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Tätigkeitsbericht der Gleichstellungsbeauftragten im Kreistag

Christina Koterba-Göbel organsiert viele Veranstaltungen, bildet Netzwerke und bietet Beratungen und Unterstützung

Auf die Frage „Wozu braucht man eine Gleichstellungsbeauftragte?“ hat Christina Koterba-Göbel viele Antworten. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Bad Dürkheim hat in der Sitzung des Kreistags am 16. April über ihre Aktivitäten im Jahr 2023 berichtet.

Warum Gleichstellungsarbeit immer noch nötig ist, verdeutlichen einige Daten und Fakten: Frauen verdienen im Schnitt immer noch 18 Prozent weniger als Männer. Sie übernehmen überwiegend die Care-Arbeit in der Familie, kümmern sich also um Haushalt, Kinder oder zu pflegende Angehörige. Jede dritte Frau in Deutschland ist von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen.

Koterba-Göbel erinnerte an die rechtliche Grundlage ihrer Arbeit. In Landesverfassung, Gemeinde- und Landkreisordnung ist festgehalten: „Die Verwirklichung des Verfassungsauftrags der Gleichberechtigung von Frau und Mann ist auch eine Aufgabe der Landkreise. Durch die Einrichtung von Gleichstellungsstellen wird sichergestellt, dass die Verwirklichung dieses Auftrags bei der Aufgabenwahrnehmung erfolgt.“ Als Aufgaben hat Koterba-Göbel die Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in vielerlei Hinsicht zu bearbeiten: Es geht um einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft, Organisation von Veranstaltungen zu frauenspezifischen Themen, ein Netzwerk für Frauenverbände, -initiativen und
-organisationen sowie die Unterstützung von ratsuchenden Bürgerinnen und Bürgern. Auch die Öffentlichkeitsarbeit ist Teil ihrer Arbeit, „dafür nutze ich auch gern unser Kreismagazin DÜW-Journal, in dem ich im vergangenen Jahr in jeder Ausgabe auf einer Seite über Inhalten zu Gleichstellungsthemen berichtet habe“, sagte Koterba-Göbel.

Innerhalb der Kreisverwaltung hat sie im Jahr 2023 an 312 Maßnahmen mitgewirkt – von Personal- bis Organisationsangelegenheiten. Außerdem hat sie an 74 Vorstellungsgesprächen mit zahlreichen Bewerberinnen und Bewerben und danach an Auswahlverfahren teilgenommen. Die Gleichstellungsbeauftragte ist bei Sitzungen des Kreistags, Kreisausschusses, Jugendhilfeausschusses und Frauenbeirats dabei, ebenso ist sie involviert beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement, bei der Arbeitsgruppe Psychische Gesundheit und beim Aktionstag der Reihe „Tage der seelischen Gesundheit“, der in der vergangenen Woche in der Kreisverwaltung stattgefunden hat.

Koterba-Göbel ist aber auch im Netzwerk der Gleichstellungsbeauftragten aktiv. Es gibt regelmäßigen Kontakt und Austausch mit den Ehrenamtlichen, die im Landkreis in den Verwaltungen bestellt sind, zweimal jährlich findet ein Treffen im Kreishaus statt. Kolleginnen werden von Koterba-Göbel beraten, sie gibt Hilfestellungen und hält Workshops für neue Gleichstellungsbeauftragten. Auch über die Kolleginnen hinaus ist ihr Netzwerk breit aufgestellt, reicht von Mehrgenerationenhaus über Frauenhaus, Kreisvolkshochschule, Agentur für Arbeit bis hin zu Gemeindeschwestern plus, Frauennotruf, Lebenshilfe, aber auch Gesundheits- oder Jugendamt.

Beraten hat sie im vergangenen Jahr 23 Frauen und einen Mann, „viele suchten mehrfach das Gespräch“, berichtete Koterba-Göbel. Themen waren der Wiedereinstieg in den Beruf, finanzielle Probleme nach Trennung oder Scheidung, sexuelle Belästigung, familiäre Belastungssituationen, Umgangsrecht und Beratungen für Alleinerziehende, Probleme mit Antragsstellungen bei Behörden und Institutionen, Grundsicherung und Rente, Mobbing oder Gewalt in engen sozialen Beziehungen.

Die Gleichstellungsbeauftragte hat an diversen Fachtagungen der Landesarbeitsgemeinschaft Gleichstellung (LAG) teilgenommen und war auch bei der Bundeskonferenz im Mai in Leipzig, bei der Jahrestagung des Familien- und Frauenministeriums in Mainz, beim Gleichstellungstag in Boppard oder bei einer Veranstaltung zum Thema „Let’s talk about Meno-Pause“.

Koterba-Göbel hat selbst Aktionen rund um Girls Day und Boys Day geplant, um junge Menschen für eine Berufswahl ohne Stereotypen zu sensibilisieren. Unter anderem hat sie dafür gesorgt, dass „16 Schüler in Kitas in den Beruf des Erziehers reinschnuppern konnten“, erzählte sie im Kreistag. Außerdem hat sie Selbstbehauptungskurse für Schuldkinder organisiert und die Veranstaltungsreihe „Frauen. Machen. Politik“ auf die Beine gestellt. Dabei ging es unter anderem zum Europaparlament nach Straßburg, es gab die Stadtführung „Dürkheimer Frauengeschichte(n)“, einen Online-Talk zum Weltfrauentag mit dem Thema „Frauen im Landkreis – mein Weg in die Politik“ oder den Workshop „Konflikte lösen“.

Ein weiteres wichtiges Projekt war die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern am Bad Dürkheimer Werner-Heisenberg-Gymnasium zum Thema Catcalling, mit dem Ziel, auf das Problem der verbalen sexuellen Belästigung im öffentlichen Raum aufmerksam zu machen. Weitere Veranstaltungen mit Kooperationspartnern waren eine Lesung mit Aktivistin und Journalistin Kristina Lutz aus ihrem Buch „Die Zukunft der Außenpolitik ist feministisch“ und ein Online-Workshop zum Thema „Mobbing am Arbeitsplatz“.

Koterba-Göbels jährlich stattfindende Aktionen gab es auch 2023: das Hissen der Fahne zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“, die Weihnachtstüten für die Tafeln von Bad Dürkheim, Grünstadt und Neustadt/Haßloch sowie das Weihnachtswichteln für bedürftige Kinder.

Ausdrücklich dankte Koterba-Göbel für die gute Zusammenarbeit mit dem Kreisvorstand, der Büroleitung, dem Personalreferat, allen Abteilungen, dem Personalrat und weiteren Stellen in Verwaltung und Gremien.

Mit Bezug zur Ausgangsfrage nannte die Gleichstellungsbeauftragte einige prägnante, internationalen Beispiele: Die im Iran inhaftierte Nobelpreisträgerin Narges Mohammadi, die sich gegen die Unterdrückung von Frauen engagiert. Die Fußballerinnen von Ajax Amsterdam, die wegen der schlecht spielenden Herrenmannschaft keine Meisterfeier bekamen. Die unfreiwillig auf den Mund geküsste spanische Nationalspielerin Jennifer Hermoso. Oder ein Grazer Bordell, das per Plakatwerbung „Mädchentester“ sucht. „Das sind einige Gründe, aber es gibt noch viele weitere, warum wir immer noch Gleichstellungsbeauftragte brauchen“, betont Koterba-Göbel.

© RosZie/Pixabay

 

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