Stadt Lambrecht (Pfalz)

Schatten im Tal – eine moderne Geißbockgeschichte

Das ganze Ensemble

Bei strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen wurde am Pfingstsonntag im Schulhof der Grundschule Lambrecht der 607. Tribut-Geißbock an das jüngst getraute Ehepaar übergeben. Sabine Wieand und Andreas Haibel erhielten von Stadtbürgermeister Michael Stöhr den offiziellen Auftrag – per Urkunde - den Geißbock „Peter“, der ab diesem Zeitpunkt den Vornamen des Bräutigams annimmt, sicher nach Deidesheim zu bringen. Die Abordnung aus Deidesheim unter der Führung von Bürgermeister Manfred Dörr zeigt sich nach einer kurzen Begutachtung davon überzeugt, dass der Bock die Lieferbedingungen erfüllen wird.

Zur Einstimmung auf diese festliche Übergabe hatte die Schauspielgruppe des Verkehrsvereins wieder mit einem Theaterstück den Heimatabend bereichert. „De Kurschatte“ von Klaus K. Brick sorgte für lustige, wie auch für nachdenkliche Momente, regte zum Nachdenken an und nahm auch Vorgänge der jüngeren Vergangenheit „auf die Schippe“.

Dass die Gemeinden heute kein Geld mehr in der Kasse haben, wurde im Stück 1:1 übernommen. Bürgermeister Karl-Udo (gespielt von Hans-Werner Herrmann) braucht dringend Geld für die marode Stadtkasse. Da ist es am einfachsten den Kämmerer Heinz (Franz Salzlechner) für die Misere verantwortlich zu machen und ihm den Auftrag zu erteilen, nach Lösungen zu suchen. Dieser gründet gemeinsam mit Björn (Karl Jacqui) und Sepp (Hans Denig) eine feucht-fröhliche Projektgruppe und diese erarbeitet „tolle“ Ideen : Ein städtisches Ausflugslokal auf dem Teufelsfelsen, Lachs-Wettangeln im Speyerbach, ein Wasserkraftwerk in Richtung Neustadt oder gar ein Benefizspiel des TSV Lambrecht gegen den FC Bayern. Die formalen, finanziellen oder technischen Möglichkeiten für die Realisierung oder den Ertrag werden gar nicht geprüft. Da macht die Ehegattin des Bürgermeisters (Silke Mechnig) keine Ausnahme. Sie erkennt beim Golfspielen, dass in der Hitze ein Schatten sehr angenehm wäre und plant sofort das große Dach über Lambrecht. Mit dessen Möglichkeiten der dosierten Wärme- und Lichtabgabe an die Lambrechter und ihre Besucher/Gäste würde man sicher schnell zum „Bad“ aufsteigen, mit Kurangeboten im Schatten der Überdachung.

Einen weiteren „Kurschatten“ hat Karl (Thomas Hanke) aus seiner Kur mitgebracht und wie es der Zufall so will, fehlt der Stadt dieses Jahr noch ein Brautpaar für den Geißbock. Hannelore (Silvia Jacqui), die Sekretärin des Bürgermeisters, macht ihren Chef auf dieses weitere Problem aufmerksam und schlägt als Lösung Karl und seinen Kurschatten vor. Beim Bewerbungsgespräch braucht der Bürgermeister ziemlich lange, bis er versteht, dass August (Hans-Joachim Hinrichs) kein zweiter Bewerber um den Posten des Geißbockführers ist, sondern der Kurschatten von Karl. Das Eintreffen der „Projektgruppe“ und einer Reporterin (Yvette Roth), die über das Städtedach berichten will, machen das Durcheinander perfekt.

Zwischen einzelnen Szenen präsentierten sich Klaus K. Brick und Stefan Weis als Herzblutmusiker und -Sänger. Sie sangen von der Liebe und dem schönen Lambrecht. Aufgenommen wurde der Heimatabend vom Offenen Kanal Neustadt. Unter www.ok-nw.com kann man sich täglich oder wöchentlich per E-Mail über das Programm informieren lassen und wird so die Ausstrahlung der Sendung nicht verpassen. Regie führte beim Theaterstück Christina Schöfer und Souffleuse war Angelika Denig. Im nächsten Jahr wird es kein Theaterstück am Heimatabend geben, denn für diesen Termin hat sich das Deidesheimer Schöffengericht angekündigt.

Es ist vollbracht, der Geißbock ist willens - aber ungestüm und zum offiziellen Foto sogar brav

von Ewald Metzger