E s t h a l    04.10.2014  

 
Zum Gruseln schön
20 Jahre Vocal Cords – die Stimmbänd(ig)er

<<<Fotogalerie>>>      <<<Videoclips>>>

Dass die Konzerte der Vocal Cords – die Stimmbänd(ig)er des MGV 1891 Esthal ein Erlebnis sind, ist mittlerweile allseits bekannt. Und dass sie dieses Jahr noch eins drauf gesetzt haben, ist eindeutig der ambitionierten Leistung von Chorleiterin Dorina Schmidt und dem unvergleichlichen Teamgeist der knapp 30 Sängerinnen und Sänger zuzuschreiben.

Am 2. und 4. Oktober luden die Vocal Cords zum Gruselkonzert in die Esthaler Schulturnhalle ein. Der 1. Vorsitzende des MGV Esthal, Josef Billo, begrüßte die zahlreichen Anwesenden in seiner gewohnt kurzen und herzlichen Art, nachdem die so genannte „Boygroup“ – der Männerchor des MGV Esthal – das Konzert mit den Titeln „Schlottersteinhymne“, „Geisterreiter“ und „Der Tod“, alle arrangiert von Dorina Schmidt, gesanglich beschwingt eröffnete und somit erneut bewies, dass Männerchor nicht gleich Männerchor ist.

Der Junge Chor verschaffte sich mit „Conquest Of Paradise“ einen gelungenen Einstieg ins Konzertgeschehen. Die Sängerinnen und Sänger zogen in schwarze Umhänge gehüllt und Kerzen in den Händen in die Halle ein und ließen das Lied im Saal verteilt erklingen, was für ordentlich Gänsehaut sorgte.

Dass Männer- und Junger Chor sehr gut gemeinsam harmonieren, zeigte „Carmina Burana“ von Carl Orff, bei dem der überzeugende Sopran, von einer soliden, wohlklingenden Männer-Basis gestützt wurde.

Was die Vocal Cords vor allem ausmacht, ist die eingeschworene Gemeinschaft der Sängerinnen und Sänger. Die Altersspanne von 14 bis ü40 spielt überhaupt keine Rolle. Es gibt keine Berührungsängste - ganz im Gegenteil: man ergänzt sich perfekt. Diese Einheit wird vor allem durch jene Mitglieder unterstützt und getragen, die sich, trotz ihres jungen Alters, schon viele Jahre aktiv in diesem Chor engagieren. So zeichnete Roland Stahler als Vertreter des Kreischorverbands Neustadt sowohl Beate Kuhn als auch Sybille Kuhn für 25 Jahre aktives Singen mit der silbernen Ehrennadel des Deutschen Chorverbands aus. Dora Ioannou und Madeleine Wolf erhielten für 10 Jahre die Urkunde des Pfälzischen Chorverbands und Manuel Knoll für 5 Jahre aktive Vereinsmitgliedschaft die Urkunde der Chorjugend der Pfalz.

Nach dem offiziellen Teil ging das Gruseln erst richtig los! Das Programm folgte thematisch dem (blut)roten Faden, von Bram Stoker´s „Dracula“, indem Gernot Kuhn vereinzelte Tagebucheinträge des Rechtsanwaltes Jonathan Harker verlas und so gekonnt die passende Stimmung für die Liedbeiträge schuf. Während man als Zuhörer bei dem beeindruckend dargebotenen „Dies Irae“ von Karl Jenkins ein immer nervöseres Gefühl bekam, beschwor der Chor mit „Ave Satani“ eine beklemmende Stimmung herauf, die seinesgleichen suchte. Ein wenig Entspannung erfuhr das Publikum dann durch „Transsylvania“ mit dem feingliedrigen Solo-Intro von Tamara Kuntz und Anna-Lena Ziegler und dem Titel „Mad World“, mit dem der Chor eine weichere Seite zu Gehör gab.

Bei „Sleeping Sun“ glänzte Dorina Schmidt als Sopranistin, die von Beate Kuhns warmer Alt-Stimme harmonisch perfekt ergänzt wurde. Mit „Little Shop Of Horrors“ zeigten sich die Vocal Cords von ihrer beliebten bunten und choreographischen Seite und entließen die Zuhörer somit fröhlich gestimmt in die Pause.

Der zweite Programmteil wurde mit „Thriller“ von Michael Jackson in einem Arrangement von Dorina Schmidt eröffnet. Zombies erwachten auf der Bühne zum Leben und zeigten eindrucksvoll, dass sie nicht nur singen, sondern auch tanzen konnten. Vera Köbler überzeugte derweil, indem sie den schwierigen Gesangspart übernahm und diesen bestens meisterte.

Madeleine Wolf zog als Solistin mit dem Titel „Love Song For A Vampire“ alle in ihren Bann. Mit ihrer unschuldigen und emotionalen Interpretation des Stücks berührte sie die Herzen der Zuhörer und erntete dafür tosenden Applaus.

Dorina Schmidt griff mit dem Instrumentalbeitrag „River Flows In You“ die emotionale Stimmung auf und zeigte ihr Können als Pianistin. Dies tat sie im Verlauf des Abends bereits mit Bachs „Toccata in d-Moll“ und „Tubular Bells“ von Mike Oldfield und demonstrierte, dass ihr auch die unterschiedlichsten Musikrichtungen keinerlei Grenzen aufzeigen. Sie begleitete zudem alle Liedbeiträge des Chors und erhielt dabei Unterstützung von Rolf Berg (Schlagzeug) und Joachim Krautwurst (Bass).

Den Höhepunkt und Abschluss des Konzerts bildete das Musical „Tanz Der Vampire“ von Jim Steinmann, aus welchem 6 Titel aufgeführt wurden: Bei „Knoblauch“ zeigte sich der Junge Chor von seiner feucht-fröhlichen und ungenierten Seite, indem die Sänger als feierlustige Dorfbewohner die Vorzüge des Knoblauchs artikulierten. Christian Schaller brachte mit „Die Unstillbare Gier“ ein überwältigendes und einfühlsames Solo als Vampir dar, das das Publikum mit nicht enden wollendem Applaus honorierte. In „Totale Finsternis“ durfte man neben Sybille Kuhns einprägsamer Stimme auch einem tollen Joshua Lacy und souveränen Oliver Knoll lauschen. Die sonore Stimme von Manuel Knoll läutete die letzten beiden Stücke ein. Hier kam dann der mächtige Gesamtklang des Chors wieder zum Tragen. Bei „Carpe Noctem“ und dem Finalstück „Der Tanz Der Vampire“ gelang den Vocal Cords ein beeindruckend kräftiger und somit fulminanter Abschluss des Konzerts.

Selbstverständlich gab es Zugaben: zuerst noch einmal „Little Shop Of Horrors“ und dann eine von Sybille Kuhn eingeläutete Überraschung für Dorina Schmidt. Denn ganz nebenbei feiern die Vocal Cords in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Um Schmidt den Dank für diese Jahre auszudrücken, stimmten die Gründungsmitglieder auf der Bühne „One Moment In Time“ an, begleitet von Susanne Julier an der Gitarre. Dann kamen immer mehr Sänger hinzu - nicht nur die aktuelle Chorbesetzung, sondern auch viele ehemalige Sängerinnen und Sänger, die sich aus dem Publikum erhoben und langsam auf die Bühne schritten, um miteinzustimmen. Ein ergreifender Moment für alle Beteiligten.

Was der eigentliche Laien-Chor unter der Leitung von Dorina Schmidt an diesen beiden Abenden auf die Beine stellte, angefangen vom Bühnenbild, über Kostüme bis hin zu Choreographien und natürlich nicht zuletzt gesanglich, ist einzigartig. Die emotionale Bandbreite von beklemmend über ironisch bis hin zu leidenschaftlich und lebendig, die der Chor mit seiner Liedauswahl erschuf, machten das Gruselkonzert zu einem Erlebnis der ganz besonderen Art.


Ehrungen
v.l. Roland Stahler, Sybille Kuhn, Beate Kuhn, Madeleine Wolf, Dora Ioannou. Manuel Knoll und Vorsitzender Josef Billo


Bericht von Stephanie Billo
Fotos von Tanja und Harald König