L a m b r e c h t  ( P f a l z )  28.05.2004  

Verbandsgemeinde Lambrecht
Spatenstich für neue Kläranlage in Lambrecht
Wichtige Maßnahme für Umwelt und Verbesserung der Geruchsbelästigung


Spatenstich
von links Dipl. Ing. Gert Neumüller, Beigeordneter Hans Seiberth, Verbandsbürgermeister Herbert Bertram,  Dipl. Ing. Bernd Neumüller und Werkleiter Volker Neumann

Als eine wichtige Maßnahme im Sinne der Umwelt und Gewässerreinhaltung, aber auch für die Verbesserung der Geruchsbelästigung der Anwohner bezeichnete Verbandsbürgermeister Herbert Bertram den Neubau der Kläranlage Lambrecht. 

Gleich hinter der alten Kläranlage, in Richtung Neustadt soll eine moderne, den zukünftigen Anforderungen und Bedürfnissen entsprechende Kläranlage mit BIOCOS-Verfahren entstehen. 

Das BIOCOS-Klärverfahren ist eine einfache und wirkungsvolle Weiterentwicklung des klassischen Belebtschlammverfahrens und der Einbeckentechnologie. Das beim konventionellen Belebungsverfahren übliche Nachklärbecken mit Räumeinheit und Rücklaufschlammpumpwerk und den dafür erforderlichen Rohrleitungen wird beim BIOCOS-Verfahren durch zwei Sedimentations- und Umweltbecken ersetzt. Durch die Abdeckung der Becken wird kaum noch Geruchsbelästigung entstehen, auch weil die Luft über einen Biofilter gereinigt wird.

Die neue Anlage ist für 11 000 Einwohner konzipiert und wird die Abwässer der Stadt Lambrecht und den Gemeinden Lindenberg, Frankeneck und Neidenfels aufnehmen . Geplant ist auch die Anbindung der Gemeinde Weidenthal über eine Abwasserdruckleitung.

Die Inbetriebnahme der neuen Anlage wird im 2. Halbjahr 2005 erfolgen. Die endgültige Fertigstellung, nach Abriss der nicht mehr benötigten Bauwerken, wie z.B. der Tropfkörper, wird voraussichtlich Sommer 2006 sein.

 


Verbandsbürgermeister Herbert Bertram

1. Beigeordneter Hans Seibert

Neumüller   Ingenieur Gesellschaft
Sonnenwendstraße 2
D-67098 Bad Dürkheim
Tel: (06322)  68 04 7
Fax: (06322)  81 37
E-Mail: mail@neumuellering.de

Chronologie zur Kläranlage Lambrecht

Bereits in den 50er Jahren hat man sich intensiv mit der Abwasserbeseitigung und –reinigung im Speyerbachtal westlich von Neustadt befasst.

Mit der damaligen Bezirksregierung und dem Wasserwirtschaftsamt Neustadt wurden umfangreiche Verhandlungen zwischen der Stadt Lambrecht und den Gemeinden Neidenfels und Frankeneck zur Lösung des Abwasserproblems geführt. Ein von der Stadt Lambrecht in Auftrag gegebener Vorentwurf für eine Kläranlage östlich der Wiesenstraße wurde im November 1963 dem Wasserwirtschaftsamt vorgelegt. In dieser Vorplanung beschäftigte man sich mit der Aufweitung des Geländes zwischen der Bundesstraße und dem Wald.

In einer Besprechung am 28.03.1968 zwischen dem Wasserwirtschaftsamt, dem Straßenbauamt, der Forstverwaltung und der Stadt Lambrecht wurden die Möglichkeiten der Verbreiterung des Kläranlagengeländes durch bauliche Maßnahmen diskutiert. Die damals bestehende Straßenplanung wurde nicht geändert. 

Eine Untersuchung, inwieweit mit Stützmauern das vorhandene Gelände verbreitert werden kann, musste aufgrund der zu hohen Kosten als nicht durchführbar beurteilt werden. Weitere langwierige Verhandlungen brachten keinerlei Möglichkeiten, das vorhandene Kläranlagengelände zu vergrößern.

Während dieser Verhandlungen wurden Überprüfungen der bestehenden Industriebetriebe durchgeführt, um die seit Aufstellung des Vorentwurfes 1963 aufgetretenen Änderungen der Abwasserbelastungswerte zu erhalten.

Diese Vorgeschichte zum im November 1969 vorgelegten Hauptentwurf für die Kläranlage ähnelt der seit 1997 erlebten Erweiterungsplanung für den Umbau und Sanierung der jetzigen Kläranlage.

Nach den Plänen, die Grundlage des erst 1976 erteilten Bescheides waren, wurde die Anlage für einen Anschlusswert von 13.000 Einwohner und Einwohnergleichwerten gebaut und 1977 in Betrieb genommen. Damals kam ein Sondervorschlag der Firma Schreiber, das platzsparende Klärwerk, zur Auführung.

Diese Anlage war im Wesentlichen zum Abbau von Kohlenstoffverbindungen konzipiert. 1985 hat die Bezirksregierung Neustadt den 1977 geänderten Bescheid von 1976 nochmals erneuert und den damals geltenden Bestimmungen, insbesondere im Hinblick auf das Abwasserabgabengesetz, angepasst. Es wurden neue Kriterien zur Ablaufqualität des Abwassers festgelegt, die neben dem Kohlenstoffabbau auch die Entfernung von Phosphor und Stickstoff verlangte.

1989 traten Abwasserverordnungen in Kraft, die eine weitere Bescheidsänderung durch die Bezirksregierung am 29.11.1989 zur Folge hatten.

Darin wurde gefordert, dass im Ablauf der Kläranlage bis zum 01.01.1993 der Phosphorgehalt nur noch 2 mg/l und der Stickstoffgehalt bis 31.12.1997 nur 10 mg/l und ab 01.01.1998 nur  5 mg/l betragen darf.

Nach einer Abwasseruntersuchungsreihe Ende 1991 hat das Ingenieurbüro Neumüller in einem Gutachten vom August 1992 zur weitergehenden Reinigung in der Kläranlage Lambrecht festgestellt, dass zur Phosphorelimination eine Anlage zur Ausfällung mit chemischen Hilfsmitteln erstellt werden muss.

Im Vorgriff auf eine generelle Sanierung und Erweiterung (3. Reinigungsstufe) wurde Ende 1993 die Phosphoreliminationsanlage in Betrieb genommen. 

Die Planungen zur Erweiterung der Anlage wurden 1994 unterbrochen, als Überlegungen angestellt wurden, einen Großteil der Abwassersysteme der Städte und Gemeinden in der Vorderpfalz an die Großkläranlage der BASF anzuschließen. Der Anschluss von Lambrecht wäre über das Netz von Neustadt erfolgt. Die Kläranlage Lambrecht hätte stillgelegt werden können.

Eine Studie zur Überprüfung der Wirtschaftlichkeit eines Anschlusses an die Neustadter Kläranlage kam im September 1995 zum Ergebnis, dass der Anschluss teurer als der Erweiterungsbau und Betrieb einer eigenen Kläranlage sei. 

Die Möglichkeit des Anschlusses an Neustadt wurde nicht mehr weiter verfolgt. Im September 1996 begann die Universität Kaiserslautern eine Untersuchungsreihe, deren Ergebnis im Dezember 1998 als „Konzepte zur Erweiterung der Kläranlage Lambrecht" vorlag. Darin wurden kurzfristige Maßnahmen zur Sicherstellung der inzwischen von der Aufsichtsbehörde geforderten Reinigungsleistungen im Stickstoffabbau empfohlen. Längerfristig wurde der Neubau einer Belebungsanlage als günstigste Lösung gegenüber der Beibehaltung der Tropfkörperanlage bevorzugt.

Inzwischen hatte das Büro Neumüller in einer Wirtschaftlichkeitsstudie den möglichen Anschluss von Weidenthal als kostengünstigere Lösung als die Erweiterung der Kläranlage Weidenthal herausgestellt.

Da die Planungen zur Sanierung und Erweiterung der Kläranlage Ende 1998 nicht so weit vorangeschritten waren, bis zu diesem Zeitpunkt jedoch die erhöhten behördlichen Reinigungsanforderungen hätten erfüllt sein müssen, wurde bei der Bezirksregierung die Verlängerung der bisherigen Betriebsweise bis 31.12.2001 beantragt und genehmigt; diese Erlaubnis wurde 2001 nochmals bis 31.12.2006 verlängert.

Im August 2001 hat das Büro Neumüller die Vorplanung zur Sanierung und Erweiterung der Anlage vorgelegt. Die anschließende Diskussion mit der Regionalstelle WAB Neustadt der Struktur- und Genehmigungsdirektion hatte weitere Vorschläge zur Folge. Die Bearbeitung des Entwurfes wurde im Februar 2002 mit den Überlegungen unterbrochen, Frankenstein über das Netz von Weidenthal an die Kläranlage Lambrecht anzuschließen. Nachdem die Verbandsgemeinde Hochspeyer mitgeteilt hatte, dass der Anschluss von Frankenstein nicht erwogen wird, konnte die Entwurfsplanung für die Kläranlage Lambrecht im Dezember 2002 abgeschlossen werden.

Mit einer Ausbaugröße für 11.000 Einwohner und Einwohnergleichwerte für Gewerbe und Industrie sowie einem geringen Zuwachs wurde der Anschluss von Weidenthal, Iptestal und Erfenstein berücksichtigt.

Der Erlaubnisbescheid mit der Grundlage des Entwurfes vom Dezember 2002 wurde am 17.09.2003 von der SGD Süd ausgestellt.  

Nach der Zusage der Landesregierung die Baumaßnahme zu fördern, konnte im Dezember 2003 die Ausschreibung der Arbeiten für den maschinellen Teil der biologischen Reinigungsstufe durch das Büro Neumüller erfolgen.

Die Firma ZWT, Bayreuth, hat die Maschinen für ein Verfahren angeboten, das inzwischen in Deutschland in mehreren Kläranlagen Anwendung gefunden hat. 

Die anschließende Wirtschaftlichkeitsberechnung des Büros Neumüller hat im Falle Lambrecht das Verfahren als günstigstes herausgestellt.

Nach der Vergabe an die Firma ZWT musste kurzfristig eine Entwurfsänderung unter Berücksichtigung des BIOCOS-Verfahrens durch das Büro Neumüller vorgenommen werden, damit die Erlaubnis durch die SGD auf das neue Verfahren umgestellt werden kann.

Gleichzeitig wurde die Ausschreibung der Arbeiten für den baulichen Teil der gesamten Anlage vorgenommen. Der Werksausschuss der Verbandsgemeinde hat am 17.05.2004 die Vergabe der Arbeiten an die Firma Müller GmbH & Co. KG, Niederlassung Dannstadt-Schauernheim, beschlossen.

Mit den Bauvorbereitungen wurde noch im Mai 2004 begonnen. Der Abschluss der Arbeiten ist im Mai 2006 vorgesehen.

Die Anlage ist für einen Trockenwetterzufluss von 2.255 m³ pro Tag ausgelegt. Bei Regenwetter werden über das Schneckenpumpwerk mit 3 Pumpen 660 l/s in die Kläranlage gefördert.

Die über der 2-fachen Schmutzwassermenge liegende Mischwassermenge wird in dem vorhandenen Regenüberlaufbecken mit 420 m³ Inhalt gereinigt.

Das vorhandene Schreiberklärwerk mit der biologischen Reinigung in der Tropfkörperanlage und der darunter liegenden Vor- und Nachklärung sowie dem Faulschlammtrichter wird durch das BIOCOS-Becken auf dem noch freien Gelände östlich der jetzigen Anlage ersetzt. Diese Belebungs- und Sedimentations-/Umwälzbecken haben einen Gesamtnutzinhalt von rund 6.000 m³. Der diesem System entnommene stabilisierte Schlamm wird in einem Silo mit 630 m³ zwischengelagert. Dieses Silo wird auf dem zu verfüllenden Trichter des Schreiberklärwerks erstellt, nachdem der Tropfkörper abgerissen ist.

Weitere Um- und Neubauten sind: 

¨ Umbau des bestehenden Betriebsgebäudes neben dem Schneckenpumpwerk für die Unterbringungder Sozialräume. Das Gebäude erhält ein neues Satteldach.

¨ Neubau eines Rechen- und Sandfanggebäudes mit angeschlossener Sandannahmestation.

¨ Neubau eines Maschinengebäudes zur Unterbringung des Zwischenhebewerks, der Gebläsestation,der Schlammentwässerungszentrifuge, der Werkstatt und des Labors.

Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass ein Großteil des Geländes östlich der bestehenden Anlage mit Schlacke aufgefüllt ist, das als belastetes Material einer gesonderten Entsorgung auf die Kreisdeponie Friedelsheim verbracht werden muss.

Besondere Aufmerksamkeit bei der Planung wurde der Vermeidung von Geruchsbelästigungen gelegt. Ein spezielles Gutachten hat zur Folge, dass alle Becken eine Abdeckung erhalten. Die Luft in den Räumen unter diesen Abdeckungen wird durch Unterdruck ständig abgesaugt und in einem Biofilter gereinigt.

Die Kosten für die Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen belaufen sich auf € 5.580.000,00.

 

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von Harald König und NEUMÜLLER_Ingenieur Gesellschaft