Glencairn Whisky-Club Weidenthal
Whisky-Segelexpedition rund um Schottland
Stürmischer Törn und tolle Erlebnisse
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Von einem ganz besonderen Abenteuer wieder in die Heimat zurückgekehrt sind zahlreiche
Mitglieder des Weidenthaler Whisky-Clubs und einige weitere Anhänger der schottischen
Lebenskultur aus der Schweiz, der Pfalz und weiteren Teilen der Republik. Ihnen wird
insbesondere der 24-stündige Segeltörn von der Isle of Skye zu den Orkney Inseln in
Erinnerung bleiben. 20 Stunden durch die Wetterküche des stürmischen Atlantiks vor der
Westküste Schottlands, bei Windstärken bis zu 8 BFT, brachten dabei so manchen Segel-und
Whiskyfreund an seine Grenzen und darüber hinaus. Doch der Reihe nach.
Die Anreise von den verschiedenen Ausgangsstätten in das schottische Hafenstädtchen
Oban verlief problemlos und wurde auf verschiedene Arten gemeistert. Mit Bahn und
Flugzeug oder auch mit Auto oder Motorrad. Oban ist ein freundliches und lebendiges
Städtchen und gilt mit seinem Naturhafen am Firth of Lorn als „Gateway to the Isles“. Neben
tollen Pubs und Einkehrmöglichkeiten verfügt der Ort mit dem MacCaigs´s Tower - einer
unvollendeten Nachbildung eines römischen Kolosseums hoch über dem Hafen - über einen
Aussichtspunkt ersten Ranges. Bekannt ist Oban aber in erster Linie durch seinen
einzigartigen Whisky, der in einer kleinen Distillery am Hafen hergestellt wird. 1794
gegründet, rühmt sie sich die älteste schottische Whiskydestille in ständigem Betrieb zu sein.
Bei einer Busrundfahrt kann man das nähere Umfeld von Oban erkunden, unter anderem
den Stammsitz der MacDougalls aus dem 13. Jahrhundert, die Ruine Dunstaffnage Castle am
Loch Etive. Bei verschiedenen Bootstouren kann man auch Robben hautnah erleben. Diverse
Möglichkeiten zur Tagesgestaltung, von denen man gerne Gebrauch machte.
Am Abend wurde dann die Barkentine (Schonerbarke) Thalassa geentert, ein imposanter und
seetüchtiger Dreimaster, einer der schönsten der holländischen Flotte. Die Takelage ist
traditionell, aber ansonsten entspricht das Schiff den modernsten Sicherheitsanforderungen
und ist ein solides und sicheres Schiff, das abenteuerliches Segeln und bequemes Genießen
harmonisch vereinigt. Die technischen Daten sind imposant: Gesamtlänge 47 m,
Gesamtbreite 8 m, Tiefgang 3,90 m, Masthöhe 35 m und 800 qm Segelfläche. Kapitän Jacob
Jan Dam und seine Crew sind erfahrene Seeleute und hatten jederzeit alles im Griff. Jacobs
Sohn Jelle und seine Freundin sind für die Küche zuständig und zauberten täglich neue
Köstlichkeiten auf den Tisch. Einmal auch für den gestressten Magen.
Die erste Etappe führte am Duart Castle vorbei nach Tobermory auf der Isle of Mull. Das 900-
Seelen-Dörfchen ist einer der schönsten und sehenswertesten Hafenorte von ganz
Schottland und ein bekanntes Postkartenmotiv. In einem weiten Halbkreis ziehen sich die
bunten Häuserfassaden an der Bucht im Nordwesten von Aros entlang. Natürlich wurde der
Tobermory-Destillerie ein Besuch abgestattet. Hier wird auch der rauchigere Ledaig
abgefüllt. Sehr zu empfehlen auch der Mishnish-Pub im gleichnamigen Hotel an der
Hafenpromenade.
Weiter ging die Reise bis zur Isle of Skye, wo noch in der Nacht im kleinen Naturhafen von
Carbost am Loch Harport festgemacht wurde. Pflichtprogramm hier natürlich auch der
Besuch der unweit des Hafens liegenden Talisker-Destillerie. Der Whisky hier ist von Torf,
Rauch und Seeluft geprägt. Einige wenige nutzten den Tag zu einem Abstecher mittels Taxi
zu einigen Sehenswürdigkeiten der Insel. Die Fahrt führte durch die Cuillin Hills, am Sligachan
Hotel vorbei, bis zum Old Man of Storr, einer zierlichen Felsnadel, die wie ein freistehender
Obelisk aus einem breiten Felsmassiv herausragt. Ein weiteres eindrucksvolles
Naturphänomen ist der unweit davon entfernte Kiltrock, ein über 80 m hoher Basaltfels, der
einem gefalteten Schottenrock ähnelt. Über ihn stürzt ein gewaltiger Wasserfall ins Meer.
Ein tobender Sturm machte den Besuch des Rocks zu einem richtigen Abenteuer. Im
Mittelpunkt der kleinen Rundreise die Hauptstadt Portree mit ihrem malerischen Hafen. Der
bunte „Hafen des Königs“ bietet wunderschöne Einkehrmöglichkeiten mit frischen
Meeresfrüchten und jede Menge freche Möwen.
Währenddessen spielte im Old Inn in Carbost die irische Band „The Jellyman´s Daughter“ zur
Unterhaltung auf. So gut, dass sie gleich für ein Abendkonzert auf der Thalassa eingeladen
wurde. Ein interessantes Whiskytasting an Bord mit dem holländischen Whisky-Ambassador
Wouter Wapenaar stimmte zuvor noch auf den späteren Abend ein. Gute Whiskys und
prima Musik ließen da noch nicht erahnen, welches Abenteuer am nächsten Tag auf die
Thalassa und ihre Gäste warten sollte. Das Ablegen am frühen Morgen war bereits von
einem leichten Wellengang begleitet, der sich verstärkte, je mehr die Thalassa sich von der
schottischen Westküste entfernte. Noch machten die Aussichten auf das Festland und die
vorgelagerten Äußeren Hebriden mit den Inseln Uist, Harris und Lewis sichtliches Vergnügen,
was sich dann aber schnell ändern sollte. Ein 24-stündiges Abenteuer in rauer See hatte
seinen Anfang genommen.
Riesige Wellenberge und tiefe Wellentäler verlangtem dem Schiff samt Besatzung und
Whiskyfreunden alles ab. Der Bugspriet - der Mast der vorne am Segelschiff in etwa
waagrecht herausragt - überwand dabei vom Wellental ganz unten bis zur Spitze des
Wellenberges ganz oben, oftmals bis zu 8 m und mehr. Für Leute, die im vorderen Teil des
Schiffes ihre Koje hatten, eine ultimative Herausforderung. Rund zwanzig Stunden lang
wurden Backbords und Steuerbords die Fische gefüttert. Neben einigen wenigen
hartgesottenen Seebären an Bord, waren sie die einzigen, die sich an diesem endlos langen
Wellenritt erfreuen konnten. Selbst so seeerprobte Männer wie der Kapitän und Teile der
Besatzung trugen zur ungeplanten Fischfütterung bei. Aber auch diese Höllenqualen sollten
ein Ende finden und alle an Bord erholten sich erstaunlicherweise wieder recht schnell von
den Strapazen. Die letzten Seemeilen an der Orkney-Insel Hoy vorbei wurden von einem
Regenbogen und einigen Robben begleitet.
Die Orkney Inseln gehören zu den Hauptsehenswürdigkeiten Schottlands. Sie sind vom
Pentland Firth vom schottischen Festland getrennt. Die „Meerenge im Land der Pikten“ gilt
wegen ihrer extremen Strömungs- und Windverhältnisse als eines der schwierigsten
Seegebiete im Grenzbereich zwischen Nordsee und Nordatlantik. Glücklicherweise zeigten
sich die Meeresgötter hier jedoch gnädig. Seevögel, Schmugglergeschichten und ein Haufen
Wracks vor den Inseln, das zeichnen die Orkneys aus. Dazu kommen noch zahlreiche
Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch im schottischen Norden so lohnenswert machen. Mit
einem durchdringenden Signal des Nebelhorns lief die Thalassa in den Hafen mit dem
schönen nordischen Namen Hamnavoe in Stromness auf der Insel Mainland ein.
Verwinkelte Kopfsteinpflastergassen mit netten Cafés und Pubs sind charakteristisch für den
kleinen Fischerort, der noch viel von seiner Ursprünglichkeit bewahrt hat. Von hier aus
startete eine Busrundfahrt zu einigen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Orkneys. Dazu
gehören unter anderem Scara Brae, eine jungsteinzeitliche Siedlung, die in die Zeit zwischen
3.100 und 2.500 v.Chr. datiert wird. Interessant auch die nur wenige Meter davon entfernte
Skaill Bay und das herrschaftliche Skaill House. Die Hauptsehenswürdigkeit der Inseln ist
sicher der Ring of Brodgar, ähnlich dem berühmten englischen Steinkreis Stonehenge,
wenngleich nicht ganz so gewaltig. Für Whiskyfreunde ein Muss, die nördlichste Destillerie
Schottlands Scapa am Scapa Flow. Sehenswert auch die Italian Chapel, eine von italienischen
Kriegsgefangenen errichtete Kapelle und die Churchill Barriers. Vier Dämme, die der
britische Premierminister Winston Churchill im Zweiten Weltkrieg errichten ließ. Zuvor
wurden dort Schiffe als Sperre und zum Schutz vor den deutschen U-Booten versenkt.
Absoluter Programmpunkt natürlich auch Kirkwall. Mit seinem geschützten Hafen ist die
Stadt mit ihren mehr als 6.000 Einwohnern der Hauptort der Orkney-Inseln. Neben dem
besten Eis des Britischen Empire gibt es hier auch jede Menge zu sehen. So zum Beispiel die
gewaltige St. Magnus Chathedral oder die alten Palastruinen des Earl´s Palace und des
Bishop´s Palace. Ein weiterer Höhepunkt für die Freunde des „Wasser des Lebens“, die
bekannte Distillery von Highland Park. Hier werden Whiskys destilliert, die sich gerade auch
in Deutschland großer Beliebtheit erfreuen. In Stromness wieder angekommen, war dann
der Pub im The Ferry Inn ein beliebter Anlaufpunkt. Der Abend wurde danach stilvoll im
Salon der Thalassa mit dem einen oder anderen ausgesuchten Whisky, vorzugsweise Scapa
oder Highland Park, beschlossen.
Die kurze Überfahrt von den Orkneys an John o´Groats vorbei zur Hafenstadt Wick brachte
nochmals schöne Eindrücke der schottischen Küstenlandschaft. Die Whiskyfreunde wurden
vor dem Hafen des kleinen Städtchens ausgebootet und besichtigten noch die Old Pulteney
Destillerie. Erwähnenswert noch, hier in der Nähe von Pulteney haben die Mitglieder des
Weidenthaler Whisky-Clubs ihren 30 cm² großen Grundbesitz in der Region Glencairn und
Camster. Als Laird of Glencairn und Lord of Camster urkundlich belegt. Das Makrelenfischen
bei der Weiterfahrt gewann Crewmitglied Meike um Längen. Von Jelle frisch geräuchert,
waren sie dann tags darauf ein wahrer Hochgenuss.
So allmählich neigte sich die Zeit auf dem liebgewonnenen Segler ihrem Ende entgegen. Die
letzte Tagesetappe führte entlang der schottischen Nordseeküste nach Invergordon.
Touristisch gesehen kann man die Industriestadt eher vernachlässigen. Wegen der Nähe zu
den Ölfeldern der Nordsee entwickelte sich im Hafen die Schwerindustrie zur Herstellung
von Ölbohrplattformen. Zeugnisse davon sind meilenweit und aus nächster Nähe auf dem
Cromarty Firth zu sehen.
Vor der letzten Übernachtung startete nochmals eine Busrundtour zu den wichtigsten
Destillerien der Umgebung. Absoluter Höhepunkt dabei Glenmorangie, wo gerade die
Produktion am Laufen war und man einfach wirklich alles fotografieren konnte. Im
Gegensatz zu manch anderer Destille. Beeindruckend auch Dalmore, wo der Master-Destiller
von Whyte&Mackay Richard Paterson zu Hause ist. Geradezu gemütlich ging es dagegen bei
der kleinen Distillery Balblair zu. Zuvor hatten sich die Whiskyfreunde noch im kleinen Alness
bei Fish and Chips und anderen Spezialitäten gestärkt.
Am kommenden Morgen hieß es dann Abschied nehmen, von Jacob, von Jelle, von Meike
und allen anderen lieb gewonnenen Crewmitgliedern, wie auch von Wouter, der
Rundfahrten, Besichtigungen und das Tasting an Bord bestens organisierte und durchführte.
Auch die komplette Segeltruppe harmonierte prima und meisterte Wellenreiten und
Whiskys in hervorragender Manier. Neue Freundschaften wurden geschlossen und so wird
man sich gerne mal wiedersehen. Spätestens beim Nachtreffen in der Herminator-
Hausbrauerei in Diemerstein wollen alle wieder an Bord sein, die Pfälzer, die Schweizer, die
Magdeburger und wo sie sonst noch alle hergekommen sind. Der Einladung von Braumeister
Hermann Eichert, der sich durchaus als seefest entpuppte, wird man gerne folgen.
Doch zunächst einmal gingen alle Gruppen und Grüppchen ihre eigenen Wege. Direkt nach
Hause, zur ehemaligen schottischen Hauptstadt Inverness mit Schifffahrt auf dem Loch Ness
zum Urquhart Castle und in die schottische Hauptstadt Edinburgh, wo hunderttausende
Besucher aus aller Welt wegen dem Royal Edinburgh Militäry Tattoo die Straßen und Plätze
bevölkerten. Oder sie konnten vom Whisky einfach nicht genug bekommen und besuchten
noch die eine oder andere Destillerie am Wege, wie zum Beispiel Tomatin, Dalwhinnie, Blair
Atholl oder Edradour. Übrigens, Nessie - das berühmte Ungeheuer von Loch Ness - haben
auch die Weidenthaler Whiskyfreunde nicht gesehen. Trotz oder auch wegen dem doch
recht umfangreichen Whiskykonsum bei der Whisky-Segelexpedition rund um Schottland.
Wie stellte doch ein Clubmitglied abschließend ganz richtig fest: „Das mit dem Whisky war
kein Vergnügen, das war harte Arbeit“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
von Herbert Laubscher |