W e i d e n t h a l    13.05.2007  


Hat der Landarzt eine Zukunft?
Informationsveranstaltung zur Problematik der medizinischen Versorgung in Weidenthal und Elmstein



Zu einer Informationsveranstaltung über die problematische Ärzteversorgung in den Talgemeinden Elmstein und Weidenthal hatten die Landrätin Sabine Röhl und Verbandsbürgermeister Herbert Bertram eingeladen.

Rund 350 Anwohner kamen am Mittwoch, den 13. Juni in die Weidenthaler Sporthalle um mit fachkompetenten Personen zu diskutieren.

In Weidenthal ist nach dem plötzlichen Weggang von Dr. Thomas zum Jahresbeginn eine enorme Mehrbelastung auf Dr. Manfred Reiber zu gekommen. Für den engagierten Weidenthaler Arzt hat sich seitdem die Situation dramatisch zugespitzt. Er hat die Patienten von Dr. Thomas mit übernommen, keiner wurde abgewiesen. Die dringend erforderliche Erhöhung der Fallzahlen werde ihm von der Kassenärztlichen Vereinigung verwehrt. Durch eine Anstellung eines Arztes in der Praxis würden die Fallzahlen lediglich um 4% erhöht werden. "Damit kann man keinen weiteren Kollegen finanzieren", betonte Reiber energisch.

Seit dem Krieg praktizieren zwei Ärzte in Weidenthal. Durch den Weggang von Dr. Thomas hat Dr. Manfred Reiber nahezu 3000 Patienten zu versorgen. Hinzu kommt, dass Reiber, neben Hausbesuchen bei schwer kranken und bettlägerigen Patienten, seit 20 Jahren als Notarzt in der Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz) aktiv ist. In dieser Zeit hat er über 3.000 Noteinsätze geleistet. Seit dem 09. Mai musste Dr. Manfred Reiber jedoch den notärztlichen Dienst, den er von montags 07.00 Uhr bis freitags 17.00 Uhr durchgehend leistete, wegen der hohen Arbeitsbelastung einstellen.

Obwohl im Planungsbereich Landkreis Bad Dürkheim und Neustadt eine Überversorgung an Ärzten herrscht, ist die ärztliche Versorgung in der Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz) schlechter als eine unterversorgte Region in Mecklenburg-Vorpommern, rechnete ein Diskussionsteilnehmer aus. B

is zum 30.Juni kann die freigewordene Arztstelle von Dr. Thomas für Weidenthal frei gehalten werden. Findet sich bis dahin kein Arzt, der bereit ist in der Waldgemeinde zu praktizieren, wird die Stelle anderswo vergeben, erklärte Thorsten Erb, Abteilungsleiter in der KV-Pfalz, und verriet auch gleich den Namen des Ortes. Dafür erntete er lautstarke "Buh" - Rufe.

Die Politik hat das Problem der ärztlichen Unterversorgung erkannt und arbeitet an einer Lösung, die voraussichtlich im Herbst zu erwarten ist. Zu spät für Dr. Reiber und seine Patienten.

Zu spät auch für Dr. Karlheinz Feiner aus Elmstein. Seit 3 Jahren bemüht er sich um eine Nachfolge. In diesem Jahr wird er 68 und muss seine ärztliche Tätigkeit einstellen. Sein Anliegen und das seiner Patienten ist eine Verlängerung der Altersfrist, bis ein Nachfolger gefunden ist, damit in Elmstein nicht die Situation wie in Weidenthal eintritt.

Dr. Gerald Gass, Abteilungsleiter am rheinland-pfälzischen Ministerium für Gesundheit, wies auf den Mangel an jungen ärztlichen Fachkräften hin. Es ist schwer, offene Stellen, vor allem im ländlichen Bereich, neu zu besetzen. Seit dem 1. April gäbe es zwar eine neue Rahmengesetzgebung für einen finanziellen Anreiz, wenn sich Ärzte in unterversorgten Regionen niederlassen, jedoch müssen die entsprechenden Kriterien im Landesauschuss noch festgelegt werden.

Die Diskussion in der Weidenthaler Sporthalle verlief emotionsgeladen, mit der Forderung die zeitlichen Fristen sowohl für Dr. Reiber als auch für Dr. Feiner zu verlängern, um weiter nach Nachfolgern suchen zu können.

Unterstrichen wurde die Forderung durch die Übergabe von fast 3000 Unterschriften besorgter Patienten und Anwohner.

von Harald König