Mit einer Stimme für den Erhalt der Grundschule Esthal
Bürgerversammlung informiert über aktuellen Sachstand - ADD wird über Schicksal der Grundschule Esthal entscheiden
In einer Bürgerversammlung am Montagabend, zudem Verbandsbürgermeister Manfred Kirr und Ortsbürgermeister Gernot Kuhn ins Bürgerhaus nach Esthal eingeladen hatten, wurde über den aktuellen Sachstand zur drohenden Schließung der Grundschule Esthal informiert: „Es ist ein Thema, dass alle Esthaler angeht, nicht nur die Eltern der Grundschüler“.
In seiner Begrüßung hob Gernot Kuhn die Wichtigkeit dieser Bürgerversammlung hervor: „Wir wollen damit zeigen, dass wir Aktiv sind und wollen dies auch nach Außen zeigen.
Verbandsbürgermeister Manfred Kirr kam in Begleitung der beiden Beigeordneten Hans-Werner Rey und Hans Seibert sowie dem zuständigen Sachbearbeiter Alexander Held. Für Kirr sind die Grundschulen sehr wichtig: „Wir müssen die Schullandschaft sichern und darauf achten dass sie nicht weg bricht“.
Kirr widersprach den Ausführungen in den „Leitlinien für ein wohnortnahes Grundschulangebot“, die besagen, dass eine wesentliche Voraussetzung für eine gute pädagogische und organisatorische Arbeit die Mindestgröße (mindestens eine Klasse in jeder Klassenstufe), ist. Auch in kleinen Grundschule wie die von Esthal werden die Schüler hervorragend auf die weiterführenden Schulen vorbereitet.
Dies konnte die Schulleiterin Daniela Scholz bestätigen, die eine Umfrage an weiterführenden Schulen in Kaiserslautern und Neustadt gestartet hatte.
Die Leitlinien zeigen nicht nur pädagogische Mindestanforderungen einer Grundschule, sie lassen auch die Möglichkeiten offen, für besondere Gründe die für den Erhalt einer kleinen Grundschule sprechen. Hier sieht Verbandsbürgermeister Kirr gute Chancen für den Erhalt zu argumentieren.
Als Hauptargument sieht Kirr die Abgelegenheit des Ortes.
Als einzigste Grundschule in der Verbandsgemeinde, Schüler aus Esthal bei einer Schließung aufzunehmen, wäre die Grundschule in Lambrecht. Doch hier scheitert es an Räumlichkeiten. Diese müssten erst gebaut werden. Das gleiche Problem wäre an der Grundschule Neidenfels die nur über vier Klassenräume verfügt. An der Grundschule Lindenberg würde eine Aufnahme der Esthaler Kinder ebenfalls scheitern, da dort umfangreiche Brandschutzmaßnahmen erforderlich wären. Die Grundschule Weidenthal kommt wegen der langen Fahrzeiten nicht in Frage. Die Grundschule Elmstein hätte zwar die Räumlichkeiten, die sind aber zur Zeit anderweitig belegt. Hier müssten umfangreiche bauliche Maßnahmen getätigt werden. Auch ist die Fahrzeit von maximal 30 Minuten, besonders in der Winterzeit nicht einzuhalten.
Kirr verweist zu dem auf die hohen Kosten bei der anfallenden Schülerbeförderung. Neben den regulären Fahrten morgens zur Schule und mittags die Rückfahrt um 12.00 und 13.00 Uhr kämme noch die Rückfahrt der Betreuungskinder gegen 15.00 Uhr hinzu. 15 Schüler aus Esthal nehmen zur Zeit das Betreuungsangebot nach der Schule wahr.
Weitere Argumente für den Erhalt der Esthaler Schule ist der gute Zustand des Gebäudes. 27 Computerplätze sind vorhanden und zwei Küchen stehen zur Verfügung. Kirr lobte auch die gute Kooperation mit der Esthaler Kindertagesstätte.
Eine Gemeinde lebt von seiner Jugend. Das zeigt sich besonders in einem abseits gelegenen Ort wie Esthal. Es gibt eine hervorragende Jugendarbeit in den Vereinen, die bei einem Wegfall der Grundschule wegbrechen könnte.
Auch Bürgermeister Gernot Kuhn ging noch einmal ausführlich auf die gesammelten Argumente ein. Mit den Leitlinien und Schließung der kleinen Grundschulen würde das Land nichts einsparen, der Kreis hingegen müsste die Busfahrten finanzieren. Für die Verbandsgemeinde als Schulträger kämen für das dann leere Esthaler Schulgebäude weiterhin Kosten auf. Kuhn befürchtet auch Abwanderungen junger Familien. Er ist der festen Überzeugung, mit dem Aus der Grundschule Esthal, stirbt das Dorf aus.
Die SPD- Landtagsabgeordnete Giorgina Kazungu-Haß findet die Richtlinien für in Ordnung. Sie verweißt auf das Schulgesetz das je Schuljahr mindest eine Schulklasse fordert. In den neuen Richtlinien wurde diese Grenze gesenkt und anstatt 4 Klassen mindestens 3 Klassen gefordert. Das hat letztendlich dazu geführt, dass nicht 100 Schulen betroffen sind, sondern lediglich 41. Auch haben die Richtlinien viele Einschränkungen um eine Schule zu schließen. Darin zieht Giorgina Kazungu-Haß eine gute Chance für Esthal und verweist auf die vorgebrachten Argumente.
Die neutrale Beurteilung und letztlich auch die Entscheidung über eine Schließung der Esthaler Grundschule liegt nun in den Händen der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), informiert die Landtagsabgeordnete. Sie begründet diese Vorgehensweise, dass es nicht gut wäre wenn derjenige der die Richtlinie verfasst sie auch ausführt. Die ADD war bereits Vorort und hatte ausführliche Gespräche mit den Betroffenen geführt. Kirr sieht durchaus Chancen für den Erhalt der Schule.
Beigeordneter Hans-Werner Rey versteht nicht, warum das Thema überhaupt auf die Agenda der Landesregierung gekommen ist. Einfacher wäre gewesen das Schulgesetz zu ändern um die kleinen Grundschulen vor einer möglichen Schließung zu schützen.
Die gleiche Meinung vertritt auch der Abgeordnete Dirk Herber. Eine Gesetzesänderung wäre der einfachste Weg gewesen. Den Antrag auf Änderung des Gesetztes wurde jedoch von der Landesregierung nicht mitgetragen.
Aus den Reihen der Besucher kamen neben Kritik auch Vorschläge. So dürfe man die Bildung nicht unter betriebswirtschaftlichen Aspekten stehen. Auch sollte man die Leitlinien als Chance nutzen für ein ganzheitliches Konzept aller Schulen in der Verbandsgemeinde.
Alle gesammelten Argumente und Stellungnahmen müssen bis 30. September der ADD vorgelegt werden. Man wolle dies aber früher tun, sagte Kirr.