E l m s t e i n   05.10.2014 

Eselwandern Elmstein / Förderverein der freiwilligen Feuerwehr Elmstein e.V.
Schnaubende Rösser und dampfende Lokomotiven
1. Historischer Umzug der Waldarbeiter und Arbeitspferde in Elmstein -
Kuckucksbähnel feiert sein 30-jähriges Jubiläum

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Es war ein Spektakel, was am Sonntag, den 5. Oktober in Elmstein von Susanne Seibt (Eselwandern Elmstein) und dem Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr auf die Beine gestellt wurde. Tausende Gäste aus Nah und Fern kamen, um beim 1. Historischen Umzug der Waldarbeiter und Arbeitspferde dabei zu sein. Der sonst so beschauliche Ort platze fast aus allen Nähten, als sich die Besucherströme in der Mittagszeit durch die engen Straßen drängten. Aber durch die gute Organisation und die Mithilfe ortsansässiger Vereine, Gastronomie, Einrichtungen, Tal-Feuerwehren und Privatpersonen konnte das riesige Event bravourös gestemmt werden.Und auch die Zusammenarbeit mit dem „Kuckucksbähnel“, die das Fest in ihr 30-jähriges Jubiläum einband funktionierte einwandfrei. Circa 800 Besucher wurden so stressfrei an ihr Ziel gebracht.

Verführerischer Duft von Gegrilltem, Gebackenem und Gekochtem zog schon in den Morgenstunden durch den Ort und lud zum Verweilen und Verkosten ein. Dabei legten die Initiatoren großen Wert darauf, dass Gerichte angeboten wurden, die es auch schon zu Großmutters Zeit gab. Beim Förderverein der freiwilligen Feuerwehr brutzelte Reh und Wildschwein über offenem Feuer und die Kochtöpfe und Bratpfannen waren gut gefüllt mit Steckrübensuppe und „rostige Ritter“. Der Verein für Leibesübungen (VfL) ließ unter anderem das althergebrachte „Oischerre“ wieder aufleben, bei dem das Fleisch in Buchenholzglut gegart, dem Waldarbeiter in früherer Zeit ein warmes Mittagessen bescherte. Aber auch Omas Blechkuchen, von den Fördervereinen der Kindertagesstätte „Spatzennest“ in Iggelbach und der Heinrich-Weintz-Schule gebacken sowie die dampfende, im Kessel gekochte Erbsensuppe vom Förderverein der Wappenschmiede entführten ebenfalls kulinarisch. Aber nicht nur in die Kochtöpfe sollte und konnte geschaut, sondern auch rege am althergebrachten Dorfgeschehen teilgenommen werden. So wurden entlang der Bahnhofstraße traditionell von Hand Stämme geschält und auf dem Triftplatz ratterte eine englische benzinbetriebene Säge aus dem Jahre 1934. Dieses alte Waldarbeitsgerät, das mit ihrem langen Schwert Holzschreiben von einem dicken Stamm abtrennte, wurde von ihrem Besitzer Günter Geißert und vom Verein „Altertrümmer“ Klingbachtal Kreis Südliche Weinstraße vorgestellt. Des Weiteren fand man auf dem Schulhof einen Drechsler, die Burenziegen vom „Ziegenwandern Koch und Mager“ aus Frankenstein, Töpferwerke der 2012 verstorbenen Elmsteiner Künstlerin Maria Dietrich, einen kleinen Flohmarkt sowie den Pfälzer Drehorgelstammtisch mit zünftigen Melodien zum Mitsingen. Im Haus der Wald- und Forstgeschichte „Alte Samenklenge“ entführte Linda Turner die Gäste in die schwere Arbeit der Waldarbeiterinnen und in das ärmliche Leben der Waldarbeiter und ihrer Familien. Schon auf der Brücke zur historischen Wappenschmiede hörte man die gewaltigen, wuchtigen Hämmer, die von Wasserkraft betrieben das glühende Eisen bearbeiteten. Dicht gedrängt standen hier die Besucher, um den Schmiedevorführungen zuzusehen oder auch selbst Hand anzulegen und einen selbst geschmiedeten Nagel mit nach Hause zu nehmen.

Das größte Highlight des Tages war allerdings der Umzug, der sich am Mittag durch die Straßen von Elmstein wälzte. Dieser wurde angeführt von der zweijährigen Marie Zweiling mit ihrer Mutter Sabine, die herrlich gewandet zum Heumachen einluden, den Jagdhornbläser Elmsteiner Tal sowie dem katholischen Kindergarten St. Hildegard mit seinen „Wurzelzwergen“. Ihnen folgte die mobile Falknerei von Achim Häfner „Die Vogelflüsterer“ mit einem stattlichen Falken, der Uhudame „Marga“ sowie weiteren sechs Tieren. Großen Beifall ernteten die vielen Fußgruppen die in Arbeitstracht, Kittelschürzen und Jägeroutfit auf die einfache und arme Lebensart der Bevölkerung in der Vergangenheit hinwiesen. Einige von ihnen zogen Leiterwagen oder fuhren Schubkarren, die damaligen Transportmittel, schwer beladen mit Arbeitsgeräten, Körben und Milch- oder Essenskännchen. Die „Dorfbühne Iggelbach“ hatte die „Quetschkommode“ und die Gitarre dabei und eine Abordnung aus Appenthal verteilte Leberwurstbrote. Ebenfalls aus Iggelbach kamen die Köhlerburschen mit einem qualmenden Köhlermeiler und der VFL Elmstein stellte eine große Gruppe aus Waldmädchen, die neuen Wein ausschenkten, Arbeitsfrauen und Wilddiebe. Das Naturfreundehaus Harzofen sowie die Frauen vom Möllbachweiher demonstrierten die harte Waldarbeit. Hier bewiesen die Ortsteile von Elmstein Zusammenhalt, um den Umzug zu etwas Unvergesslichem werden zu lassen. Die stattlichen Kaltblutpferde, die die Anhänger und Kutschen zogen, kamen dabei aber hauptsächlich von der südlichen Weinstraße und aus der Südwestpfalz. Ein Gespann transportierte den Musikverein Otterberg, ein anderes einen Kutscher mit Peitschenknall sowie einen „dengelden“ Waldarbeiter. Um aber auch hier die schwere und entbehrungsreiche Zeit zu verdeutlichen, waren viele von ihnen vor Holzrückgeräte gespannt, die in der damaligen Forstwirtschaft eingesetzt wurden. Den Schluss bildete der große LKW von Franz Semmelsberger und Söhne, der zeigte: „Un so mache mer’s heit“.

„Ein Abenteuer, ohne gewissen Ausgang“ nennt die Organisatorin Susanne Seibt das Fest in der Planungsphase, „ Super schön“, „Gut organisiert“, „Liebevoll gestaltet“, „Rundum gelungen“ die Stimmen in der Bevölkerung und bei den Gästen nach dem Umzug. Positive Resonanz überall und Gesprächsthema weit über die Grenzen von Elmstein hinaus. Der Mut zu etwas noch nie dagewesenem wurde belohnt und hofft in den kommenden Jahren auf eine Neuauflage.

 


Text: Yvonne Faß
Fotos: Tanja und Harald König