E l m s t e i n   10.05.2015 

Kath. Pfarreiengemeinschaft Elmstein, Esthal und Speyerbrunn
250 Jahre katholische Kirche Mariä Heimsuchung - Stiftergottesdienst und Ausstellungseröffnung

        

        
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Zu Ehren des Stifterehepaares Eva Apollonia und Johann Bernhard Rothuth sowie des Jesuitenpaters Jakob Geisweiler lud die katholische Kirchengemeinde zum Stiftergottesdienst, am Sonntag, den 10. Mai in die kleine Kirche Mariä Heimsuchung. Dem Gottesdienst schloss sich die Eröffnung der Ausstellung „250 Jahre katholische Kirche Mariä Heimsuchung“ an. Dem Stifterpaar sowie dem Jesuitenpater verdanken die Katholiken von Elmstein ihr eigenes Gotteshaus. Die bestehende Pfarrkirche Simon und Judas ging im Jahre 1707 an die Reformierten über. Pfarrer Gerhard Burgard konnte die Landtagsabgeordnete Brigitte Hayn, Ortsbürgermeister Stefan Herter, Beigeordneter Michael Speiger sowie den Germersheimer Stadthistoriker und Stadtarchivar Hans Ludwig begrüßen. Der Gottesdienst wurde mitgestaltet von Andrea von der Weiden, Yvonne Faß und Birgit Rost.

Um 1700 gab Kurfürst Johann Wilhelm den Jesuiten die Möglichkeit, Gottesdienste in der Pfalz abzuhalten, da nicht genügend Pfarrer vorhanden waren. Sie hörten Beichten, vollzogen Eheschließungen und Taufen und erteilten die Sterbesakramente. Ebenso hielten sie in den Orten Missionen, um die wenigen Katholiken zu sammeln, aufzurichten und zu stärken. In Neustadt bauten sie sich ihr Kloster, das 1773 aufgehoben wurde und heute als Stadthaus dient.

Am 11. März 1763 erteilte das Vikariat in Speyer Jakob Geisweiler die Erlaubnis in Elmstein zu wirken und so konnte am 15. März 1763 der erste Gottesdienst im kurfürstlichen Jägerhaus gefeiert werden. Die rund 57 Katholiken waren dankbar, entfiel doch für sie der beschwerliche Weg zum Gottesdienstbesuch in Weidenthal. Auch die Jugend war begeistert und so konnte Geisweiler in nur neun  Monaten die Katholikenzahl auf 200 steigern. In seinem Bestreben wurde Geisweiler von seinem Bruder Ludwig Angelus Geisweiler unterstützt, der Regierungsrat und Landschreiber beim Oberamt in Neustadt war. Durch Sammeln von Spenden und Gesuchen um Unterstützung beim Hochwürdigsten Kardinal und Bischof Franz Christoph von Hutten, war es ihm möglich nach nur einem Jahr mit dem Bau der Kirche zu beginnen. Am 6. Mai 1765 wurde der Grundstein gelegt. Schultheiß Haag bat daraufhin den Kurfürsten, dass ein Pfarrer eingesetzt werden solle, da Pater Geisweiler schon im hohen Alter stehe. Zum Unterhalt des Seelsorgers wollte Haag 100 Gulden, 15 Malter Korn, 10 Malter Speltz und 1 Fuder Wein haben – dieses Gesuch wurde abgelehnt. Pater Jakob Geisweiler starb im Jahre 1767. Daraufhin kamen immer wieder neue Jesuitenpater nach Elmstein, der Bau machte aber keinerlei Fortschritte. Da wurde Johann Bernhard Rothuth, gebürtiger Germersheimer und in Nierstein lebend, auf diese Notlage aufmerksam und erbat am 22. Oktober 1768 die Genehmigung beim Kurfürst Karl Theodor einer vorläufigen Stiftung: „Er und seine Gattin wollen zur Beförderung der Ehre Gottes in dem kurpfälzischen Ort Elmstein, Oberamt Neustadt, zum Seelenheil der in dortiger Wildnis wohnenden, treuesten katholischen Untertanen, einen ewigen katholischen Gottesdienst stiften“. Die anfallenden Kosten zahlte er in Wertpapieren und Gulden an die Stiftschaffnerei in Oppenheim. Johann Bernhard Rothuth starb am 1. Juli 1772. Das Testament, dem die Gründung der Pfarrei im Jahre 1781 zugrunde liegt, unterzeichneten die Eheleute am 22. Januar 1772. Im Jahre 1775 ergänzte Eva Apollonia Rothuth dieses Testament und stockte die Zahlungen nochmals auf, damit ein Schulmeister eingestellt werden konnte, der die Jugend in der christlichen Lehre, Rechnen, Schreiben und in das Choralsingen einwies. Am 17. Mai 1778 starb Eva Apollonia Rothuth. Durch ihr Vermächtnis konnte daraufhin ein zweiter Geistlicher eingestellt werden, der ihr Anliegen ausführte.

„Nichts ist so beständig wie der Wandel“, mit diesen Worten des antiken Philosophen Heraklit von Ephesus begann Pfarrer Gerhard Burgard seine Predigt. Einen Wandel  den die kleine Kirche – wenn sie reden könnte – in allen Facetten beschreiben könnte. Die große Armut der Menschen, harte Arbeit in einer früher schwer zugänglichen Region, Kriege und Überlebenskampf. Aber auch friedliche Zeiten, Glück, Geborgenheit und Schutz. Ja, wenn sie reden könnte würde sie bestimmt von den Tagestouristen, Motoradfahrern und Jakobspilgern erzählen, die heute gerne bei ihr Anhalten und Rast machen. Sicherlich würde sie auch die langsam kleiner werdende, zumeist ältere Gottesdienstgemeinde zur Sprache bringen.

„Nichts ist so beständig wie der Wandel“, was gestern war, ist morgen längst nicht mehr oder kehrt in anderer Weise später wieder. Dies wird bewusst, wenn man die Gedanken auf die Neue Gemeindepastoral 2015 lenkt. Lange wurde die Elmsteiner Pfarrei von Weidenthal aus geleitet – 2016 bildet sie zusammen mit Weidenthal sowie allen anderen Pfarreien in den zwei Tälern die Pfarrei Hl. Johannes XXIII, mit der Zentrale in Lambrecht.

Was aber vom Wandel ausgeschlossen bleibt, ist für alle Christinnen und Christen der Grund auf dem sich Kirche und Glaube aufbauen lässt: Jesus Christus. Dieser Glaube und die Zuversicht bewogen damals schon Jakob Geisweiler sich in Elmstein zu engagieren, ebenfalls  die Rothuths die mit ihrem Testament sehr viel bewirkten.

Eine Abschrift dieses Testamentes ist Bestandteil der Ausstellung „250 Jahre katholische Kirche Mariä Heimsuchung“, die nach dem Gottesdienst eröffnet wurde.

Die Ausstellung ist eine bunte Mischung. Sie erzählt die katholische Kirchengeschichte im Dorf anhand von Portraitaufnahmen, Zeichnungen, Plänen, Aufzeichnungen aber auch durch historische Fotografien. Tauf-, Hochzeit und Kommunionfeiern sind genauso zusehen wie Bilder von Konzerten und Aufführungen. Das kirchliche Leben in und um die Kirche, dokumentiert in bunten Aufnahmen. Aber nicht nur Lebensereignisse sondern auch Zeitungsartikel die sich mit dem kleinen Kirchlein befassen und Landschaftaufnahmen aus verschiedenen Blickwinkeln sind dabei. Viele Privatpersonen aber auch Intuitionen haben dazu beigetragen, dass die Ausstellung zustande kommen konnte. Die Kinder der Kindertagesstätte St. Hildegard zum Beispiel, haben extra mit ihren Erzieherinnen einen Spaziergang unternommen, die Kirche besichtigt und anschließend gemalt. Auch diese Gemälde sind ausgestellt.

Da die Ausstellung tagsüber unbewacht ist, sind von allen wichtigen Ausstellungsstücken Duplikate angefertigt. Die Originalgemälde der Rothuths aus dem Jahre 1739 waren deshalb auch nur bei der Eröffnung zu sehen. Gerne können sie bei den folgenden Samstagsgottesdiensten in der kleinen Kirche Mariä Heimsuchung besichtigt werden. Die Ausstellung geht über mehrere Wochen.

Yvonne Faß, die die Ausstellung eröffnete nutzte die Gelegenheit sich bei Andrea von der Weiden und Birgit Rost zu bedanken, die zusammen mit ihr im Jubiläumsjahr die Wohltäter darstellen. Des Weiteren ging ihr Dank an Peter Jochem aus Esthal, der die Kirche als mobiles Modell nachgebaut hat. Mit diesem gehen die Darsteller auf einige Umzüge im Tal, sowie auf den Winzerfestumzug in Neustadt.

Nach dem Gottesdienst lud die katholische Kirchengemeinde zum Umtrunk in den Hof von Familie Zimmermann.

 

von Yvonne Faß
Fotos Harald König