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Kariol-Postfahrten verbinden die Orte Esthal und Neidenfels mit Lambrecht

Frankeneck

Alte Fotos sind nicht nur Momentaufnahmen, sondern auch wichtige Zeitdokumente. Sie zeigen die Lebensweise, Kleidung, Architektur und Technologie vergangener Zeiten und bringen uns die Geschichte von Menschen, Orten und Ereignissen näher. Darüber hinaus ermöglichen sie uns, die Vergangenheit besser zu verstehen, zu schätzen und zu bewahren.

Viele alte Fotos verbergen sich noch in Alben und Fotoschachteln und warten darauf, wiederentdeckt zu werden. Oftmals gibt es jedoch niemanden mehr, der die abgebildeten Personen oder die Umstände kennt. Das hier gezeigte historische Foto enthüllt jedoch viele Details, wodurch es leicht war, seine Geschichte zu erforschen.

Die Personenbeförderung in den Ortschaften unserer Region, die Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts nicht an die Pfälzische Ludwigsbahn angeschlossen waren, erfolgte hauptsächlich mittels Kutschen oder Kariolen. Insbesondere zwischen Neidenfels und Lambrecht sowie zwischen Esthal und Lambrecht wurden Kariolen eingesetzt, die auch einen Zwischenstopp in Frankeneck machten. Die Kariole ist eine leichte Kutsche, die von einem Pferd gezogen wird. Sie eignet sich hervorragend für die weniger befahrenen Strecken und wurde sowohl zur Postverteilung als auch zur Personenbeförderung genutzt. Die Strecke Lambrecht – Elmstein wurde zur Personenbeförderung, wie bereits berichtet, bis 1909 von zweispännigen Kutschen bedient.

Die Kariol-Route Neidenfels – Frankeneck – Lambrecht bestand von 1895 bis 1916. Die Kariol-Fahrten auf der Strecke Esthal – Frankeneck – Lambrecht endeten am 31. März 1914.

Das historische Foto zeigt den Kariol-Wagen auf seiner letzten Fahrt von Neidenfels nach Lambrecht vor der Postagentur in Frankeneck. Dieses Gebäude beherbergte auch die Bäckerei, Wirtschaft und Mehlhandlung von Johannes Marschall. Auffällig war ein Schild mit bayerischem Wappen und der Aufschrift „K. b. Postagentur“, von dem man auf diesem Foto leider nur die letzten drei Buchstaben des Wortes „Postagentur“ erkennen kann. Neben der Eingangstür war ein gusseiserner, blau gestrichener Briefkasten angebracht, und über der Tür hing eine farbige Laterne. Diese Details habe ich erfahren von Fred Weinmann, der seine Sommerferien oft im Haus seines Großvaters Johannes Marschall in Frankeneck verbrachte und das rege Treiben an der damaligen Poststation im Elmsteiner Tal miterlebte. Seine Erinnerungen beschrieb er in dem Aufsatz „Als das Posthorn noch im Elmsteiner Tal erklang“, in dem er den Tagesablauf an der Frankenecker Poststation detailliert darlegt. Sogar der in seinem Text beschriebene Eisenring zum Anleinen der Pferde ist auf dem Foto sichtbar. Es bleibt ungewiss, ob die Person links im Bild Johannes Marschall ist, da dies für mich nicht verifizierbar ist. Rechts neben der Wirtschaft Marschall befand sich eine weitere Gaststätte, die Restauration Matthias Villinger. Das Wort Restauration bedeutet hier Wirtshaus oder Gaststätte. Laut dem Namensverzeichnis von 1914 war Villinger ein Wirt und Kaufmann.  Die beiden Gebäude existieren noch in der Talstraße, jedoch erinnert heute nichts mehr an ihre damalige Nutzung. Es wäre interessant zu erfahren, ob es noch Erinnerungsstücke oder Fotografien von der Postagentur und den beiden Gasthäusern aus dieser Zeit gibt.

 

Die letzte Kariol-Postfahrt Neidenfels – Lambrecht macht Halt an der Postagentur in Frankeneck

 


Zum Vergleich ein aktuelles Foto, das die beiden Häuser zeigt

 

Ein weiteres Foto von der letzten Kariol-Postfahrt Neidenfels – Lambrecht. Standort ist nicht bekannt.

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