Katholische Kirchengemeinde
Jubiläum des katholischen Kindergartens und des St. Elisabethenvereins Elmstein
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Die katholische Kindertagesstätte St. Hildegard in Elmstein und ihr Träger der Elisabethenverein feiern in diesem Jahr große Jubiläen. So darf die Kindertagesstätte auf stolze 85 Jahre zurückblicken, der Elisabethenverein sogar auf stolze 95 Jahre. Was damals aus einer Notlage heraus begonnen wurde, hat sich etabliert, ist kontinuierlich gewachsen und bot vielen Kindern ein Zuhause zum leben, spielen und lernen.
Man schreibt das Jahr 1919, als ein Besuch des Königlich-Bayerischen Bezirksarztes, Medizinalrat Dr. Becker aus Neustadt in Elmstein anstand. Dieser bemängelte bei den Untersuchungen der damaligen Dorfbevölkerung den schlechten Gesundheitszustand, besonders die sich einschleichende Verwahrlosung der Kinder. Diese resultierte daraus, dass die Eltern durch die schwere und harte Arbeit überfordert und die Kinder sich hauptsächlich selbst überlassen wurden. In seinem abschließenden Bezirksärztlichem Gutachten konstatierte er, dass es ein großer Segen wäre, wenn Elmstein eine Krankenschwester als Hilfe für den Arzt und eine Kleinkinderschwester erhielte.
Nach seinen Gesprächen mit dem Bürgermeister und den beiden Pfarrern im Ort wurde der katholische Seelsorger Friedrich Maurer aktiv, machte sich kundig und besorgte sich Mustersatzungen zur Gründung eines St. Elisabethenvereins. Damit wollte er den Ordensschwestern, die er zu rufen gedachte einen sicheren Unterhalt verschaffen. Mit viel Überzeugungsarbeit und auf Hinweis des Evangeliums vom Hl. Samariter schaffte er es in der Folge die Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen, eine Gründungsversammlung einzuberufen und noch in derselben die Statuen zu beschließen und einen ersten Vorstand zu wählen. Hauptanliegen des Vereins war die Einrichtung einer Schwesternstation, um die Krankenpflege und die Kinderfürsorge sicherzustellen. Dieser Verein wurde bei der katholischen Bevölkerung gut aufgenommen und viele Familien traten spontan bei. Pfarrer Maurers Unterfangen mit der Schwesternstation scheiterte jedoch zu Anfang, da keine geeigneten Unterkünfte zur Unterbringung der Schwestern und der „Kleinkinderschule“ zu finden war. Jedoch erreichte er am 17.11.1919 die Eintragung des St. Elisabethenvereins ins Vereinsregister in Neustadt. So wurde der Verein eine juristische Person und durfte Rechtsgeschäfte abwickeln. Das gesammelte Geld wurde bei der Bezirkssparkasse angelegt und kam hilfsbedürftigen Familien zu Gute. Die Wirtschaftskrise setzte dieser hoffnungsvollen Arbeit jedoch jäh ein Ende, denn das angesparte Vermögen ging komplett verloren. Die Not unter der Bevölkerung war größer denn je.
Fast zehn Jahre später, mit dem Wechsel der Pfarrstelle im Jahr 1927, wurde die Idee mit der Schwesternstation wieder aktuell. Pfarrer Karl August Minges setzte sich sofort nach seinem Amtsantritt für den Bau eines Schwesternhauses ein. Nach zähen Verhandlungen und dem Gesuch einer „Kinderbewahrschule“ bei dem Bezirksamt Neustadt, der Zusage von 46 Arbeitern und Handwerkern alle anfallenden Arbeiten unentgeltlich durchzuführen und dem Ankauf von drei Grundstücken konnte mit dem Rohbau begonnen und diesen am 02.11.1928 fertig gestellt werden. Pfarrer Minges führte unterdessen regen Schriftverkehr mit verschiedenen Schwesternvereinigungen, wovon die Niederbronner Kongregation ihre Zusage erteile, Schwestern nach Elmstein zu entsenden. „Die Schwestern vom göttlichen Erlöser“ schickten am 10.11.1929 Schwester Gislara, Schwester Domingard und Schwester Montana, die sich um den Kindergarten, die ambulante Krankenpflege und die Handarbeitsschule kümmerten. Am 17.11.1929 weihte Bischof Dr. Ludwig Sebastian das Schwesternhaus, das den Namen „St. Hildegard“ erhielt, in einem feierlichen Festgottesdienst ein. In den Folgejahren geschah viel: das Volksbad, das im Keller des Hauses, der heutigen „Gut Stubb“ entstanden ist, wurde in Betrieb genommen, die Krankenschwestern betreuten im Schnitt 300 Kranke, rund 30 Kinder besuchten die Kinderschule und ca. 20 bis 30 Mädchen - im Sommer weniger-, gingen in die Handarbeitsschule. Im Jahre 1941 hatte sich der Schuldenberg des St. Elisabethenvereins soweit verringert, das er erstmals ohne Zuschuss des Bischöflichen Ordinariats in Speyer seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen konnte. Jedoch trübte die Beschlagnahmung des Kindergartens im Sommer 1941 durch das nationalsozialistische Regime diese Freude. Danach nahmen die Schwestern ihre Arbeit mit den Kindern wieder auf und führten sie fort, bis zur Schließung der Schwesternstation im Jahre 1977. Der St. Elisabethenverein setzte daraufhin fachkundiges Erziehungspersonal ein, die bis zum heutigen Tage die Kindertagesstätte erfolgreich weiterführen. Haben sich im Wandel der Zeit auch die Schwestern- und Erzieherinnennamen geändert, der bauliche Zustand den neuen Standards angepasst sowie die Auffassung von kindgerechter Erziehung und Bildung grundlegend geändert, eins blieb immer gleich: das Wohl der Kinder. War es zu Anfang eine „Kinderbewahranstalt“ so ist es heute eine nicht mehr wegzudenkende Einrichtung zur Förderung und Vorbereitung auf das Schulleben.
Dieser langen Tradition gedachte am Sonntag, den 6. Juli der Kindergarten St. Hildegard mit einem gut organisierten Kindergartenfest. Begonnen wurde mit einem Gottesdienst, den die Kinder und ihre Erzieherinnen gemäß ihrem Jahresprojekt mit dem Thema“ Berufe“ mitgestalteten. Dabei begeisterten die diesjährigen Kindergartenabgänger Ben Schöfer, Levin Eiselstein, Joel Kopp, Bastian Müller und Melinda Dunker mit ihrem gut einstudierten Sprechspiel über den Bau eines Wurzelzwergen Hauses. Diese Bauleiter, die mit Absperrband, Baustellenschild, Sicherheitshandschuhen, Wasserwaage, Bagger und Plänen anrückten, wurden unterstützt von den übrigen Kindergartenkindern, und gemeinsam bauten sie ein schmuckes Haus in den Altarraum. Sie sangen nach den Melodien bekannter Kinderlieder und beschrieben so ihr Tun. Pfarrer Gerhard Burgard spendete den Segen und wünschte den Schlaufüchsen viel Erfolg in der Schule. Während des Gottesdienstes roch es schon verführerisch, denn im hinteren Teil der Kirche bereitete Toni Rauch aus Esthal das Mittagessen zu. Bei schönstem Sommerwetter saßen die zahlreichen Besucher vor der Kirche zusammen und ließen sich diese schmackhaften Gerichte sowie den von den Kindergartenkindereltern gebackenen Kuchen schmecken. Um die Kirche versammelten sich ortsansässige Handwerker, die Einblicke in ihr Arbeitsleben gewährten. So konnten die Kinder beim Steinmetz Schaaf Hammer und Meisel schwingen, beim Maler Klöpfer ein Kindergartenhaus bunt bemalen und beim Buchdrucker Gerhard Vorstoffel und seinem Enkel Tommi Rottmayer, T-Shirts und Taschen zum Druck mit dem Wurzelzwergenlogo in Auftrag geben. Das Kinderspielhaus, das vom Marco Klöpfer und Steffen Münch zusammengebaut wurde, wird dem Kindergarten zur Verfügung gestellt. Christel Franz, die Kräuterpädagogin kredenzte einen Blütenaufstrich aus Quark, Sahne und Hollunderblüten, was einen gewissen Suchtfaktor hervorrief, diverse Liköre, Früchtetees und Gelees. Ursula Haag lud zum Kinderschminken, die kfd verkaufte Socken für den guten Zweck und Karin Bröder von der Bücherei Elmstein zeigte eine kleine Auswahl an Kinderbücher. Sie animierte zum kostenlosen Erwerb eines Lesesets, das für Kinder im Alter von drei Jahren das Bilderbuch „Henriette Bimmelbahn“, ein Poster sowie Anregungen für richtiges Vorlesen für Kleinkinder enthält. Auch warb sie für den Schulbuchbasar, den die Bücherei in diesem Jahr für alle Grundschulkinder das erste Mal durchführt. Die Feuerwehr durfte natürlich auch nicht fehlen und die Kinder pumpten und löschten nach Herzenslust. In der Kirche hatten die Erzieherinnen der Kindertagesstätte Pläne aufgehängt, die die Kinder malten und so ihre Wunschkinderschule darstellten. Das aufwendig gebaute Puppenhaus daneben, ließ nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Als Begleitprogramm fand in der Kirche das Musical „Der kleine Bär“ statt, das das Blockflötenensemble der Emmerich Smola Musikschule, unter der Leitung von Beate Bliewert im Rahmen der Elmsteiner Kulturtage aufführte. Den Abschluss dieses aufwendigen Festes setzte die Seniorentanzgruppe „Fröhlicher Kreis“ unter der Leitung von Annemarie Kropp, die generationsübergreifend mit den Kindern tanzte. Zu Musikstücken wie „Zählen ist leicht“, „Flip-Flop“ „Wenn der Sommer kommt“ und „Wir hann gespielt, am liebschte nur im Dreck“ setzten sie einen gelungenen Schlusspunkt.
von Yvonne Faß |