N e i d e n f e l s | 11.10.2015 |
Vor genau 50 Jahren, am 12. Dezember 1965, wurde die Orgel der Neidenfelser Pfarrkirche St. Josef mit der kirchlichen Weihe durch den damaligen Dekan Ludwig Bauer in Dienst gestellt. Aus diesem Anlass gab Organist Josef Bernhard Histing am Samstag, den 12. Dezember 2015, um 19.30 Uhr ein beeindruckendes Konzert. Pfarrer Franz Neumer begrüßte die zahlreich erschienenen Zuhörerinnen und Zuhörer und ging auf das denkwürdige Ereignis der Orgelweihe kurz ein. Erbaut wurde die zweimanualige Orgel von der Fa. Zimnol aus Kaiserslautern mit insgesamt 1182 Pfeifen. Sie besitzt eine mechanische Spieltraktur und ist mit einer elektrischen Registertraktur ausgestattet. Eine Besonderheit sind die Horizontaltrompeten, auch spanische Trompeten genannt. Pfarrer Neumer erinnerte an den 3. Adventssonntag Gaudete, der schon die Freude auf das kommende Geburtsfest des Herrn aufschimmern lasse. Seine Aufforderung "Freuet euch" passe auch so richtig zum Anlass des Orgeljubiläums. Eine große Freude sei es, dass sich Josef Bernhard Histing, "unser Sepp", spontan dazu bereit erklärt habe, ein vielseitiges Konzert zu gestalten. Zur Eröffnung erklang die "Jubiläumsfanfare" von David German. Sepp Histing hat dieses Stück wie noch weitere neu arrangiert. Das Thema wurde sehr eindrucksvoll durch die Horizontaltrompeten wiedergegeben. Es folgte sodann die Wiederholung unter Verwendung des Hauptwerkes mit seinen 5 Registern ohne Trompeten und im Pedal Subbass und Oktavbass. Beim Mittelteil wurde die Mixtur weggenommen, was auch charakteristisch zum Stück passte. Beim da capo verwendete Histing das Tutti, wobei man die ganze Kraft der kleinen Orgel hören konnte. Bei der folgenden Orgelintrade von Gustav Gunsenheimer wurden bei jedem Teil verschiedene Registrierungen vorgenommen, wobei man die einzelnen Klangvarianten gut heraushören konnte. Es folgte sodann das bekannte "A whiter shade of pale" von Keith Reid, für das die Trompeten tonangebend waren. Der nachfolgende dreiteilige Orgelmarsch von Caleb Simper begann mit einem Plenum des Hauptwerkes. Beim Mittelteil entfiel die Mixtur und es wurde ein karussellmäßiger Klang dargestellt. Bei der nun folgenden "Melodie in F" von Anton Rubinstein erzeugte der Organist durch seine Registrierung einen fast französischen Orgelklang, der in dieser Art bisher noch nicht zu hören war. Es folgte "Trumpet Tune in G major" von Jan Roberts, bei welchem die Horizontaltrompeten voll zur Geltung kamen. Typisch war hier auch das Wechselspiel zwischen Trompetenregister und kleinem Plenum mit dem Rückpositiv. Das darauf folgende "Highland Cathedreal" wurde seinerzeit bei der "Musik der Nationen" in Bremen als Schlusshymne mit allen Orchestern aufgeführt, wobei die Melodie von Dudelsackspielern übernommen worden war. Histing verstand es, dies eindrucksvoll mit einer Registrierung im Hauptwerk mittels Prästant, Quinte und Trompete darzustellen. Es kamen dann immer mehr Register dazu, bis im Schlussteil wieder das kräftige Tutti zu hören war. Die nun folgende "Meditation in F" wurde unter Verwendung des Engedackt im Rückpositiv gespielt. Es handelte sich um ein ausgesprochen ruhiges Stück, was die Zuhörerschaft geradezu zum Meditieren einlud. Sepp Histing ließ sodann das "Rondo für Emely" erklingen, das er selbst anläßlich der Taufe seiner Enkelin Emely geschrieben hat. Die Klangfolge ließ zum einen das lustige Kinderlachen, zum anderen aber auch traurige Momente spürbar werden. Kurz vor dem Ende des Konzertes spielte der Organist meisterlich das "Menuetto aus der Linzer Sinfonie" von Wolfgang Amadeus Mozart. Zum Abschluss folgte die freie Improvisation "Advent", ein wahrhaft glanzvoller Schlusspunkt. Lieder wie "Es kommt ein Schiff geladen", "Maria durch ein Dornwald ging" oder "Leise rieselt der Schnee" waren klar zu erkennen und mündeten in die Schlussimprovisation mit dem "Andachtsjodler" und dem "Fröhliche Weihnacht überall". Alle Besucher erhoben sich nun von den Plätzen und applaudierten voller Begeisterung minutenlang. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Heiner Oppermann sprach die Schlussworte. Er bedankte sich bei Sepp Histing für das wunderbare Konzert. Er habe es wieder einmal hervorragend und auf seine einmalige Art verstanden, sein Publikum mit herrlichen Orgelklängen zu verzaubern. Meisterhaft habe er im wahrsten Sinne des Wortes alle Register gezogen und der 50 Jahre alten Orgel Töne entlockt, die in dieser Fülle und Klangreinheit äußerst selten zu hören sind, einmal zart und innig, dann wuchtig und kraftvoll wie die Posaunen von Jericho. "Unser Sepp" habe der Musik wieder seine ganz persönliche Note gegeben und "uns allen" einen musikalischen Ohrenschmaus geboten. Natürlich bat er den Organisten im Sinne des Publikums um eine Zugabe, die Sepp Histing mit einer Improvisation über verschiedene Abendlieder gewährte. Der Einladung zu einem kleinen Umtrunk im hinteren Teil der Kirche folgten viele Besucher, bot sich doch so die günstige Gelegenheit, sich über das soeben erlebte Konzert auszutauschen. Auch der Bitte um eine Spende für die Anschaffung einer Spieltischbeleuchtung wurde großzügig entsprochen.
von Heiner Oppermann |