W e i d e n t h a l | 15.08.2013 |
Grundschule Weidenthal Kaum ein gesellschaftspolitisches Thema wird derzeit so kontrovers diskutiert wie das Thema elektrische Energie. Kein Wunder, denn den Befürwortern der alten und zentralen Versorgungsstrukturen brechen die Gewinne weg zu Gunsten vieler Bürger und Bürgergenossenschaften, welche die dezentrale Erzeugung und Versorgung für zukunftsfähiger halten. Muskelenergie In einer gemeinsamen Einführungsstunde wandelten die Kinder zunächst ihre Muskelenergie in elektrische Energie um. Dies geschah mit Hilfe eines umgebauten Fitnessrades mit Generator und auch mit einer Taschenlampe ohne Batterie, dafür aber mit Generator und Handkurbel. An zwei Modellen eines Wasserrades mit Generator und am Beispiel eines Windrades wurde schnell die Gemeinsamkeit der verschiedenen Stromerzeugungsarten deutlich. Fast immer muss sich ein Generator drehen, ob mit Muskelkraft, mit Wasserkraft, mit Wind, mit heißem Wasserdampf. Das Ergebnis ist ein sich drehender Generator, der Strom liefert. Sonnenlicht wird in elektrische Energie umgewandelt An fünf Stationen Energieerzeugung dargestellt An der ersten Station konnte man die Kraft der Sonnenenergie spüren. Das kalte Wasser war schon nach einer Stunde kochend heiß. Ohne Strom oder Feuer, nur durch die Kraft (Wärmestrahlung) der Sonne. Was für uns eher als Partygag eingestuft wird, hat für viele Menschen in Entwicklungsländern eine sehr große, lebenswichtige Bedeutung über welche die Kinder im Internet recherchieren mussten um ein vorbereitetes Arbeitsblatt zu bearbeiten. An der zweiten Station wurde erkennbar, dass uns die Sonne nicht nur mit Wärmestrahlen, sondern auch mit Lichtstrahlen reichlich beschenkt. Diese werden bei der Technik der Fotovoltaik genutzt. Viele Infos waren den Schülern schon bekannt durch die Anzeigetafel im Eingangsbereich der Schule. Auf Einzelheiten wie Wirtschaftlichkeit, Leistungsfähigkeit, CO2-Vermeidung gegenüber herkömmlicher Stromerzeugung sowie Vorteile der Technik, aber auch Nachteile konnte hier eingegangen werden. Neben der Fotovoltaikanlage, welche schon seit Jahren läuft, gibt es noch eine weitere Nutzung von erneuerbarer Energie im Schulgebäude. Statt Gas aus Russland oder Öl aus Krisengebieten wie dem Nahen Osten werden hier zu Heizzwecken heimische Pellets verbrannt. Die Form von Pellets kannten die Kinder schon, wenn sie schon einmal z.B.im Kurpfalzpark Tierfutter gekauft haben um die Wildtiere zu füttern. Zum Vergleich konnten die Kinder die Pellets aus dem Heizkeller genauer inspizieren und erfuhren auch, dass es sich um gepresste Sägespäne handelt, welche ohne Klebstoff nur durch den Pressdruck ihre Form erhalten. Aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht war es ein kluger Schachzug der Gemeindeverwaltung die Beheizung der über 100 Jahre alten Schule, welche in der Trägerschaft der Verbandsgemeindeverwaltung ist, mit der Beheizung der Turnhalle in der Trägerschaft der Gemeinde durch eine Nahwärmeleitung zu kombinieren. Auf dem Dach der Turnhalle wurde zusätzlich eine Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung installiert. Dies spart sowohl dem Schulträger als auch der Gemeinde Kosten. Diese Erfahrung konnte man auch schon in Esthal und Elmstein machen. In Lindenberg scheiterte ein Projekt am Gemeinderat. Der Schulträger produziert dort dadurch wieder die höchsten Heizkosten pro Kopf aller Schulen. An der vierten Station, der Energieerzeugung, konnten die Kinder mit ihrer Muskelkraft verschiedene Elektrogeräte wie Glühbirne, Energiesparlampe, Radiogerät und Wasserkocher mit ihrer Muskelkraft betreiben.Warum eine Glühbirne mit 60 Watt viel mehr Energie benötigt als eine gleich helle 12 Watt Energiesparlampe konnte auch erfühlt werden. Die Glühbirne erzeugt 90% Wärme und nur 10% Licht. Wenn man zusätzlich davon ausgeht, dass ein Großkraftwerk nur ca. 30 bis 40% der eingesetzten Primärenergie wie zB Braunkohle, Steinkohle, Uran, Öl,Gas in Strom verwandelt, wird deutlich, dass der Umgang mit Strom derzeit nicht effizient ist. Auch unterschiedliche Anstrengungen bei der Stromproduktion mit dem Energierad wurden deutlich .Beispielsweise war für den Betrieb des Radios weniger Muskelenergie notwendig als für die Glühbirne. Ein Blick auf die Leistungsangabe in Watt auf dem Typenschild bestätigte dies. Obwohl alle Schüler auch einige Minuten ihre Muskelenergie in elektrische Energie für den Wasserkocher zur Verfügung stellten, konnte kaum eine Erwärmung des Wassers gefühlt werden. Das zeigt einmal die Begrenzung der menschlichen Leistungsfähigkeit, aber macht auch deutlich, welche Geräte im Haushalt den meisten Strom brauchen, nämlich die Geräte die Wärme erzeugen wie Waschmaschine,Spülmaschine, Bügeleisen, Trockner, Föhn usw. Solche Fragen wurden auch an der letzten Station erörtert, dem Online-Quiz „Mission Blue Planet“. Nachdem alle Stationen durchlaufen waren, wurden wie bei der Einführungsrunde mit allen Schülern die Ergebnisse gesammelt und besprochen. Ein Plakat mit dem Thema „Stromsee-Stromnetz“ wurde gemeinsam erarbeitet. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass wir uns nicht aussuchen können welcher Strom aus der Steckdose kommt. Es handelt sich immer um einen Mix aus allen Erzeugungsanlagen sowohl aus atomar und fossilen Kraftwerken, als auch aus erneuerbaren Energieanlagen. Wir haben aber die Wahl was in den „See“ also in das Stromnetz hinein gelangt. Strom zB aus einem Atom-oder Kohlekraftwerk oder erneuerbare Energie. Dies entscheiden wir mit der Wahl unseres Stromlieferanten wie beim Kauf unserer Lebensmittel. Das ist aber nicht immer leicht, weil viele Stromanbieter den Eindruck erwecken sie würden nur sauberen Strom anbieten, über einen Zertifizierungstrick aber auch umweltbelastenden Strom verkaufen. Wer Klarheit will, muss auf der Internetseite oder auf der letzten Stromrechnung nachschauen. Die Stromverkäufer sind gesetzlich verpflichtet genaue Angaben zur Stromherkunft zu machen.
von Karl Breiner |