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Lambrechter stehen fest zu ihrem Brauchtum

Bei Lambrechter Geißbock-Festspielen 120 Mitwirkende auf der Fraillichtbühne

Lambrecht

Die Stadt Lambrecht führte am Pfingst-Sonntag und Pfingst-Montag das Geißbock-Festspiel auf, das alle fünf Jahre, die über tausendjährige Geschichte der kleinen Tuchmacherstadt wieder lebendig werden lässt.

Trotz unbeständigem Wetter konnte am Sonntag das Geißbock-Spiel auf der Freilichtbühne auf dem Tuchmacherplatz aufgeführt werden, nachdem es wegen Regen zeitlich verschoben werden musste. Am Montag jedoch wurden die 120Mitwirkende und die rund 1600 Besucher mit traumhaften Wetter beschert.
Das Geißbock-Festspiel wird in acht Bildern dargestellt, welche nicht nur das Leben und die Schicksale der Stadt widerspiegelt, sondern auch echtes Plälzer Brauchtum. Es zählt ohne Zweifel zu den größten Freilichtveranstaltungen im südwestdeutschen Raum. Die Mitwirkende erinnern dabei an das Gründungsjahr 977 mit der Klostergründung von St. Lambrecht, erzählen aus dem Leben und den Schicksalen ihrer Bewohner bis in die heutige Zeit mit der Geißbocklieferung der Stadt Lambrecht an die Stadt Deidesheim für Weide- und Holzrechte in deren Wald.

Die diesjährigen Festspiele standen unter der bewährten Regie von Günter Lauer. Den Epilog sprach Elisa Nowotny, die Zwischentexte Horst Konrad. In der Spielpause tanzten Kinder und Jugendliche vom  Fasnachtskomitée „Die Lambrechter Gäsböck“e.V. (FKL).

Der Lambrechter Ernst Schäfer verfasste das St. Lambrechter Geißbockspiel im Jahr 1933. Er legte die Geschichte von Lambrecht seinem Spiel zu Grunde. Schäfer war seit 1933 Dramaturg mit Schauspielverpflichtung im Charakterfach am damaligen Saarpfälzischen Landestheater in Kaiserslautem. Das Spiel wurde zum ersten Mal 1934 auf einer Freilichtbühne im Beerental aufgeführt. Zunächst wurde es jährlich mit Schauspielern vom Landestheater aufgeführt. Nach dem Krieg ging es 1951 weiter. Der Verkehrsverein hatte von der Witwe von Ernst Schäfer, Else Schäfer, die Aufführungsrechte erworben. Das Stück wurde nun nicht mehr alljährlich, sondern zunächst in unregelmäßiger Folge, später in einem Fünf-Jahres-Rhythmus aufgeführt. Die Rollen wurden fortan mit Laiendarstellern besetzt.
1952 wurde das Festspiel mit dem Wallonenbild (4. Bild) und 1977 mit dem Napoleonakt (6. Bild) ergänzt, beide geschrieben von Luitpold Seelmann.

 


1. Bild

Im Jahre 977 stiftet Graf Otto, Herzog von Kärnten und Rheinfranken, der Großvater von Kaiser Konrad II., zu Ehren des Heiligen Lambertus, Bischof von Maastrich, an dem Weiler „Gravenhusen“ (Grevenhausen) ein Bethaus, in welchem nach seinem Willen Benediktinermönche für alle Zeiten leben und wohnen sollten. Das reich beschenkte Kloster erlangte Wohlstand und Ansehen und wirkte wohltätig auf die Kultur des Bodens und die Bildung des Geistes. – Graf Otto von Worms kommt mit seiner Gemahlin und Gefolge angeritten, um dem Abt die Besitzurkunde zu übergeben und die Erstlingsweihe vorzunehmen.

 

Sprechrollen Bild 1

Abt: Heiner Hartmann
Graf Otto: Carsten Schindler
Gräfin Judith : Elke Lorenz-Schindler
Schreiberin: Angelika Hartmann


2. Bild

Nach 250 Jahren sind die Mönche den ihnen von ihrem Ordensstifter auferlegten Verpflichtungen nicht mehr nachgekommen, das Kloster wurde nach ihrer Vertreibung an Nonnen des Dominikanerordens übergeben, viele Töchter adliger Familien wurden in dem weithin bekannten Kloster erzogen. Adelheid, eine Klosterschülerin, bekennt der Äbtissin ihre Liebe zu Heinrich, Ritter von der Spangenberg. Sie ist todunglücklich, weil sie schon einem anderen Mann versprochen ist. Heinrich dringt bis zum Kloster vor, um seine große Liebe zu entführen, die ihm schließlich willig folgt.

Sprechrollen Bild 2

Äbtissin: Fanny Breitwieser
Adelheid: Lena Dubberke
Heinrich: Maximilian Henrich
Knecht: Ulrich Seelmann


3. Bild

Um das Kloster hat sich im Laufe der Zeit das Dorf St. Lambrecht gebildet und mit Grevenhausen zu einem Doppelort zusammengeschlossen. Seit „urfürdenklichen Zeiten“ besitzen die Bewohner das recht, im Deidesheimer Wald ihr Vieh zu weiden, müssen aber dafür alljährlich einen Geißbock nach Deidesheim liefern. So war es durch Kaiser Ruprecht im Jahre 1404 festgelegt worden. Im Kaiserpalast zu Worms streiten sich recht deftig die Vertreter aus Deidesheim und St. Lambrecht über die Lieferung des Geißbockes. Der Kaiser muss die „Pfälzer Feuerköpfe“ zur Ressson bringen, der Vertrag der Geißbocklieferung wird unterzeichnet.

 

Sprechrollen Bild 3

Amtmann / Hofmeister: Jens Fadenholz
Bürgermeister von Deidesheim: Rolf Stahler
Bürgermeister von Lambrecht: Arnold Merkel
Kaiser Ruprecht: Dieter Jung


4. Bild

In den Jahren 1556 bis 1569 herrschen in Frankreich und Belgien Religionskriege, zahlreiche Wallonen müssen ihre Heimat verlassen. Die verfolgten Glaubensflüchtlinge treffen in Lambrecht ein, es wird ihnen in dem von den Nonnen verlassenen Kloster durch Kurfürst Friedrich III. und dem Pfalzgrafen Johann Casimir Zuflucht gewährt und ihnen Glaubensfreiheit zugestanden. Die Lambrechter Bürger sind alles andere als glücklich über die neuen Mitbewohner, weil noch bittere Not im Tal nach großer Kriegsfehde herrscht. Doch die Neubürger bringen die Kunst des Wollewebens und Tuchmachens in das Lambrechter Tal und damit auch Wohlstand und Glück.

 

Sprechrollen Bild 4

Bürgerin von Lambrecht: Liane Bach
Kurfürst Friedrich: Markus Kern
Pfalzgraf Johann Casimir: Tobias Pfeifer
Pfarrer Dujon: Werner Seinsoth
Remacle: Pfarrer Martin Groß
Schultheiß: Harald Henrich


5. Bild

Die Stürme des 30jährigen Krieges sowie der Pfälzische Erbfolgekrieg bringen Elend, Not und Verwüstung nach Lambrecht. Betrunkene und wütende Landsknechte jagen die Bevölkerung davon, erpressen Geld und sonstige Wertgegenstände von den Bewohnern des Tales, schrecken auch nicht vor Morden zurück. Krieg, Hunger und Pest wüten im Lambrechter Tal, machen aus einer blühenden Landschaft ein Trümmerfeld. Mit Schwert und Flammenband zieht der Krieg verheerend durch das deutsche Land, bringt Elend, Not und Qual, hinterlässt ein schauriges Todesgrauen, in seinem Gefolge auch Hunger und Pest.

Die Schrecken des 30jährigen Krieges sind zu Ende, die Verkündigung des Friedens gibt den schwergeprüften Lambrechtern wieder Mut und Kraft zu neuem Schaffen, aus Trümmern und Ruinen beginnt ein neues, starkes und junges Leben zu sprießen, Friedenstauben (Luftballone) flattern in den Himmel.

Sprechrollen Bild 5

1. Landsknecht: Michael Norek
2. Landsknecht: Thomas Frieß
Friede: Sophie-Luise Mersiowsky
Hauptmann: Carsten Schindler
Hunger: Toni Braun
Krieg: Günter Lauer
Pest: Christine Bertram
Wirt: Hans-Joachim Hinrichs


6. Bild

Der Franzosenkaiser Napoleon I. und sein Minister entscheiden am 26. November 1808 im Feldlager Aranda de Duero (Spanien) über die Beschwerde von Deidesheimern dahingehend, dass St. Lambrecht den Tributbock weiter liefern muss, und zwar „un bouc bien cornu et bien capable“ (ein Bock gut gehörnt und gut gebeutelt). Die 13 Punkte umfassende Vereinbarung des Imperators vor 200 Jahren gilt in seinen Grundzügen heute noch. Doch der Geißbockfriede überdauerte Napoleon nicht lange.

 

Sprechrollen Bild 6

Minister: Gerald Lehmann
Napoleon: Wolfgang Clade


7. Bild

Hier erfolgt die Übergabe des Geißbockes an den jüngsten Bürger. Der Bürgermeister kommt mit Musik und dem Geißbock, um ihn an den jüngstgetrauten Bürger zu übergeben. Seine Frau Lisbeth ist alles andere als erfreut, in der Hochzeitsnacht allein gelassen zu werden. Ihr frisch angetrauter Ehemann soll sich durch den Wald nach Deidesheim begeben, um noch vor Sonnenaufgang mit dem Tributbock dort zu sein, um ihn hier dem Rat der Stadt Deidesheim zu übergeben. Die Braut, nichts von dem alten Brauchtum ahnend, lässt sich vom Bürgermeister überzeugen und sie geht zur Überraschung ihres frisch getrauten Ehemannes mit nach Deidesheim.

Sprechrollen Bild 7

Bürgermeister von Lambrecht: Manfred Kirr
Büttel: Swen / Karl- Philipp Sauer
Jakob Kölsch: Thomas Hanke
Lisbeth Kölsch: Tanja Frieß


8. Bild

Wie schon des öfteren gab auch das Jahr 1851 Anlass zu einem Bockprozess zwischen Lambrecht und Deidesheim. – Der Rat der Stadt Deidesheim steht bei Sonnenaufgang alleine da, es ist noch kein Bock in Sicht, was für Unmut sorgt, die Räte berufen sich auf den Vertrag von Kaiser Ruprecht. Schließlich erscheint das junge Paar mit dem Bock auf einem Leiterwagen, was ebenfalls nicht dem Vertrag entspricht und für helle Aufregung sorgt. Den Räten ist der Bock zu klein, sie sprechen von einer „Jammergestalt“. Nach großem Gezeter um den Bock in recht derber pfälzischer Mundart wird die Bockannahme verweigert, mit entsprechender Strafe wird gedroht. Das Lambrechter Brautpaar zieht schließlich mit dem Bock wieder ab.

Sprechrolle Bild 8
Amtsschreiber Lacombe: Karl-Wilhelm Kreß
Baader: Hermann Schönung
Bürgermeister von Deidesheim: Helmut Schmitt
Dietz: Wilfried Denig
Huber: Rudolf Glaß
Kathrin Dietz: Annemarie Paulus
Margreth Schauerer+Steinbach: Angelika Denig
Schöffler: Hans Denig
Steibock: Karl-Günter Müller
Weisbrod: Peter Weiß


 

Zwischentexte von Horst Konrad

 

Den Epilog sprach Elisa Nowotny

 

In der Spielpause tanzten Kinder und Jugendliche vom Fasnachtskomitée „Die Lambrechter Gäsböck“e.V. (FKL).

 

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