E l m s t e i n | 18.09.2004 |
Förderkreis
Kirchenruine Appenthal e.V. - Dorfgemeinschaft Appenthal
e.V.
Am Samstag, den 18.09.2004 wurde das Modell eines Harzofens, das am nördlichen Ortsausgang von Appenthal erstellt wurde, der Öffentlichkeit vorgestellt. Viele Besucher waren der Einladung des Förderkreises Kirchenruine Appenthal e.V. und Dorfgemeinschaft Appenthal e.V. gefolgt, um das Bauwerk zu besichtigen und sich die Harzgewinnung erklären zu lassen. Gleichzeitig wurde der in unmittelbarer Nachbarschaft liegende und sanierte Kinderspielplatz für die Kinder wieder freigegeben. Über den Kinderspielplatz werden wir gesondert berichten. Die Feierstunde wurde durch den Prot. Posaunenchor, unter der Leitung von Christa Rottmayer, musikalisch begleitet. Der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, Norbert Hoffmann, konnte sehr viele Zuhörer begrüßen. Besonders begrüßte er Fridolin Heintz, ohne dessen Engagement der Harzofen wohl nicht gebaut worden wäre. Fridolin Heintz stellte den Bau des Harzofens vor. Als vor 5 Jahren durch das Vorstandsmitglied Erwin Haag II. bei Baggerarbeiten die Reste eines Harzofens gefunden wurden, war die Euphorie groß. Leider fand man nur noch das Fundament, den Trichter und die Rinne. Das Landesamt für Denkmalpflege fand diesen Fund nicht für erhaltenswürdig. Doch die Vorstandschaft des Förderkreises ließ sich nicht davon entmutigen und versuchte so viele Überreste wie möglich zu bergen. Hatte man doch endlich den Beweis gefunden, dass die Annexe Harzofen ihren Namen zu Recht trägt. Inzwischen wurden 4 Harzöfen gefunden. Doch alsbald musste man einsehen, dass der Wiederaufbau eines Harzofens mit ehrenamtlichen Kräften nicht möglich war. In den beiden örtlichen Maurermeistern Herbert Münch und Holger Münch fand man Fachleute die dem Förderkreis mit Rat und Tat zur Verfügung standen. Die Sparkasse Mittelhaardt und die Dorfgemeinschaft Appenthal e.V. gaben großzügige Zuschüsse. Mit dem Bau des Modells konnte dann im September 2002 begonnen werden. Für den jungen Maurermeister Holger Münch war es ein Ansporn den Harzofen nach Zeichnungen und alten Schriften nachzubauen. Zimmermann Oswin Weitzel, unmittelbarer Nachbar zum Harzofen, ließ es sich nicht nehmen, das Modell mit einer Überdachung zu schützen. Der Harzofen in Appenthal ist ein Modell, das in der Pfalz, vielleicht sogar in Rheinland-Pfalz, einmalig sein dürfte. Otto Feyock, ebenfalls Vorstandsmitglied der Dorfgemeinschaft, hielt einen sehr interessanten Vortrag über den Harzofenbau und Harzgewinnung im Pfälzerwald und wusste folgendes zu berichten: "Die in unserer Region gebauten Harzöfen wurden für die Harzgewinnung gebaut und beschränkten sich auf die Gebiete um Kaiserslautern (insbesondere das Landstuhler Bruch, Bad Dürkheim und Elmstein. Als erste Urkunde ist bekannt, dass Lorenz Rosenzweig aus Hagenau 1657 eine Niederlassung in Kaiserslautern für das Brennen von Pottasche und das Sieden von Harz beantragte. Nach einem vorliegenden Bericht von Alois Schäfer aus Weilerbach hatten die Harzöfen folgendes Aussehen: Auf dem Fundament von ca. 2,70 m Durchmesser war eine Doppelwandige Glocke aufgemauert. Die innere Glocke aus Ziegelsteinen war etwa 15 cm und die äußere Glocke aus Sandsteinen etwa 1 m stark. Die Höhe des Ofens betrug etwa 3 m. Zwischen den beiden Glocken befanden sich Feuergänge in etwa gleicher Stärke wie die inner Glockenwand. Im Abstand von ca. 1 m befanden sich rund um die äußere Glocke ca. 8 Heiz- oder Schürlöcher in der Größe von 60 x 45 cm." War die innere Glocke mit Kienholz gefüllt und gut abgedichtet, wurden die Feuer in der äußeren Glocke entfacht. Die Hitze staute sich in dem Zwischenraum der beiden Glocken, konnte durch die dicke Außenwand nicht entweichen und drang durch die dünne Wand in die innere Glocke. Durch die starke Hitze schmolz der Kien. 24 Stunden nach dem Anzünden geht Harzöl ab. Mit Wasser durchsetzt erfolgt danach der eigentliche Harzfluss. Dieser dauerte etwa 4 Tage. Schließlich fließt noch "Schwarzwasser" ab, das in einem eisernen Kessel zu Peck eingekocht wurde. Die Brenndauer betrug etwa 4 – 6 Tage, die Überwachung musste Tag und Nacht erfolgen. Eine Harz- / Pechgewinnung in Öfen war aber nur möglich, wo es Kiefernbestände gab. Damals waren diese in unserer Gegend nicht so groß wie heute. erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Kiefer in unseren Wäldern gefördert. Die Stöcke der gefällten Kiefern, in denen sich der Kien erst nach der Fällung anreicherte, lieferte das begehrte Kienholz. Unter großer Mühe wurden die Stöcke ausgegraben. So ist es nicht verwunderlich, dass gerade in den Wäldern um Elmstein, wo es sicherlich große Mengen an Kienholz gab, viele Harzöfen in Betrieb waren. Die Harz- bzw. Pechsiederei war eine einträgliche Tätigkeit. Die fortschreitende industrielle Entwicklung war das Ende dieser natürlichen Harzgewinnung. Harz und Pech war früher ein wertvolles Produkt. Die Erbauer von Schiffen, der Küfer zum Abdichten der Fässer, die Wagenschmiere war mit Fett angereichertes Peck, der Schmied hat die Wisenteile mit "Schmiedepech" behandelt, der Schuhmacher zog den Nähfaden durch Harzteile, der Sattler benutzte Pech für das "Geriem" der Zugpferde und –ochsen, die Treibriemen in der Industrie wurden mit Pech behandelt, Segelzeug, Seile, Taue, selbst Schuhe, Peckfackeln usw. Überall hat man "Pech" gebraucht. Und heute? Keiner will mehr "Pech" haben!" Die anfallenden Produkte wie Harz, Peck, Wagenschmiere usw. waren in einer kleinen Ausstellung, gesammelt von Otto Feyock zu besichtigen. Für den Bau dieses Harzofenmodells haben viele mit Ideen, der Planung und handwerklichem Können mitgeholfen. Als Dank für ihre Mitarbeit bekamen Fridolin Heintz, Norbert Hoffmann, Erwin Haag II., Herbert Münch, Holger Münch, Oswin Weitzel, Herbert Lauer, Klaus Kullmer und Erich Uhly Teile eines Harzofens überreicht. Ortsbürgermeister Thomas L. Kratz dankte dem Förderkreis und der Dorfgemeinschaft Appenthal, dass sie mit diesem Denkmal der Nachwelt ein Stück der Elmsteiner Geschichte erhalten haben.
Text: Erich Uhly
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