E l m s t e i n | 16.06.2013 |
Pfälzerwald-Verein OG Elmstein
Gut gelaunt und bei besten Wetterverhältnissen erreichen die Elmsteiner Pfälzerwäldler mit der S-Bahn – in Neustadt und Mannheim durch weitere Wanderfreunde verstärkt – den im Südosten Mannheims gelegenen Stadtteil Friedrichsfeld. Etwas Asphalt am Anfang lässt sich leider nicht vermeiden. Dann ist das Landschafts- und in Teilen auch Naturschutzgebiet „Dossenwald“ erreicht. Es ist eines der bedeutendsten Flugsandgebiete in Baden-Württemberg. Um die Wanderdünen, die sich gegen Ende der letzten Eiszeit vor ca. 20.000 Jahren bilden, zu stabilisieren, beginnt man vor etwa 300 Jahren mit der Aufforstung vorwiegend von Kiefern. Beschattet von diesem lichten Wald lässt es sich auf gut markierten sandigen Wegen hervorragend laufen und wandern. An manchen Stellen erahnt man noch die frühere militärische Nutzung dieses Gebiets. Heute ist der Dossenwald ein beliebtes Naherholungsgebiet und sichert gleichzeitig durch sein Grundwasser Mannheims Trinkwasserversorgung. Nach knapp einer Stunde erreicht die Gruppe zwei Wildgehege. Aus der Ferne macht die Gruppe – trotz heftigem Widerspruch des Wanderführers Wolfgang Ross – junge Rehe aus. Erst als diese mit lautem „Mäh“ neugierig an den Zaun eilen, werden sie als junge Mufflons akzeptiert. Einig ist man sich, dass auch noch Auerochsen und Wildschweine in diesen Gehegen sind. Weil man noch keineswegs müde ist, wird die Mittagspause etwas hinausgeschoben. Am Kühbrunnen, auch Ziehbrunnen, Viehbrunnen oder Hirtenbrunnen genannt, informiert der Wanderführer etwas über die Geschichte dieser Gegend. Vermutlich nutzen diesen Brunnen schon die Römer auf dem Weg zwischen ihren beiden Lagern Altrip und Ladenburg. Im Jahr 1462 laben sich im Zusammenhang mit der Schlacht bei Seckenheim Soldaten an diesem Brunnen. Mit dem Schlachtruf „Heute Pfalzgraf oder nie mehr!“ gelingt damals dem pfälzischen Kurfürst Friedrich I (der Siegreiche) gegen eine von Kaiser Friedrich III. gebildete Allianz der entscheidende Sieg im badisch-pfälzischen Krieg. (Anmerkung: Sein Neffe und gleichzeitig Adoptivsohn Philipp „der Aufrichtige“ ist der Stifter der Appenthaler Kapelle.) Berichten nach muss diese Schlacht äußerst brutal gewesen sein. So setzen zum Beispiel Bürger und Bauern aus Heidelberg und Umgebung als Fußvolk die sogenannte Schweizer Landsknechttaktik ein. Mit Morgensternen und Spießen verletzten sie die Pferde der schwer gepanzerten Ritter. Dann mit den Haken der Hellebarden zu Boden gerissen, sind die Reiter relativ hilflos. Ca. 400 Gefangene werden gemacht, darunter auch der Bischof von Metz. Im Jahr 1682 siedelt Kurfürst Karl II. (Pfalzgraf und Kurfürst von 1680 – 1685) Glaubensflüchtlinge – Hugenotten, Refugies oder Welsche genannt - aus der Gegend von Sedan hier an. In Erinnerung an die Schlacht von 1462 wird deren Siedlung Friedrichsfeld genannt. In einer Schutzhütte mit herrlichem Blick auf den Odenwald stärkt sich die Gruppe für den anschließenden „Gipfelsturm“. Mannheims mit 114m über NN höchste natürliche Erhebung bildet den Rahmen für das obligatorische Gruppenbild. Eine kurze Rast noch an einer Streuobstwiese mit einem Eidechsenbiotop und einem „Insektenhotel“. Dann geht es mit der Straßenbahn zurück nach Mannheim und nach einer Kaffeepause weiter mit der S-Bahn Richtung Heimat.
von Wolfgang Ross |