E l m s t e i n | 31.05.2013 |
Bereits 2009 haben wir uns der Herausforderung gestellt, in der Elmsteiner Gemarkung „Mordkammer“ Weideflächen zu schaffen. Damals haben drei Grundstückseigentümer unser Vorhaben begrüßt, uns vertraut, die Erlaubnis und somit grünes Licht gegeben. Ganz nebenbei an dieser Stelle ein großes Danke an diese Eigentümer! Viele, besonders ältere, Bürger Elmsteins, kennen die Mordkammer noch aus der Zeit, als die Grundstücke dort für die Bewohner als Pflanzgärten und Äcker einen großen Nutzen für die Selbstversorgung mit Gemüse, Kartoffeln und Getreide hatten. In den letzten Jahrzehnten hatte sich das Landschaftsbild der Mordkammer jedoch sehr geändert. Durch die entfallene landwirtschaftliche Nutzung verwilderteund verbuschtedieses romantische Seitental des Speyerbaches und irgendwie geriet die kleine Mordkammer unabsichtlich in Vergessenheit. Natürlich wurde und wird der Mordkammerloch-Pfad als Wanderweg viel genutzt, aber letztendlich ist dies lediglich ein historischer Weg entlang der Mordkammer und deren imposanten Trockenmauerbeständen. Die entlang des Weges aufgestellten Hinweisschilder erzählen eigentlich auch nur sporadisch die Geschichte der Mordkammer. Bewaffnet mit viel Eigeninitiative, noch mehr Arbeitskraft und einigen „altmodischen“ Werkzeugen haben wir einfach die Arbeit begonnen. Jeder, der die Mordkammer kennt, weiß auch, dass dort Handarbeit angesagt ist, denn befahrbar ist dieser Bereich nicht. Folglich muss alles dorthin getragen oder mit der Schubkarre mühsam an Ort und Stelle gekarrt werden. Nun denn, wir wollten es ja nicht anders, ließen uns nicht abschrecken oder gar aufhalten und nach viele Stunden, Tagen und in der Summe sind es bestimmt Monate, die wir dort gewurschtelt haben, haben wir nun Stück für Stück tatsächlich Weideflächen geschaffen. Heute ist es einfach wunderschön, oben am Weg entlang zu gehen und nach unten, in eine mittlerweile leuchtend grüne Mordkammer zu schauen. Doppelt so schön aber auch dadurch, dass nun unsere Schafe und Ziegen den bearbeiteten Teil dieses kleinen, schmalen mit einem Bächlein durchflossenenTals (Mordkammer = feuchter Talgrund) für uns weiter pflegen, die Fläche sauber und überschaubar halten. Sobald im Frühjahr das Wetter aufgeht und wir relativ problemlos unsere Tiere dort auch betreuen und versorgen können, geht es nun an die tierische Landschaftspflege. Erst sehr spät im Jahr, kurz bevor das Wetter umschlägt, holen wir die Truppe nach Hause. Dort verbringen sie auf unseren anderen Grundstücken als Patchwork-Herde zusammen mit den Eseln und Pferden geschützt und gut versorgt die Wintermonate. Aber zurück zur Mordkammer – sonnig ist sie geworden und sehr luftig. Schön eingebettet liegt sie zwischen den hohen Bäumen drum herum. Das Wasser der Mordkammerquelle läuft wieder ungehindert durch und der kleine Bach plätschert sogar im heißesten Sommer, wenn auch deutlich weniger. Aber nicht nur für die Augen ist die Mordkammer schön geworden. Fledermäuse und Libellen fliegen uns regelrecht um die Ohren und es ist mächtig was los, in dem Luftraum quasi über der Mordkammer. Wir freuen uns über viele verschiedene Vogelstimmen die wir hören, das Klopfen des Spechts, über Insekten und Käfer, die wir oft nur mit Hilfe von irgendwelchen Büchern identifizieren können und über Blindschleichen, Frösche, Molche und Kröten, auf die wir immer wieder treffen. Ebenso wie manch andere Privatperson in unserem Dorf, die sich den Aufgaben der Landschaftspflege im Rahmen der „Lokalen Agenda“ stellen, geht es in kleinen Schritten stets voran. Wir versuchen in die Natur nicht mehr einzugreifen, wie nötig und bemühen uns, all unser Tun im Einklang mit der Natur zu halten. Es geht nur „Miteinander“ – vom kleinsten Käfer, über die Nutztiere bis hin zum Menschen und vom unscheinbarsten Pflänzchen, über die Nutzpflanzen bis hin zur wertvollen Eiche – denn sonst wird es irgendwann für keinen weiter gehen, oder irre ich mich?
von Susanne Seibt - www.eselwandern-elmstein.de |