E l m s t e i n   06.05.2012  

Protestantische Kirchengemeinde
Der Protestantische Kirchenchor Elmstein beging mit einem festlichen Konzert sein 90 jähriges Jubiläum
Neuer Dirigent forderte den Chor zu besonderen Leistungen

„Selbstbewusst“ trat der Protestantische Kirchenchor, anlässlich des Konzerts zum 90.Jubiläum auf. Viele Höhen und auch Tiefen hatte er in der Vergangenheit durchzustehen. Er kann aber z. Z. mit einer Sängerschar punkten, wie wahrscheinlich am begeisterten Anfang der Gründung vor 90 Jahren. Der Einladung zum Konzert waren soviel Besucher gefolgt, dass in der Protestantischen Kirche Bänke und Stühle beigestellt werden mussten, um dem „Ansturm“ gerecht zu werden. Wahrscheinlich war dieses auch ein Zeichen der Erleichterung und der Dankbarkeit, dass der Chor sein „Tief“ in der Neuzeit überstanden hat. Unter den Gästen sah man Frau Kaleschke Dekanatsbeauftrage für Kirchenchöre, Oberkirchenrat Pfarrer Gottfried Müller früher in Elmstein; Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lambrecht Herbert Bertram, Lehrer a.D. Karl-Heinz Walz Dirigent des Chores von 1958 bis 1962, Berthold Uhly Dirigent von 1950 mit Unterbrechungen bis 1991, Helga Prochnow Dirigentin von 2002 bis 2010, Erich Uhly wirkte bei einigen Vakanzen als Dirigent.

Bevor Pfarrer Schatull zu dem Jubiläumskonzert begrüßte, stellte sich der Chor auf zu seinem ersten Liedvortrag. Sie sangen zur Einleitung, den aus Psalm 8 Vers 2 von Josef Schnabel vertonten Bibelvers „Herr unser Gott, wie groß bist du, wie herrlich ist dein Name“. 

Johann Sebastian Bach´s gemütsvoller Choral „Jesus bleibet meine Freude“, in moderner Überarbeitung von Heinz Markus Göttsche, ehemaliger Kirchenmusikdirektor der Pfälzischen Landeskirche, folgte.

Das Singen des dritten Liedbeitrages: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet“ aus Psalm 91 vertont von Julius Abel (1833-1928), hat bei dem Chor eine besondere Beliebtheits-Tradition.

 „Ubi caritas“ (lat. Wo die Herzensgüte) war im Mittelalter ein liturgischer Wechselgesang an Gründonnerstag. Inzwischen ist er durch Vertonungen auch außerhalb der liturgischen Verwendung bekannt geworden.

Den Sängern war nun eine Pause gewährt, während von Greta Baur und Axel Thirolf Trompeten, Konrad Steiner Cembalo und Julia Flaksmann mit ihrem Streichensemble, von Antonio Vivaldi (1675-1741) aus „Concerto in C-Dur“ die drei Sätze „Allegro, Adagio; Allegro“ gespielt wurden.

Mit der Kantate für Solisten (Gudrun Jerges Sopran, Christian Wohlert Tenor), Chor und Orchester „Alles was ihr tut mit Worten oder mit Werken“ von Dietrich Buxtehude (1637-1707) erreichte das Konzert seinen Höhepunkt.

Das „Domine Deus“ (Herr und Gott) aus dem Gloria in D von Antonio Vivaldi wurde von Gudrun Jerges Solo mit glockenklarem Sopran gesungen. Katja Thirolf begleitete auf Flöte

Weiter kam das „Cum Santo Spiritu“ (Mit dem heiligen Geist) für Chor und Orchester ebenfalls von Antonio Vivaldi zum Vortrag.
Die Vorsitzende Helga Küfer ergriff nun vor dem Ende die Gelegenheit, dem Dirigenten Axel Thirolf zu danken, der innerhalb von knapp zwei Jahren den Chor mit seiner Liebenswürdigkeit und seinem Einfühlungsvermögen zu diesem Leistungsniveau geführt hat, das der Chor heute bei sämtlichen Liedbeiträgen zeigte. Helga Küfer dankte auch den Solisten, den Musikern, den Gastsängern und natürlich ihrem Chor. Die aufbrandenden Beifallsbekundungen des Publikums, die während des Konzerts unterlassen wurden, wollten fast nicht enden aber waren verdient.

Mit dem „Irischen Segenswunsch“ Chorfassung bearbeitet von Günther Schwarze sollte dann endgültig der Schlusspunkt des Konzerts gesetzt sein. Aber immer wieder aufbrandender Applaus erzwang noch eine musikalische Zugabe, die auch gewährt wurde.

Aber Pfarrer Schatull hatte noch eine Überraschung parat. Er durfte Helga Küfer für 25 Jahre als Vorsitzende des Kirchenchores eine Ehrenurkunde der Landeskirche überreichen.

Noch einen kurzen Rückblick überwiegend auf die Dirigenten in den 90 Jahren Chorgeschichte.


Der Protestantische Kirchenchor wurde 1922 offiziell gegründet, vier Jahre nach dem ersten Weltkrieg,  als die wirtschaftliche Lage in Deutschland noch nicht erkennen ließ, wohin die weitere Reise geht. Es schlossen sich 142 evangelische Bürger von Elmstein der „christlichen Sangesvereinigung“ an. Die stattliche Zahl von 42 Sängerinnen und Sänger besuchten anfangs die wöchentlichen Singstunden und waren bereit bei den Gottesdiensten mitzuwirken, gemäß des Satzes im Gründungsprotokoll: „Der Chor wird gegründet zur Hebung und Belebung, Verschönerung und Erbauung des Gottesdienstes“. Erster Vorstand wird Schuhmachermeister Heinrich Keller. Die Chorleitung als Dirigent übernimmt Lehrer Wilhelm Emrich, der diese Funktion bis 1936 ausführte. Danach dirigierten Lehrer Steinebrei ein Jahr, Lehrer Le Maire ein Jahr und Emil Moser von 1938 bis 1941. Eine Kriegs- und Politikbegründete Pause bis 1946 folgte. Emil Moser nimmt 1946 bis 1949 den Dirigentenstab wieder auf. 1950 bis 1991 übernimmt Berthold Uhly, mit familiär bedingten Unterbrechungen den Chor. 1958 bis 1962 hat Lehrer Karl-Heinz Walz das Dirigenten-Amt inne. Ihm folgen für drei Jahre Lehrerin Margarete Wendler, ein Jahr Erich Uhly, drei Jahre Lehrerin Marie-Louise Kleppel. Ab 1970 übernahm wieder Berthold Uhly den Chor. 1991 schied er gesundheitshalber aus. Da keine Nachfolge in Sicht war, ließ sich Erich Uhly erweichen, für eine Übergangszeit aus der zehn Jahre wurden. Ihm folgte Helga Prochnow bis 2010. Krankheitshalber musste auch sie aufgeben. Wieder ging die Suche los. Da wurde Axel Thirolf genannt, der vor einiger Zeit in Elmstein zugezogen war. Axel Thirolf sagte im Sommer 2010 zu und nach den verschiedenen Einsätzen hat man erfahren, welch wertvoller Musiker sich da zur Verfügung stellt. Nun ist es an den Sängern regelmäßig die Übungsstunden zu besuchen, damit der Dirigent auch arbeiten kann.

 

von Fridolin Heintz