E l m s t e i n   23.07.2013  

Gemeinde Elmstein
Schwächelnde Kerwe feiert 100. Geburtstag
Kein Umzug, keine Kerwerede, kein Schubkarrenrennen und auch kein Einfangen
des Kuckucks zum Abschluss

Seit 100 Jahren feiert man in Elmstein die Kirchweih (Kerwe) am dritten Sonntag im Juli. Natürlich feierten die Elmsteiner Bürger auch vorher schon ihr höchstes Fest, das aber schon am ersten Juliwochenende. Diese Tage fielen jedoch mit der Winzinger Kerwe in Neustadt zusammen und das war den Elmsteinern, die seinerzeit sehr rührig waren, ein Dorn im Auge. Dieser Konkurrent aus der Stadt sollte nicht den ganzen Besucherstrom abbekommen. Also wurde kurzer Hand beschlossen die Kerwe zu verlegen - man wollte sie alle – Gäste aus dem Dorf, den umliegenden Talgemeinden, Lambrecht und Neustadt.

Aber nicht jeder befürwortete dieses Vorhaben, hängt doch die Kirchweih, wie der Name schon sagt mit der Weihe der katholischen Kirche zusammen und die war am ersten Julisonntag. Da es aber schon zu allen Zeiten üblich ist, das Geld die Welt regiert, waren der große Erfolg und die gut gefüllten Kassen der Geschäftsleute ausschlaggebend für das Verbleiben der Kerwe an besagtem Termin. Jahre gingen ins Land und die Kerwe erfreute sich großer Beliebtheit. Die jungen Leute gingen zum Tanzen in die gut gefüllten Tanzsäle und die Älteren saßen zusammen und erfreuten sich am Kerwetreiben. Lange Zeit ging es so dahin bis man sich überlegte der Kerwe einen neuen Anstrich zu verpassen. 1986 erhielt sie dann ihren offiziellen Namen „Kuckuckskerwe“, ein Kerwepräsident wurde gestellt, ein Umzug wurde gestaltet und das Dorfgeschehen mittels Kerwerede durch den Kakao gezogen. Straußbuwe und Mädchen mit Stohhüten, roten Tüchern und weißen Hemden liefen durchs Dorf und die Eröffnung fand mit großem Tam Tam, Freibier und dem Freilassen des Kuckucks statt. Auch dieses Format gefiel und die Kerwemeile mit den Buden, dem Karussell und Autoskooter waren an allen Tagen gut gefüllt. Zuweilen gab es Livemusik und mancher war zu einer Überraschung bereit. Das Schubkarrenrennen, das montags durchgeführt wurde, brachte viele Zuschauer auf die Straße.

        
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Hundertsten Geburtstag feierte die Kerwe in diesem Jahr. Aber gerade an ihrem Jubiläum  schwächelte sie, wie auch Ortsbürgermeister Thomas Kratz in seiner Begrüßungsrede am Freitag, den 19. Juli klar erkannte. Keiner sah sich im Stande ein angemessenes Rahmenprogramm zusammenzustellen. Kein Umzug, keine Kerwerede, kein Schubkarrenrennen und auch kein Einfangen des Kuckucks zum Abschluss. Doch diese Entwicklung kam nicht völlig überraschend. Denn schon in den letzten Jahren schlich sich ein gewisses Desinteresse ein. Gerade das Rahmenprogramm verfolgten immer weniger Gäste. Und beim Umzug, das eigentliche Highlight der Kerwe nahmen sich immer weniger Vereine in die Pflicht mitzuwirken. Und die, die sich noch einbrachten schmissen in diesem Jahr auch das Handtuch.

Aber nichtsdestotrotz wurde die Kerwe über alle Tage gefeiert. Zur Eröffnung kamen die Gäste, es gab Freibier für alle und der Kurpfälzische Singkreis und der MGV „Sängerlust“, beide unter der Leitung von Luitpold Zwing sowie der Musikverein Elmstein, unter der Leitung von Michael Kobel umrahmten diese Begrüßung musikalisch. Zum bunten Kerwetreiben ging es dann in die Zelte, wo an allen Tagen deftige Speisen und Getränke angeboten wurden. Besonders zu erwähnen der Tennisclub Elmstein e.V., Kerwegemeinschaft „Kurpfälzischer Singkreis“- MGV „Sängerlust“, Kinderhilfe Tschernobyl und die Ortsansässige Gastronomie, die bei brütender Hitze schmackhafte Gerichte zubereiteten. Auch an eine Bar wurde gedacht, die ebenfalls von der singenden Kerwegemeinschaft betrieben wurde. Sogar die sanitären Anlagen waren auf dem neuesten Stand.

Der Sonntag begann mit zwei Gottesdiensten. Den evangelischen mit Pfarrer Stephan Schatull feierten die Gläubigen im Kerwezelt, mit musikalischer Gestaltung durch den Protestantischen Posaunenchor Soli Deo Gloria Appenthal, unter der Leitung von Christa Rottmayer. Der katholische Gottesdienst hielt Pfarrer Gerhard Burgard in der Pfarrkirche Herz Mariä, mit Gedenken an die Verstorbenen der Pfarrei. Das Kinderschminkteam Simona Faß, Beate Riedel und Sabine Zweiling verzauberten, wie schon im vergangenen Jahr, die Gesichter der Kinder und zuweilen auch der der Erwachsenen. Der Erlös aus dieser Aktion kommt wieder einem guten Zweck zu Gute. Für eine Überraschung am Montagabend sorgte der Glan Mac Elmstone (übersetzt: Söhne Elmsteins). Ausgestattet mit schmucken Kilts marschierte diese Gruppe, die eine Initiative des MGV „Sängerlust“ ist, mit Trommelwirbel über die Kerwemeile und verbreiteten gute Laune. Die sieben gestandenen Männer formierten sich bei Ausflügen des Vereins ins Angelbachtal, zu den Highland Games. Mittlerweile besitzen sie zwei Dudelsäcke, einen schottischen und einen bretonischen, bei deren schwerem Spiel noch die Übungsphase überwunden werden muss. Ihr Auftritt lässt aber noch zu vielem hoffen, bekunden sie doch ihr Interesse im kommenden Jahr wieder einen Kerwepräsidenten und Straußbuwe zu stellen.

Die Kerwe der Zukunft braucht Personen und Vereine, die etwas wagen, die auch mal über sich selbst lachen können und nicht immer alles zu verbissen sehen. Nicht nur der Profit sollte im Vordergrund stehen, sondern einmal mehr der Spaß an der Freude. Die Kerwe lebt von den Aktivitäten, sie bringen die Besucher. Und man sollte nicht vergessen: die Elmsteiner Kerwe wurde einst verlegt wegen der Kerwe in  Winzingen, die aber 2011 aus Desinteresse ihr Ende fand.

 

von Yvonne Faß
Fotos: Andrea von der Weiden und Yvonne Faß