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Gekreuzte Haken sind kein Hakenkreuz:

Elmsteiner Ortswappen schon über 250 Jahre alt

Fast genau ein Vierteljahrtausend liegt es jetzt zurück, dass der damalige Schultheiß Friedrich Haag in Elmstein eine „Renovation deren Gemarkungen von Elmstein, Iggelbach und Appenthal“ unterzeichnet hat. Das Siegel dieses Schriftstücks ist der bislang zweitälteste Nachweis für die vier Sterne und die zwei gekreuzten Haken, die im Gemeindewappen noch heute zu finden sind.

Herausgefunden hat das der in Mannheim lebende Heimatforscher Wolfgang Ross. Bis zu seinen Recherchen im Landesarchiv Speyer war man davon ausgegangen, dass diese Symbole 1772 erstmals verwendet wurden. Das älteste Siegel, das er entdeckt hat, ist noch 27 Jahre älter, aber nicht mehr so gut erhalten wie das vom 16. Dezember („Xbris“) 1769. Es befindet sich auf einem Schreiben des Schultheißen Johann Theobald Roth vom April 1742. Wahrscheinlich stehen Sterne und Haken sogar noch länger für Elmstein, nämlich seit mehr als drei Jahrhunderten. Darauf deutet ein Brief an den pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm vom Januar 1699 hin, in dem ein Gemeindesiegel zumindest erwähnt wird.

Ross, der familiär mit Elmstein verbunden und zeitweise selbst hier zuhause war, hat seine Erkenntnisse 2017 in der Zeitschrift „Pfälzer Heimat“ veröffentlicht, die von der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Verbindung mit dem Historischen Verein der Pfalz herausgegeben wird. Eine leicht gekürzte Fassung seines Beitrages ist auch in der jüngsten Ausgabe der Elmsteiner Heimatschrift erschienen. Für ein gesteigertes Interesse an der Geschichte des Wappens hatten bei ihm Neonazis gesorgt, die es wegen seines vermeintlichen „Hakenkreuzes“ für sich vereinnahmen wollten. In ihrem Fanatismus hatten sie wohl übersehen, dass die Elmsteiner Variante spiegelverkehrt und spitz gezackt ist. Ihre Sichtweise hatte also „einen Haken“.

Der einzige Zusammenhang mit dem „Dritten Reich“ lässt sich darüber herstellen, dass der Gemeinderat den Beschluss, ein offizielles Wappen für Elmstein zu beantragen, im Jahr 1933 gefasst und der nationalsozialistische Reichsstatthalter in Bayern Anfang 1937 die entsprechende Genehmigung erteilt hat. Laut Ross war aber schon in der damaligen Wappenbeschreibung von „zwei rechtwinklig gekreuzten roten Wolfsangeln“ die Rede. Außerdem wird im Antrag die Darstellung aus einer seriösen Publikation von 1928 als Grundlage benannt. Deren Autor, der Königliche Professor Otto Hupp, war „heraldischen Irrlehren“ wie sie wohl seit 1910 aus rechtsextremen Kreisen zunehmend in der Welt gesetzt wurden, ausdrücklich entgegengetreten, betonte später der Experte Dr. Ottfried Neubecker.

Von „Runenzeichen“ oder „Hakenkreuz“ war jedenfalls vor der Hitler-Ära im Zusammenhang mit dem Elmsteiner Wappen nie die Rede. Es gab zwar unterschiedliche Begriffe für das zentrale Symbol, doch bis auf den neutralen „Doppelhaken“ handelte sich ausschließlich um Werkzeuge, die in Elmstein allesamt im Einsatz gewesen sein dürften. „Forsthaken“ klingt in einer der waldreichsten Gemeinden Deutschlands ebenso plausibel wie die „Wolfsangel“, das „Wolfseisen“ oder der „Wolfsanker“. Das einstige Vorkommen von Wölfen steht im Hinblick auf das Forsthaus Wolfsgrube im Westen der Gemarkung sowie die unweit davon gelegene Wolfsschluchthütte außer Frage. Beim „Mauerhaken“, der manchmal ebenfalls auftaucht, verweist Wolfgang Ross, der wie Hupp den Forsthaken favorisiert, auf die Verarbeitung der ortstypischen Sandsteine.

Wegen der zwei gekreuzten Haken im Wappen braucht sich also niemand zu schämen, zumal denen in jüngster Zeit ohnehin die vier „sechsstrahligen goldenen Sterne“ den Rang ablaufen, von denen sie gemäß der offiziellen Beschreibung „bewinkelt“ werden. Unter Bezug auf diese heraldischen Himmelskörper bezeichnet sich Elmstein seit letztem Sommer schließlich als „4-Sterne-Gemeinde“. Diese „Sache“ dürfte bestimmt „keinen Haken haben“.

 

Elmstein-Siegel von 1769 – Foto Wolfgang Ross

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