E l m s t e i n 16.10.2011

Pfälzerwald-Verein OG Elmstein
Stadtbesichtigung Ladenburg und Wanderung entlang des Neckars


Die Wandergruppe am Marienbrunnen mit der Mariensäule, Marienstatue (nicht im Bild) auf dem Marktplatz

Zeitig hieß es, aus den Federn zu kommen, denn um 8.45 Uhr war schon die Abfahrt für die Wanderung  mit Wolfgang Ross, erst ein Rundgang in Ladenburg und weiter eine Wanderung durch die „Neckarplatten“ nach Seckenheim. Nach der PKW-Fahrt bis Lambrecht musste mit der Bahn das Wanderziel Ladenburg erreicht werden, was gegen 10.30 Uhr der Fall war. Nachdem Ladenburg bei den meisten bisher nur als eine mehr oder weniger große Ansiedlung im Dunstkreis von Mannheim betrachtet wurde, hoffte man hauptsächlich auf das Erlebnis der Wanderung entlang des Neckars. Groß war die Überraschung als Wanderführer Ross den Rundgang im Stadtkern Ladenburgs, mit historischen Denkmälern und Bauten geradezu übersät, anbot. Mannheim und das nahe überaus bekannte Heidelberg sind die Städte die Ladenburg die „berechtigte Schau“ stehlen. Diese Ansiedlung hat historische Spuren und Zeugnisse, die sie als „bedeutendste Stadt in der Römerzeit und über lange Zeit des Mittelalters rechts des Rheins und nördlich der Donau ausweisen“. (Ungefähres Zitat eines Stadtführerautors). In einem ca. zweistündigen Rundgang  versuchte unser Führer durch die Vorstellung der markantesten Sehenswürdigkeiten, die verschiedenen geschichtlichen Epochen Ladenburgs ins Blickfeld zu rücken.


Der Hexenturm begrüßt die Wandergruppe in Ladenburg

Vom Bahnhof  auf dem Weg in die Altstadt grüßte als erstes der Hexenturm zusammen mit dem hohen Martinstor. Der Hexenturm ließ vornehmlich die weiblichen Wanderteilnehmerinnen aufhorchen, aber er war nur ein allgemeines Verließ für Diebe usw., keine Verbrennungsstätte für Frauen denen in Mittelalter Hexerei angedichtet wurde. Unsere emanzipierten Zeitgenossinnen hatten den ersten Schrecken gleich verwunden und genossen mit die weitere Stadtführung, die viele freigelegte Reste der römischen Vergangenheit, bei der der Wohnplatz seine überragende Bedeutung vor Mannheim und Heidelberg hatte. Viele Spuren hinterließ die Verbindung zu der Stadt Worms, die schon von König Dagobert um das Jahr 600 durch Schenkung vollzogen wurde. Dafür sind noch Baulichkeiten Zeugnis, wie zum Beispiel die Sankt Galluskirche  und der Bischofshof. Im Mittelalter ab dem Jahr 900 wurde die Stadt auch mit einer Schutzmauer versehen die ständig verbessert wurde. Sie kann noch in großen  Teilen besichtigt werden. Mit der Reformation begannen religiöse Spannungen  in Ladenburg. Im Dreißigjährigen Krieg wird die durch Spanier besetzte Stadt von dem protestantischen Unionsheer gestürmt. Durch die Figuren des Kurfürsten Ruprecht I. und dem Wormser Bischof Eckhardt von Dersch am Domhofplatz hat ein Künstler symbolisch  die Auseinandersetzungen von 1385 um die Mitherrschaft des Pfälzer Kurfürsten über Ladenburg dargestellt. Vieles könnte man zur Geschichte dieser einst so bedeutenden Stadt noch aufzählen, aber dazu gibt es genügend Literatur. Nur noch soviel, 1863 verliert Ladenburg den Amtssitz und wird einfache Provinzstadt, die sie bis heute geblieben ist. Der Erhalt des mittelalterlichen Gepräges der Bebauung ist eigentlich „dem Mordbrenner der Pfalz General Melac“ zu „verdanken“, der entgegen seiner sonstigen Gepflogenheit in der Kurpfalz diesen Ort nur plündern, aber nicht verbrennen ließ.


Der „friedliche“ Neckar

Wir kehrten zum Mittagsmahl in das uralte Gasthaus „Zum Ochsen“, Name vor 1654 „Zum güldenen Adler“, das auch die Zeiten überstanden hat und immer noch zu empfehlen ist. Satt und beinahe etwas müde wurde der zweite Abschnitt des Tages  in Angriff  genommen. Aber die Aussicht auf den „blitzblanken“ Neckar, der sich nach kurzer Strecke präsentierte, beschleunigte die Schritte der Wandergruppe wieder. Zunächst  geht der Wanderweg über die historische Neckarbrücke, die erstmals 1843 errichtet einige Stationen durchmachen musste, „natürlich auch eine Sprengung durch die deutsche Wehrmacht für den Endsieg“, bis sie in heutiger Perfektion nun bereitsteht. Auf der Südseite des Neckars ist der Ort Neckarhausen an dessen Ortsrand wir ca. 1000 m entlang wandern. Wir bleiben auf dem Damm der hier zum Schutz vor dem manchmal unbändigen Fluss errichtet wurde. Weiter geht es durch das Naturschutzgebiet „Altneckarschleife-Neckarplatten“ das hier ebenfalls zum Schutz vor dem Neckarhochwasser und zum Erhalt des „Wild-Neckars“ angelegt ist. Seckenheim ist das Etappenziel der Fußwanderung. Dort ist irgendein Straßenfest zugange wie die Musik und die vielen Menschen auf der Straße vermuten lassen. Wir steigen aber in die Straßenbahn und fahren nach Mannheim, wo wir auf Einladung von Wanderführer Wolfgang Ross, der hier seit einigen Jahren seine Erstwohnung hat, vor der Heimreise nochmals Station einlegen. Bei neuem Wein und selbstgebackenem Apfel- und  Zwiebelkuchen werden die Wanderleistung und Erlebnisse des Tages nochmals in gemütlicher Runde unter die Lupe genommen. Einen Dank an den tüchtigen Wanderführer, der auch vorzüglich Kuchen backen kann.       

 

von Fridolin Heintz