Andreas Bregulla, im Verein als ambitionierter Letterboxer bekannt, übernahm am Sonntag, dem 17.02.19 seine erste Wanderführung für den Pfälzerwald-Verein Esthal. Der Einstand war vielversprechend. Nach seiner Vorstellung konnte aus drei Sorten Schnaps gewählt werden!
Vom Parkplatz Rotsteig zogen die insgesamt fünfzehn Zwei- und ein Vierbeiner zunächst der Markierung „Armbanduhr“ folgend zum „Weißen Stein“. Über ansprechende Pfade mit einem traumhaften Blick ging es hinab zum Hammelbrunnen. Dem Hangpfad (weiß-blau) folgend, galt es rund 200 hm ansteigend bis zur Ruine „Murmichnichtviel“ aufzusteigen. Die folgende kleine Pause war dann wohlverdient.
Die Ruine liegt auf dem Südwestkamm des Dreispitz und wurde vermutlich im 16.Jht. von den Leininger Grafen als kleines Jagdschloss mit Wachtturm an der Grenze zwischen Kurpfalz und Leiningen gebaut. Der Name Murrmirnichtviel ist angelehnt an den des Jagdschlosses Kehrdichannichts und wurde möglicherweise vom Volksmund gebildet. Im Hinblick auf die Streitigkeiten zwischen Leiningen und Kurpfalz um die Grenzen der Jagdreviere war „Murr mir nicht viel!“ als eindringliche Warnung gedacht und sollte so viel bedeuten wie „Füg dich ohne Murren (in das Verbot, mein Jagdrevier zu betreten)!“ (Quelle: wikipedia, Literatur u.s.)
Nur rund 600 Meter entfernt liegt das ehemalige leiningische Jagdschloss „Kehrdichannichts“. Auch hiervon gilt es Interessantes zu berichten.
1588 wurde für den Waldbereich bei Bad Dürkheim bereits Wildhege erwähnt. An derselben Stelle wie das Jagdschloss stand damals vermutlich schon ein älteres, einfacheres Gebäude, welches dem Adel als Stützpunkt während der Jagd diente und wohl den Pfälzischen Erbfolgekrieg nicht überdauerte. Für die Hochebene, auf der das Jagdschloss heute steht, wurde der Name Kehrdichannichts erstmals 1651 erwähnt und später für das Schloss übernommen. 1707 ließ Graf Johann Friedrich von Leiningen eine neue hölzerne Jagdhütte errichten. Es war eine Reaktion auf das in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Jagdrevier der Kurpfalz; man wollte die Reviernachbarn beobachten und die Grenzen klar festlegen. 1717 wurde dann mit dem Bau eines Jagdschlosses begonnen. Graf Johann Friedrich verstarb im Februar 1722 und erlebte die Fertigstellung nicht mehr. Sein Sohn Graf Friedrich Magnus ließ die Anlage noch 1722 vollenden. Sein Relief ziert dort immer noch eine Steinwand. Schloss Kehrdichannichts diente dem Grafen bis zu seinem Ableben im Jahre 1756 als Residenz während der Jagd. Sein Nachfolger, Fürst Carl Friedrich Wilhelm, wurde der nächste Besitzer. Nach dem Übergreifen der Französischen Revolution auf die Pfalz scheint das Jagdschloss 1793 niedergebrannt worden zu sein. Das einst zweistöckige Gebäude wurde 1816 unter bayerischer Herrschaft, durch den damaligen Baukondukteur Johann Bernhard Spatz einstöckig aufgebaut und diente bis 1891 als Forsthaus. Dann sollte es abgerissen werden, was jedoch durch eine Privatinitiative verhindert wurde. Stattdessen wurde es an den Weingutsbesitzer Kommerzienrat Fritz Eckel aus Deidesheim veräußert. Zwar kaufte der Staat das Haus 1917 wieder zurück, es wurde aber wieder pachtweise den Neffen Eckels überlassen. Seit 1927 ist Kehrdichannichts wieder Forsthaus; bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurde im Gebäude auch eine Gaststätte betrieben. Es befindet sich in einem gegenüber 1816 nur gering veränderten Zustand. Der Name ist gemäß einer Sage so entstanden: Während der Jagd soll ein Bediensteter zum Grafen gekommen sein, um ihn vor den durch das Revier streifenden französischen Truppen zu warnen. Der Graf soll die Mahnung mit den Worten abgetan haben: „Kehr dich an nichts!“ (Quelle: wikipedia, Literatur u.s.)
Dieser leiningischen Dominanz wollten auch die Kurpfälzer etwas entgegen setzen. So errichtete man ganz in der Nähe ein eigenes Jagdhaus.
Vermutlich 1730 wurde das Jagdhaus durch den Freiherrn Jakob Tillmann von Hallberg aus Fußgönheim erbaut, der das entsprechende Jagdrevier vom Kurfürsten gepachtet hatte. Die Zerstörung erfolgte wohl 1793, als die Französische Revolution auch auf die heutige Pfalz übergriff. Der ursprüngliche Name des Jagdhauses ist nicht mehr bekannt. Die örtliche Bevölkerung gab der Ruine im 19. Jh. einen neuen Namen, der an die bereits existierenden Namen der Nachbarhäuser Kehrdichannichts und Murrmirnichtviel angelehnt war, und so entstand „Schaudichnichtum“. (Quelle: wikipedia, Literatur u.s.)
Nach so viel historischem Wissen, forderte das leibliche Wohl seinen Tribut. Dem gelben Kreuz folgend wurde über „Kaisergarten“ das Waldhaus „Lambertskreuz“ angelaufen und die „Kraftquellen“ wieder gefüllt. Danke an die Ortsgruppe Lambrecht, für die Bereitstellung Ihres Vereinszimmers! Dem Rentnerschnellweg (gelber Balken) folgend war es ein Leichtes, zurück zum Ausgangspunkt zu finden. Knapp 18 km bei traumhaftem Wetter in netter Gesellschaft – ein gelungener Wandersonntag ging zu Ende!
Literatur
• Magnus Backes, Heinz Straeter: Staatliche Burgen, Schlösser und Altertümer in Rheinland-Pfalz. Schnell & Steiner, Regensburg 2003, ISBN 3-7954-1566-7.
• Walter Eitelmann: Rittersteine im Pfälzerwald. 4. Auflage. Pfälzerwald-Verein, Neustadt/Weinstraße 1998, ISBN 3-00-003544-3.
• Günter Stein: Burgen und Schlösser in der Pfalz. Weidlich, Frankfurt/Main 1976, ISBN 3-8035-8356-X.
Hierbei handelt es sich um die reduzierte AMP-Version des Artikels. Die vollständige Version finden Sie hier.