E l m s t e i n | 04.04.2012 |
Pfälzerwald Verein OG Elmstein Wandergruppe vor der Gaststätte Schon die Anfahrt nach Hofstätten vorbei am Eschkopf hinab durch das Wellbachtal war ein Frühlingserlebnis. So früh im Jahr spitzelte hier und da grünes Buchenlaub, warum dieses und Anderes nicht, und lugte frisch aus dem dürr anmutenden Baum- und Ästemeer des vergangenen Herbstes und den überaus strengen Wintertagen im ungewöhnlich kalten Wintermonat Februar. Viele dauergrüne Gewächse, die den Winter unseres Breitengrades normal überstehen, hatte es diesmal erwischt und sie zeigen jetzt dürres abgestorbenes Laub. Aber wie hat es schon der Gelehrte, Dichter und Privatlehrer Emanuel Geibel (1815-1884) im 19. Jahrhundert so treffend formuliert: „Und dräut der Winter noch so sehr, mit trotzigen Gebärden und streut er Eis und Schnee umher, es muss doch Frühling werden.“ Auch Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) unser Dichterfürst hatte in seinem „Osterspaziergang“ beim Faust den Frühling voll im Blick und fand unsterbliche Verse für diese Zeit im Jahr. „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück; der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in rauhe Berge zurück.
Linde Lüfte empfingen die Wandergruppe auf der Hochebene, wo die verstreut liegenden Siedlungs- und Häusergruppen in den Hochtalkessel geschmiegt ein „beschauliches“ früheres „Waldarbeiterdorf“ darstellen. Neben den typischen Häusern aus dem Baustoff, den die Umgegend liefert, dem Sandstein, natürlich schon zahlreiche Bauten mit modernen Steinen und Stoffen gebaut. Dem Dorf auf dem uralten Wohnplatz ist nicht mehr anzusehen, welche Kriegsgräuel sie im Dreißigjährigen Krieg und im Revolutionskrieg 1794 durchmachen mussten. Beide Male wurde die Besiedlung des Hochplateaus ein totaler Raub der Flammen. Das jetzige Kirchlein des Dorfes ist mit dem Baujahr 1926 relativ jung. Eine Vorgängerkirche die 1423 schon erwähnt ist, hatte den Dreißigjährigen Krieg nicht überlebt. Diese soll sich in der Nähe des heutigen Friedhofs befunden haben. Ein Gewölbebeschlussstein mit der Darstellung eines Christuskopfes, aus der alten Kirche, eingemauert an einer Hauswand auf dem Weg zum Friedhof, ist das einzige bauliche Zeugnis von diesem ehemaligen Gotteshaus. Der Zeitpunkt der ersten Besiedlung dieses auffallenden Hochgeländes im Pfälzerwald liegt weitgehend im Dunkel. Keramikfunde aus karolingischer Zeit wurden durch den Lehrer Walter Ehescheid ausgegraben. Sie lassen vermuten, dass schon im 8. oder 9.Jahrhundert sich hier Menschen niedergelassen hatten. Natürlich hatten die wechselhaften Zeitläufe auch immer mal wieder für Entvölkerung gesorgt. Schon etwas seltsam, dass die eigentlich versteckte Lage nichts nutzte, sondern das Örtchen von den meisten kriegerischen Ereignissen im pfälzischen Raum mit überwälzt wurde. Hofstätten ist kein selbstständiger Ort, sondern gehört als Annexe zu Wilgartswiesen, das über der Bergeshöhe beim Hermersberger Hof im Queichtal liegt. Heute sind die meisten Einwohner von Hofstätten keine Waldarbeiter mehr, sondern arbeiten in den umliegenden Städten. Auch die heimische Landwirtschaft ging auf Null zurück. Junge Leute die keine Möglichkeit für einen ausreichenden Verdienst sehen, verlassen auch die Wohnoase im Pfälzerwald, um in der Ebene eine neue Bleibe zu finden. Eine neue bescheidene Verdienstmöglichkeit für die älteren Jahrgänge, die nicht mehr umsiedeln, ist das zur Verfügung stellen von Ferienwohnungen an Gäste, die die Abgeschiedenheit und Ruhe dieses Hochtals schätzen gelernt haben. Danach steht der Sinn der Gruppe auf eine weitere Tour in dem Hochtal. Das milde Wetter, die ruhige Gegend und das weite offene Tal animieren zu der zusätzlichen Unternehmung. Bei Kaffee und Kuchen wird der Tag mit dem vorösterlichen Flair dann zufrieden abgeschlossen. Alle 21 Teilnehmer hatten das Gefühl etwas Besonderes erlebt zu haben.
Geschichtliche Infos aus der Chronik von Wilgartswiesen von Fridolin Heintz |