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Heimatabend mit Geißbock-Übergabe

616. Lambrechter Tribut-Geißbock an Pfarrerehepaar Groß übergeben - Bild 9 vom Lambrechter Geißbock-Spiel gezeigt

Lambrecht

Hildrun und Martin Groß sind das Geißbock-Brautpaar 2019 und werden den 616. Tributbock mit Namen Martin I. nach Deidesheim führen, so wie es die lange Tradition fordert.

„Es ist ein schöner Brauch“, so Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller, „der darauf begründet ist, dass die Deidesheimer für uralte Weiderechte in ihrem an Lambrecht angrenzenden Wald von der Stadt Lambrecht, seit dem Jahre 1404, am Pfingstdienstag einen Geißbock bekommen.“

Der diesjährige Heimatabend am Pfingstsonntag im Schulhof der Grundschule wurde eröffnet mit einem heiteren Pfälzer Volksstück um den Lambrechter Geißbock. Autor der lustigen Geschichte „Geißbock-Versteigerung in Lambrecht““ ist Karl-Heinz Himmler.  Diese wahre Geschichte aus dem Jahre 1851 hat er in deftigem Pfälzisch als 9. Bild für die Geißbock-Festspiele 2008 geschrieben. In späteren Jahren wurde es leider nicht mehr aufgeführt. Die aktuelle Aufführung seines Werkes anlässlich des Heimatabends 2019 gilt posthum als Ehrung des Autors, der sich um das Lambrechter Brauchtum verdient gemacht hat. Er ist vor wenigen Wochen im Alter von 85 Jahren verstorben.

Das traditionelle Lambrechter Geißbock-Festspiel erreicht im Schlussbild seinen Höhepunkt, als das Lambrechter Brautpaar verspätet den Tributbock dem Rat von Deidesheim überbrachte und der Deidesheimer Lacombe feststellt: „Es ist ausgeschlossen, dass wir den Bock annehmen. Der ist ja gar nicht capablel“ Der
Deidesheimer Bürgermeister pflichtet ihm bei: „Nä, des iss keen Bock noch Vorschrift!“ und Lacombe droht den Lambrechtern: „Síe, das gibt einen Prozess!“

Das Brautpaar, der Geißbock sowie Helfer Huber mussten tief enttäuscht nach der Ablehnung der Geißbock-Annahme den Heimweg antreten, wo sie morgens in Lambrecht wieder mit dem Bock eintrafen und die Kunde der Ablehnung vortrugen. Es entwickelte sich ein diskutierendes Durcheinander mit Drohungen und
Konsequenzen gegen Deidesheim, bis der Büttel die Schelle erhob und zur Versteigerung des Lambrechter Geißbocks gegen Höchstgebot aufrief. Den Erlös legte Lambrecht vorausahnend zweckgebunden „auf die hohe Kante“, um gewappnet zu sein, „Wann se prozessiere wollen, die Deidesemer Dibbelschisser“!

Im Anschluss an das Volksstück stimmte Pfarrer Martin Groß das Lambrechter Heimatlied an und Stadtbürgermeister  Karl-Günter Müller dankte den ausscheidenden Mitwirkenden der Geißbock-Festspiele. Dies sind Toni Braun, Wolfgang Glade, Wilfried Denig, Rudolf Glaß, Hans-Joachim Hinrichs, Dieter Jung, Günter Lauer und Hermann Schönung.

Danach fand die traditionelle Geißbock-Übergabe an das Brautpaar statt. Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller stattete das Ehepaar Groß mit Geißbock und einen Geleitbrief aus. Unterstützt wurde das Paar von zwei Jubelpaaren, die bereits einen Tributbock  nach Deidesheim geführt hatten. Vor 5 Jahren taten dies Cathrin und Daniel Schulte mit dem Bock-Nr. 611, Daniel I.  Vor 55 Jahren führten Irmgard und Wilhelm Ohler den 561. Geißbock Heinrich I. über den Berg.

Der diesjährige Tributbock ist ein stattlicher Ziegenbock der Rasse “Toggenburger” und ist 5 Jahre alt. Der Ziegenbock bringt das stattliche Gewicht von rund 60 kg auf die Waage. Seine Hörner haben eine Spannweite von 80 cm. Der Geißbock ist laut den historischen Vertragsbedingungen „gut gehörnt und gut gebeutelt“.

Eine Abordnung aus Deidesheim, die an der Zeremonie teilnahm, wurde angeführt vom Deidesheimer Bürgermeister Manfred Dörr. Zusammen mit der Beigeordneten Renate Klingelmann, der Weinprinzessin Tamara I. und den Viehhofmeistern wurde der prächtige Ziegenbock begutachtet und vorab für geeignet empfunden.

Im Anschluss spielte die Gruppe Sempre@Ever. Die  Bewirtung erfolgte durch den Verkehrsverein Lambrecht.

Geißbock-Marsch nach Deidesheim
Eine große Aufgabe wartet auf das Geißbock-Brautpaar am Dienstag nach Pfingsten, wo sie hoffentlich mit dem Geleit zahlreicher Mitwanderer den Tributbock nach Deidesheim bringen. Abmarsch ist um 5:30 Uhr auf der Friedrich-Ebert-Brücke.

Der höchste Punkt auf dem Weg nach Deidesheim  ist am “Weißen Stich”. Dort wird die erste Rast sein. Danach geht es weiter zur Pfälzerwald-Hütte Deidesheim.

Von dort werden Deidesheimer Stadtsoldaten das Brautpaar mit Bock  empfangen und ihnen sicheres Geleit garantieren bis an die Stadtgrenze von Deidesheim. Hier wird der Deidesheimer Bürgermeister Manfred Dörr um 10.00 Uhr die Lambrechter Delegation empfangen und zum Rathaus führen, wo Bock und Brautpaar „in Augenschein“ genommen werden.

Der Bock wird vom Viehhofmeister begutachtet werden, ob er den Vertragsbedingungen „gut gehörnt und gut gebeutelt“ entspricht. Dann erhält das Brautpaar dank ihres Geleitbriefes des Lambrechter Bürgermeisters ein Käsebrot und einen guten Tropfen Deidesheimer Wein.

 

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