E l m s t e i n | 14.11.2013 |
Gemeinde Elmstein Viele Menschen stellen sich die Frage, was man noch Sinnvolles tun könnte, wenn das Arbeitsleben vorbei, die Kinder groß, der Haushalt und Garten in Schuss und die damit verdiente Freizeit mehr deprimierend als belebend ist. Wenn festgestellt werden muss, dass man zwar noch voller Energie und Tatendrang steckt aber im direkten Umfeld dies keiner braucht oder gar würdigt. Wenn man gerne eine Arbeit tun würde, aber auf ein damit erzieltes Entgelt nicht mehr angewiesen, wenn man sich sozial engagieren möchte. Im Gegensatz dazu gibt es immer mehr Menschen, die aufgrund ihres Alters oder einer Krankheit sich schlechter fühlen, alleine sind und auf Hilfe anderer zunehmend angewiesen sind. Die Probleme haben bei Behördengängen und Arztbesuchen oder einen Ansprechpartner nach einem Krankenhausaufenthalt brauchen. Stellt man diese beiden Menschengruppen nebeneinander und betrachtet sie in einem zusammenführenden Rahmen, dann merkt man schnell, dass sie sich wunderbar ergänzen. Die Zusammenbringung dieser Personen ist dabei nur noch ein ganz kleiner Schritt. Die Stadt Lambrecht hat schon im Jahre 2010 gezeigt wie eine solche Zusammenführung erfolgreich geschehen kann. Sie gründete den Verein „Nachbarhilfe Lambrecht – Bürger helfen Bürger" unter dem Vorsitz von Stadtbürgermeister Michael Stöhr. Wer hier Hilfe braucht wendet sich zu festgelegten Zeiten an das Nachbarhilfebüro oder meldet sich bei einer Telefonnummer. Bei dieser Schnittstelle wird nun entschieden ob sich der Trägerverein mit seinen ehrenamtlichen Helfern dieser Sache annimmt, eventuell weiterleitet oder auch ablehnen muss. Geholfen kann aber in den meisten Fällen beim Arztbesuch, beim Einkaufen, beim Friedhofsgang, bei Behördengängen, beim Schriftverkehr, bei Krankenbesuchen, beim Spaziergang, beim Blumengießen, bei kleinen Gartenarbeiten, bei kleineren Reparaturen, Hilfestellung bei technischen Geräten, bei der Kinder- und Hausaufgabenbetreuung sowie bei vielen weiteren kleinen Aufgaben. Ablehnen eventuell in dem Fall, wenn es sich um akute Notfallsituationen handelt und geschulte Personen herangezogen werden müssen. Zum Beispiel bei einem Sturz, der die Einweisung in ein Krankenhaus unumgänglich macht. Die Hilfe ist komplett ehrenamtlich, Spenden an das Trägerbüro jedoch erwünscht. Damit der Hilfeservice auf rechtlicher Grundlage geschieht ist es notwendig einen Trägerverein zu gründen. Dieser muss zwar nicht eingetragen werden, muss jedoch über eine Satzung verfügen, die die Gemeinnützigkeit ausweist. Auch sind die ehrenamtlichen Hilfeleister damit versichert. Am Donnerstag, den 14. November lud die Gemeinde Elmstein die Vorstände der jeweiligen Vereine, den Gemeinderat, sowie die potenziellen Helferinnen und Helfer ebenfalls zu einer Gründungsveranstaltung des Vereins „Nachbarhilfe-Initiative Bürger helfen Bürger“ in den Filmsaal im Mehrzweckhaus Elmstein ein. Auch in Elmstein bestünde ein großer Handlungsbedarf, so Ortsbürgermeister Thomas L. Kratz in seiner Eröffnungsrede. Schon bei Gründung des Lambrechter Vereins und der Wunsch auf Ausweitung auf alle Talgemeinden sei das Interesse seinerseits groß gewesen, auch in Elmstein diese ehrenamtliche Hilfe, eingebunden in einen Trägerverein, anzubieten. Aufgrund des Ablehnens aber auf Seiten des ehemaligen Verbandsbürgermeisters wurde dies nicht in die Tat umgesetzt, so Thomas L. Kratz. Im Zuge der Schwerpunktgemeinde stellte sich jedoch heraus, dass gerade dieses Thema bei sehr vielen Mitbürgerinnen und Mitbürger relevant ist. Daraufhin wurde eine AG gegründet und verschiedene Referenten, darunter auch Vorreiter Michael Stöhr und Petra Illig vom Pflegestützpunkt Lambrecht, eingeladen. Diese Vorträge hatten dann zur Folge, dass viele ihre Hilfe ehrenamtlich anboten und auch der Verbandsbürgermeister Manfred Kirr begrüßte dieses Vorhaben. Mittlerweile wurde die Lambrechter Satzung auf Elmstein umgeschrieben, vom Finanzamt überprüft und vom Gemeinderat einstimmig gebilligt. Thomas L. Kratz legte im Laufe des Abends die Vorteile zur Gründung nahe, ebenso Martin Franke, vom Pflegestützpunkt Lambrecht. Sie nahmen Bezug auf die schon in Lambrecht erfolgreiche Arbeit und erklärten unter anderem die rechtliche Lage. Sie erklärten dass nur juristische Personen, also die Gemeinde Elmstein, die örtlichen Vereine sowie Verbände und Personengruppen Mitglieder in diesem Verein werden können, auf keinen Fall die Helferinnen und Helfer. Auch werde kein Mitgliedsbeitrag erhoben, ebenso müssen die Hilfeleister keine Mitglieder in den angeschlossenen Vereinen sein. Jeder Verein der seine Zustimmung bekundet, geht keinerlei Risiko ein, es entstehen keinerlei Verpflichtungen oder gar Nachteile. Die Mitgliedschaft ist jederzeit kündbar und die Gemeinde übernimmt die komplette Haftung. Die Kassenführung obliege der Verbandsgemeindeverwaltung Lambrecht und als Anlaufstelle sei das Gemeindebüro in Elmstein zuständig. Auch stehe in Lambrecht ein Auto bereit, das gegebenenfalls vom Elmsteiner Nachbarschaftshilfeverein genutzt werden dürfe. Wichtig sei auch, dass der Verein keine Aufgaben übernimmt, die von Sozialstation, Arbeiterwohlfahrt oder sonstigen Institutionen ausgeführt werden, so zum Beispiel die Pflege eines Kranken oder die Krankenfahrt zum Arzt nach Neustadt. Neben diesen rechtlichen Grundlagen hätte die Gründung keinerlei Nachteile sondern nur Vorteile für die hilfesuchenden Mitbürger und Mitbürgerinnen. Der Verein sieht sich vorrangig in der Senioren- Familien und Jugendhilfe, im Besonderen bei der Hilfe in schwierigen Lebenslagen. Es sei aber auch klar, dass es ein langer Weg sei, bis das Angebot angenommen werde. Dass es Zeit brauche bis die Hemmschwellen überwunden, bis ein Vertrauensverhältnis aufgebaut würde. Nach einer regen Diskussion und Abwägung des Für und Wider wurde die Gründung einstimmig beschlossen. Auch als Vorsitzenden Thomas L. Kratz zu benennen, stellte kein Hindernis. Die Satzung wurde einstimmig verabschiedet. Zum Schluss dankte Bürgermeister Thomas L. Kratz, Wilhelm Ohler für die Mitgestaltung der Satzung und Martin Franke vom Pflegestützpunkt Lambrecht, der neben Petra Illig Ansprechpartner für Menschen in besonderer Notlage, auch für unsere Gemeinde zuständig ist. Ebenso Erich Uhly, der sich für die Umsetzung dieses Projektes in Elmstein stark gemacht und viel zur Organisation beigetragen hat. Am Ende dieses erfolgreichen Abends übergab Rene Verdaasdonk 600 Euro dem neugegründeten Verein. Dieses Startkapital sei der Erlös des Maifestes in Iggelbach, ausgerichtet von der SPD Ortsverband Elmstein-Iggelbach-Appenthal. Bleibt zu hoffen, dass sich der Trägerverein „Nachbarschaftshilfe – Bürger helfen Bürgern“ auch in Elmstein etabliert und genauso wie in Lambrecht Früchte trägt. Dass es ein Geben und Nehmen auf beiden Seiten ist und die Ehrenamtlichen als auch die Hilfesuchenden hauptsächlich positive Erfahrungen machen. In Zeiten des demografischen Wandels ist es von großem Vorteil Hilfe aus der Bevölkerung zu erhalten und auch weiterzugeben.
von Yvonne Faß |