W e i d e n t h a l | 24.06.2007 |
Gemeinde Weidenthal
Mit einem großem Festprogramm haben die Weidenthaler vor genau 100 Jahren, am 23. und 24. Juni 1907 die Einweihung des Kriegerdenkmals an der Protestantischen Kirche gefeiert. Es wurde zum Gedenken an die Feldzüge 1866 und 1870/71 vom Kriegerverein Weidenthal gestiftet. Die Gründung des zweiten deutschen Reiches im Jahre 1871 löste in ganz Deutschland eine über Jahrzehnte andauernde nationale Begeisterung aus. Besondere Verehrung wurde den Soldaten zuteil, die an den Kriegen 1866 (Bruderkrieg zwischen Österreich und Preußen) und besonders 1870/71 (Deutsch-Französischer Krieg) teilnahmen. Mit der nationalen Begeisterung wurden überall in Deutschland Denkmäler errichtet. Das Weidenthaler Kriegerdenkmal zeigt auf einem niedrigen, mit Militärausrüstungsgegenständen geschmückten Sockel einen lebensgroßen Löwen, dahinter drei schwere, vom Felseneck im oberen Morschbachtal stammende Felsblöcke mit den Namen der Schlachtorte. Auf zwei schwarzen Marmortafeln stehen die Namen der Weidenthaler Kriegsteilnehmer. Auf der Marmortafel über dem steinernen Löwen steht folgendes geschrieben.: "Den tapferen Kriegern des ruhmreichen Feldzuges 1870/71. Fest wie der Fels war ihr Mut. Treue wahrten sie bis zum Tod. Unvergänglich wie dieser Fels sei uns ihr Andenken! Die dankbare Gemeinde Weidenthal 1907". Oben auf der Tafel das Eiserne Kreuz von 1870, unten stilisierte Eichenzweige. Das Denkmal wird flankiert von der älteren Luitpoldlinde und einer anderen, erst vor der Einweihung gepflanzten Linde. Mit der Ausführung der Arbeiten wurde Bildhauer Kern in Speyer betraut, der für die Weidenthaler seine Aufgabe sehr gut löste. Jedoch waren das Königliche Staatsministerium des Innern in München und das Königliche Bezirksamt in Neustadt an der Haardt anderer Meinung, möglicherweise dadurch, weil diese bei der Planung und Ausführung nicht eingebunden waren. In einem Schreiben vom 19. Juni 1907 weißt das Staatsministerium darauf hin, dass beide Denkmäler in Geinsheim (wurde zur gleichen Zeit errichtet) und in Weidenthal künstlerisch unbefriedigt seien. Wenige Tage nach der Einweihung des Weidenthaler Denkmals bedauert das Bezirksamt, dass derartige künstlerisch durchaus unbefriedigte Kriegerdenkmäler zur Ausstellung in Geinsheim und Weidenthal gekommen sind. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen zum Denkmalbau haben Irmgard Schäfer und Harald König im Gemeindearchiv gefunden. In einem Schreiben vom 15.07.1902 wendet sich der 1887 gegründeten Kriegerverein an das Bezirksamt. Darin bitten der 1. Vorsitzende und Tuchfabrikant Friedrich Arntz und der 2. Vorsitzende Fletterer um die Genehmigung einer Sammlung von Haus zu Haus, zum Zwecke der Errichtung eines Kriegerdenkmals. Dies wurde ihnen prompt untersagt, jedoch das Sammeln im Kreise der Vereinsmitglieder sei gestattet. Drei Jahre später richtet der neue 1. Vorsitzende Phillip Ackermann an das Bürgermeisteramt die Bitte um einen namhaften Beitrag aus laufenden Mitteln für den Denkmalbau. Ein Geldbetrag von 200 Mark wurde dem Denkmalfond sofort bereitgestellt und die Zusage über den gleichen Betrag im nächsten Jahr. In einem Schreiben aus dem Jahre 1905 ist zu lesen, dass der 1903 gegründete Weidenthaler Militärverein ebenfalls einen Antrag an die Gemeinde stellte, in dem er ebenfalls um den gleichen Geldbetrag bittet. Zur Begründung gaben der damalige 1. Vorsitzende Adam Monath und die Mitunterzeichnenden Heinrich Burckhardt, Daniel Hepp und August Roos an, dass die Mitglieder des Militärvereins die gleichen Rechte haben wie die des Kriegervereins. Der Antrag wurde vom Gemeinderat jedoch abgelehnt, da das Geld nicht dem Kriegerverein als solchem zukommt, sondern in einen Denkmalfond fließt. Darauf hin wandte sich der Militärverein nochmals an das Gemeindeverwaltung mit der Bitte um einen Geldbetrag für einen weiteren Denkmalfonds. Jedoch vergeblich. Der Militärverein plante ein Denkmal für die Kriegsteilnehmer und die Erinnerung an die Deutschlandeinigung. Als Soldaten haben die Mitglieder des Militärvereins ihre Pflicht getan und tun müssen, als wie die Mitglieder des Kriegervereins, - und als Bürger genießen sie die selben Rechte. Das Antragschreiben endet mit den Worten "Denn gleiches Recht für alle". Phillip Ackermann bat am 05.11.1906 die Gemeindeverwaltung um die Überlassung und Herrichtung des Platzes vor der Protestantischen Kirche, zwischen Linde und dem Birnbaum, zur Aufstellung des projektierten Kriegerdenkmals. Am 23. Juli 1907 war es dann soweit. Das Denkmal wurde feierlich an die Gemeinde übergeben. Der Festzug umfasste damals 42 Gruppen. Vorneweg eine Radfahrer Abteilung, die Kapelle des K.B. 5. Feld-Art.Regts, die Veteranen umgeben von Festdamen, Deputation des Offiziersclubs Neustadt, Ehrengaste und der Festausschuss. Dahinter liefen Kriegervereine, Militärvereine, Waffenbrüdervereine, Kampfgenossenvereine aus Dörfer und Städte der Region. Von den Weidenthaler Vereinen nahmen der Cäcilienverein, der Protestantische Arbeiterverein, der Gesangverein, der Militärverein und natürlich der Kriegerverein am Festumzug teil, wie im Festprogramm zu lesen ist.
Am Kriegerdenkmal fand die Festrede und die offizielle Übergabe an die Gemeinde statt, umrahmt von feierlichen Klängen. Danach zog der Festgemeinschaft auf den Festplatz ins Franzosental . Dort fanden Begrüßungsansprachen, Toaste und Vorträge von Gedichten statt. Ein Musikprogramm mit Melodien aus Opern und Operetten, Ouvertüren und Serenaden erklangen sehr zur Freude der Bevölkerung. Am Abend gegen 21.00 fand ein Festball statt. Mit einem Frühschoppenkonzert bei Fräulein Julchen Schmitt (heute Birkenhof) begannen die Feierlichkeiten am nächsten Tag. Dazu formierten sich die Vereine gegen 10.00 Uhr bei der Wirtschaft Ackermann und liefen geschlossen in Richtung Bahnhof. Mittags gegen 14.00 Uhr war gemeinsamer Abmarsch zum Festplatz. Die Aufstellung erfolgte am Gemeindehaus. Im Franzosental stand "Volksbelustigung" auf dem Programm.
Das Denkmal vor der Protestantischen Kirche hat mittlerweile zwei große Kriege erleben müssen, bei denen wieder viele Menschen und Bürger der Gemeinde ihr Leben lassen mussten. Daran erinnern die Gedenkstätte auf dem Köpfel und das Ehrenmal auf dem Friedhof. Dem Löwen, vormals mit Zähnen im Maul ist mittlerweile Zahnlos geworden, herausgeschlagen von amerikanischen Soldaten nach Kriegsende. Der Verfasser erinnert sich auch noch gut an Mutproben in seiner Kindheit, bei denen man beim Nachhauseweg von der Schule die Hand in das aufgesperrte Maul legen musste. Nicht ganz geheuer ist es auch heute noch den Kindern, wenn sie von Papa auf das steinerne lebensgroße Raubtier gesetzt werden. Bei einem Verkehrsunfall vor einigen Jahren wurde der steinerne Löwe beschädigt. Die Schadstellen an den Vorderbeinen wurden ausgebessert. In den archivierten Unterlagen findet sich auch ein Vertrag zwischen Theobald Sieler und der Gemeinde Weidenthal. Sieler verpflichtete sich im Jahre1927 die jährliche Reinigung und Unterhaltung des Denkmals samt Anlage zu übernehmen. Im Gegenzug durfte er das oberhalb gelegene Gelände bis zum Anwesen Angel ohne finanzielle Abgabe bepflanzen. Dankenswerter Weise hat in den letzten Jahren der hiesige Obst- und Gartenbauverein die Pflege der Denkmalanlagen übernommen. Herauszuheben ist hierbei besonders das ehrenamtliche Engagement von Ludwig Schwarz, der die Anlage beim Kriegerdenkmal vor der Protestantischen Kirche in regelmäßigen Arbeitseinsätzen in Schuss hält.
von Harald König
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