E s t h a l | 20.01.2011 |
Unmittelbar am Ortseingang von Esthal liegt unterhalb der Kreisstraße ein historischer Brunnen, der Tränkenbrunnen. Nach der Straßensanierung im Jahre 1984 trocknete der Quellzulauf der Waschbrunnenanlage nach und nach aus. Manchmal, wenn es stark geregnet hatte kam wieder Wasser für eine kurze Zeit aus dem Berg geflossen. Oft aber reichte die Menge nicht mal aus, das Sammelbecken im Wassereintrittsbereich zu füllen. Josef Kuhn der sich seit vielen Jahren um die Esthaler Brunnen bemüht, vermutet wechselnde Grundwasserspiegel. Diese Vermutung wird bestärkt, da bei einer Sichtung des Zulaufrohres mit einer Schiebekamera im vergangenen Sommer ein Abriss des Rohres direkt hinter der Gewölbewand festgestellt wurde. Ob diese Beschädigung aus der Zeit der Straßensanierung 1984 herrührt, kann vermutet werden. Somit hat die Brunnenanlage keine direkte Verbindung mehr zu der eigentlichen Quelle, die sich laut Zeitzeugen ca 30 Meter weiter oberhalb befindet. Besonders stark sprudelte der Brunnen im Jahre 1994 nach starken Niederschlägen. Die Esthaler erinnern sich heute noch sehr gut an dieses Jahr, denn da hatten sich das Fernsehen und das Radio angemeldet um über den Waschbrunnen zu berichten. Damals drehten die Frauen der Kfd-Esthal das Rad der Zeit um viele Jahre zurück, schlüpften in die Kleider ihrer Mütter, kramten Schubkarren und Blechwannen heraus und hatten einen Waschtag am Tränkenbrunnen noch einmal lebendig werden lassen.
Wenige Zeit später versiegte die Quelle erneut. Aber jetzt, nach den starken Schneefällen vor Weihnachten und dem darauffolgendem Tau- und Regenwetter, hat der Tränkenbrunnen wieder begonnen zu laufen. Gemessen hat Josef Kuhn eine Schüttung von rund 5 qm pro Stunde. Mit der doppelten Menge kann man rechnen, wenn man das Wasser mitzählt, welches aus dem Auffangbecken unkontrolliert an der Seite ausläuft. Der Tränkenbrunnen sprudelt momentan wieder wie in früheren Zeiten. Die Tröge sind gefüllt, das Plätschern des Wassers ist schon von Weitem zu hören. Beim Anblick der Brunnenanlage könnte man meinen, dass die steinernen Tröge ungeduldig darauf warten wieder genutzt zu werden, dass fleißige Frauen vom Dorf herunter kommen mit ihren hölzernen Schubkarren und den gefüllten Waschwannen. Dass Menschen mit ihren Eimern und Kannen Wasser schöpfen. Dass Kinder herbeieilen um ihren Spaß mit dem erfrischenden Nass zu haben, oder dass Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen zum Tränken an die vollen Tröge herangeführt werden. Bleibt zu hoffen, dass das Wasser noch lange munter in die steinernen Tröge plätschert.
von Harald König
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