefreunde aus der Pfalz gaben sich mit weitaus profaneren Dingen zufrieden. Und die gab es im Brauhaus Lüdde zu finden. Knuttenforz und Pubarschknall, so hießen die Schätze im Biergarten von Lüdde-Bräu. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen sicher eine gute Alternative zu den kirchlichen Kostbarkeiten.
Auch die schönste Reise geht einmal zu Ende. In Goslar schüttete es wie aus Kübeln, sodass die geplante Stadtführung ausfallen musste. Mehr als ein Blick auf das Breite Tor am Stadteingang und die Kaiserpfalz mit dem Kaiserhaus war nicht zu erhaschen. Doch das nahmen die Weidenthaler locker. Ein letzter großer Höhepunkt stand noch auf dem Plan. Die nach dem schwedischen König Gustav Adolf benannte Holzkirche entstand 1907/08. Sie verkörpert den aus der Wikingerzeit stammenden Stil norwegischer Stabkirchen. Zwölf Masten tragen den Bau, dessen Langhaus gen Osten in einer halbrunden Apsis schließt. Der Glockenturm steht nach Westen frei. Ein dreistufiges Dach mit dreistufigem Dachreiter prägt das äußere Erscheinungsbild. Auch das Innere der Kirche begeistert mit ihrem Baustil ganz in Holz. Der eindrucksvolle Altar ist reichhaltig ausgestattet mit Bildern aus dem Buch der Offenbarung. Diese Stabkirche im Harz sollte man einfach gesehen haben. Dank dem Regen waren die Pfälzer die einzigen Besucher. Da hatte sogar das noch etwas Gutes. Ein würdiger Abschluss einer wunderbaren Reise durch die schönsten und aufregendsten Regionen des Harzes.
Doch ein kleines Appetit-Häppchen sollte es noch geben. Auf der Heimreise steuerte Busfahrer Frank die Königs-Alm in Nieste bei Kassel im Kaufunger Wald an. Das Ambiente in dieser urigen alpenländischen Berghütte regte doch gleich zu Planungen für das kommende Jahr an. Vielleicht geht es dann ja mal wieder in die Berge.
Herbert Laubscher ließ abschließend die Fahrt nochmals Revue passieren und bedankte sich bei allen Beteiligten, die zum Gelingen dieser einmaligen Reise beigetragen haben, insbesondere beim Team von Richter-Reisen und dem umsichtigen Fahrer Frank.
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