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Der Pfälzerwald-Verein Esthal auf dem Moselsteig

Die 4. Teiletappe von Ürzig bis Edingen-Eller am 30.05 bis 02.06.2019

Esthal

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Alfred Kuhn hat es sich zum Ziel gemacht, Deutschlands Flüsse den Wanderern des Pfälzerwald-Vereins Esthal näherzubringen. Nachdem im vergangenen Jahr die Saar komplett erwandert wurde, stand in diesem Jahr die vierte Teiletappe des Moselsteigs auf der Agenda. Zunächst bezogen die 23 Wanderer ihr Quartier im Hotel Mosella in Bullay, um anschließend die erste Etappe mit 18 km „unter die Füße“ zu nehmen.

Die Mosel wurde über die sogenannte Kanonenbahnbrücke, ein Stahlbauwerk aus dem Jahr 1877/78 überquert. Das besondere an der Brücke ist, das unten die Fahrzeuge und Fußgänger und oben die Bahn den Fluss queren können. Die kastenförmige Stahlgitterbrücke in Bullay war die erste ihrer Art in Deutschland. In den Kriegen zerstört und wegen der verkehrstechnischen Notwendigkeit immer wieder aufgebaut, erfüllt sie auch heute noch umfänglich ihren Zweck. Vorbei an der Marienburg, einem ehemaligen Augustinerkloster und jetzt als Jugendbildungseinrichtung des Bistums Trier genutzt, führte der Moselsteig in stetem Auf und Ab durch Weinberge oder lichte Wälder nach Zell/Mosel. Hier begann die erste sportliche Herausforderung der Tour. Steil ansteigend führt der Trail zum Collisturm, hoch über Zell. Für die Alpinwanderer des Vereins, eine erste sportliche Herausforderung bot der zum Teil als Klettersteig ausgebaute Weg. Oben angekommen, bot sich ein herrlicher Blick über Zell und das Moseltal. Eine kleine Jausestation lud zum ersten Kontakt mit dem köstlichen Moselwein ein. Frisch gestärkt und leicht beschwingt wurde der restliche Weg des Tages zurück zum Ausgangspunkt bewältigt.

Am zweiten Tag standen 23 km im Wanderbuch des strengen Wanderführers. Erste schüchterne Anfragen, ob Abkürzungen möglich seien, quittierte Alfred Kuhn mit eisigem Schweigen. Vielmehr hatte er wegen der großen Hitze den Start um eine Stunde vorverlegt. Es half also nichts! Rein in die Wanderschuhe, Rucksack geschultert und los ging es. Zunächst wurde per Bahn der Ausgangspunkt Traben-Trarbach angefahren. Nach der Moselüberquerung ging es gleich steil hoch zur Burgruine Grevenstein, einer Höhenburg der Grafen von Sponheim. Erbaut um 1350 wurde sie um 1680. Von Ludwig XIV erobert und als Teil der Festung Mont Royal ausgebaut. Nach mehreren Eroberungen, Zerstörungen und Wiederaufbauten wurde die Burg 1734 von den Franzosen endgültig zerstört. Weiter ging es über Ruine Starkenburg, Rottenblick, Enkirch nach Reil. Das Thermometer zeigte mehr als 30 Grad. Die Wandertruppe begann zu meutern, erste Absetzbewegungen wurden mit einem kühlen Eis oder einem kalten Bier verhindert. Der Wanderführer antwortete nach der verdienten Pause mit einem steilen Anstieg in praller Sonne über die Lage Reiler Hals, Prinzenkopf, Marienburg zurück nach Bullay. Beim Abendessen gefragt, gestand Alfred Kuhn, dass es dann doch 25 km waren!

Der dritte Tag begann wieder mit einer kurzen Zugfahrt nach Ürzig. Steil ansteigend (warum überraschte das niemanden?!) folgte man dem Moselsteigzeichen Richtung Bosberg. Von hier bietet sich ein toller Blick auf den neuen Hochmoselübergang. Ein umstrittenes, aber verkehrstechnisch notwendiges Brückenbauwerk bei Zeltingen-Rachtig. Eine unfreiwillige verlängerte Pause musste eingelegt werden, weil eine Dame sich beim Erdbeerpflücken verlaufen, unser Wanderfreund Arnold Bury aus dem Rheinland beim Steine sammeln mit der Zeit vertan hatte und eine Wandererin den falschen Abzweig genommen hatte. Hier bewies unser Wanderfreund Bernd Wenzel seine Herdenschutzfunktion. Mit Hilfe seiner technischen Kenntnisse gelang es ihm, die verlorenen Schäflein einzusammeln und der Truppe zuzuführen. Nach einer kleinen Stärkung im Feriendorf Mont Royal stand der moderate Abstieg nach Traben-Trarbach an. Pünktlich konnte der Zug erreicht werden um damit zurück nach Bullay zu fahren. Schwache 20 km standen auf der Uhr!

Höhepunkt der Tour war am vierten Tag zweifelsohne der Calmont. Bei Edinger-Eller gelegen ist dies der steilste Weinberg Europas. Hier wird in steilsten Lagen (bis 65 Grad) auf schwarzem Schiefer Riesling angebaut. Der Name Calmont kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel, wie „warmer/Heißer Berg“.
Dies stellte er auch an diesem Tag unter Beweis. Die Nutzung dieser Steillage war in der Vergangenheit stark eingeschränkt worden. Angesichts dessen, dass die Bearbeitung nur mit Muskelkraft und Handarbeit möglich ist, kein Wunder. Seit 2005 haben junge Winzer wieder damit begonnen, Wein anzubauen. Ein geschicktes Marketing und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit sorgte für entsprechende Nachfrage und marktgerechte Preise, sodass sich der Einsatz wieder lohnt.
Als Teil dieser Marktoffensive kann auch der der durch die Weinberge führende Klettersteig gesehen werden, der es durchaus mit Passagen in den Alpen aufnehmen kann. Die Bergfexen des PWV Esthal ließen es sich natürlich nicht nehmen, den Steig zu begehen. Über Leitern, Haken und mit Drahtseilen gesicherten Passagen erreichten sie zeitgleich mit den anderen Wanderern, die dem offiziellen, aber nicht weniger steilen Weg folgten, das Gipfelkreuz. Nach der obligatorischen Stärkung wurde Neef erreicht. Mit dem Zug ging es zurück nach Bullay. Am letzten Tag wurden „nur“ 10 km geschafft, nachdem man sich wieder einmal dem Wanderführer verweigert hatte, einen letzten Gipfel zu erklimmen. Angesichts der großen Hitze und der Aussicht auf ein kühles Eis zum Abschluss konnte er diesen Kontrollverlust sicherlich verkraften.

Der Pfälzerwald-Verein Esthal legte an diesen vier wunderschönen Tagen rund 75 km zurück. Alle kamen gesund, wohl gelaunt und tiefenentspannt nach Esthal zurück. Die meisten werden auch im nächsten Jahr dem Ruf des Wanderführers folgen, um die fünfte Etappe des Moselsteigs zu begehen. Vielen Dank Alfred Kuhn, für die Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Wanderung!

 

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