Einmal im Jahr herrscht auf dem Pickplatz, am Zusammentreffen der Wallonenstraße und der Karl-Marx-Straße in Lambrecht, lustiges lautes Treiben und das bereits in der Frühe des Ostermontag ab 7 Uhr. An zwei Ständen hält der Verkehrsverein als „Hüter des Lambrechter Brauchtums“ mehr als 2000 einheitlich gefärbte Eier bereit, die vermutlich auch in diesem Jahr in etwas mehr als einer halben Stunde „verpickt“ und den Besitzer gewechselt haben werden. Nach dem Aufruf „Ganzes“ beginnt das Spektakel: Ein Picker hält ein hartgekochtes Ei in der Hand, der andere Picker stößt mit einem gleichen Ei von oben zu, eine der beiden Eierschalen zerspringt. Jetzt geht es in umgekehrter Reihenfolge mit den stumpfen Enden weiter. Wenn ein Ei auf beiden Seiten kaputt ist, liegt die Sache klar, es gibt aber auch ein Unentschieden, dann suchen die Kontrahenten neue Partner mit einem lauten „Spitz“ oder deftig „Arsch“. Wenn das Ein auf beiden Seiten eingedrückt ist, wechselt es den Besitzer.
Sind die Kontrahenten „kampfmüde“ und die Eier-Munition ist aufgebraucht geht es gemeinsam in die Grundschul-Turnhalle, wo der Verkehrsverein ein morgentliches Kraftfrühstück vorbereitet hat. Die Beuteeier von Solo- bzw. Mannschaftspickern werden ausgezählt und nach dem computer-errechneten Quotienten zwischen Eier-Einsatz und Eier-Gewinn erhalten die Eierpick-Champions ihre Trophäen.
Osterbrauch liegt im Dunkel der Geschichte
Das Lambrechter Eierpicken geht zweifellos auf alte Mythen zum Frühlingsbeginn zurück und ähnliche Bräuche um Eier findet man in zahlreichen Ländern, so nennt man das gegeneinander Stoßen von Eiern in Südtirol „Eierpecken“, im Norden sind Bezeichnungen wie „Eierditzen“, „Eierkippen“ oder „Eierhiggen“ bekannt.
Wenn auch anderswo ähnliche Bräuche gepflegt werden, so besitzt Lambrecht die Besonderheit des Früh-Spektakels zu fast nachtschlafender Zeit als Alleinstellungsmerkmal. Der Beginn war vor einem halben Jahrhundert wegen der teils herrschenden Dunkelheit von 6 auf 7 Uhr verlegt worden, doch weiter in den Tag wollte niemand das Spektakel verlegen, denn es sollte das besondere Ereignis für Frühaufsteher am Ostermontag bleiben. Vermutlich waren es die Lambrechter Tuchmacher, die in „grauer Vorzeit“ das Eierpicken in Lambrecht begründeten und einen Grund für einen Frühschoppen fanden. Der Ostermontag war schon immer arbeitsfrei und der Frühschoppen, der mit dem Eierpicken verbunden war, wurde gerne besucht als Ausgleich von Arbeitswochen, die um 1850 noch 90 Stunden und 1955 immer noch 49 Stunden betrugen.
Digitales Eierpicken
Auch in diesem Jahr wird der interessierten Jugend ein „Digitales Eierpicken“ zum Spaß angeboten, das am Ostermontag um 15 Uhr unter www.eierpicken.de gestartet werden kann. In den Jahren der Pandemie-Einschränkungen konnte das „echte“ Eierpicken nicht stattfinden, an seine Stelle trat das „digitale“ Eierpicken, das auch in diesem Jahr für Interessierte angeboten wird.
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