Alle fünf Jahre an Pfingsten wird die Geschichte der früheren kleinen Tuchmacherstadt mit dem Geißbock-Festspiel wieder lebendig. Dazwischen feiert die Stadt Lambrecht am Pfingst-Sonntag die Geißbock-Geschichte mit einem gemütlichen Heimatabend. In den letzten Jahren fanden diese Veranstaltungen im Schulhof der Grundschule statt.
Beim diesjährigen Heimatabend konnten Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller und der zweite Vorsitzende des Verkehrsvereins Gerhard Senftleben trotz des unbeständigen Wetters zahlreiche Besucher begrüßen. Begonnen hat das Traditionsfest mit musikalischen Klängen vom Musikverein Königsbach unter der Leitung von Ute Hoffmann.
Abschied und Ehrungen
Nach jahrzehntelangem ehrenamtlichen Engagement im Verkehrsverein für das heimatliche Brauchtum, verabschieden sich Ute und Hans-Joachim Hinrichs alters- und krankheitsbedingt aus dem aktiven Vereinsleben. Beide haben sich große und bleibende Verdienste für die Stadt Lambrecht erworben.
Ein guter Grund für Stadtbürgermeister Müller und den zweiten Vorsitzenden Gerhard Senftleben, Danke zu sagen für die unermüdliche Organisation der Brauchtumsveranstaltungen der Stadt Lambrecht. Hans-Joachim Hinrichs ist wie seine Frau seit 22 Jahren Mitglied im Verkehrsverein. 2006 übernahm er den Vereinsvorsitz, den er 18 Jahre lang ausübte.
Ute Hinrichs war 20 Jahre lang Leiterin des Nähkreises. Rund 300 Kostüme befinden sich unter dem Dach des Hauses der Vereine, die es zu verwalten, nach Gebrauch zu reinigen und in Schuss zu halten gilt. Auch für das Deidesheimer Stadtgericht wurden 30 Kostüme angefertigt.
Für Ute Hinrichs wurde mit Michell Seifert eine Nachfolgerin gefunden. Für Hans-Joachim Hinrichs übernahm der zweite Vorsitzende Gerhard Senftleben kommissarisch den Vorsitz bis zur Neuwahl.
Seitens des Vereins erhielt Hans-Joachim Hinrichs den Ehrenvorsitz, Ute Hinrichs wurde zum Ehrenmitglied ernannt.
Geißbock-Jubelbrautpaare 2024
Wie es beim Heimatabend Tradition ist, wurden die anwesenden Jubiläumsbrautpaare auf die Bühne gebeten, die einst einen Tributbock nach Deidesheim führten. Vor fünf Jahren führten Hildrun und Martin Groß den 616. Tributbock Martin I. nach Deidesheim. Ihr goldenes Jubiläum feiern Angelika und Werner Scharl, die vor 50 Jahren den 571. Tributbock Christian führten. Das diamantene Jubiläum erreichten Irmgard und Wilhelm Ohler, die vor 60 Jahren, im Jahr 1964, sich mit dem 561. Tributbock Heinrich I. auf den Weg machten.
Übergabe Geißbock und Geleitbrief an das Brautpaar
Ronja und Marcel Telch sind das Geißbock-Brautpaar 2024 und bekamen die ehrenvolle Aufgabe zugesprochen, gemäß der langen Tradition, den 621. Tributbock nach Deidesheim zu führen. Dazu hatte der Lambrechter Ehren-Stadtbüttel Karl-Philipp Sauter den Bock auf die Bühne gebracht. Das Paar erhielt den Geleitbrief, der ihre Legitimation für diese Aufgabe bestätigt. Gleichzeitig versprachen Sie, den Lambrechter Geißbock gewissenhaft und pünktlich dem Rat der Stadt Deidesheim zu überbringen. Besiegelt wurde die Vereinbarung mit einem dargebotenen Römerglas, gefüllt mit Deidesheimer Wein.
Eine Abordnung aus Deidesheim, angeführt vom Deidesheimer Bürgermeister Manfred Dörr, dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Deidesheim Dieter Dörr, der Stadtbeigeordneten Ingrid Schneemann sowie dem Auktionator Markus Wahl, nahm an der Zeremonie teil und überprüfte vorab, ob der prächtige Ziegenbock allen Anforderungen entspricht.
621. Tributbock Marcel I.
Der diesjährige Tributbock Marcel I. ist ein 5 Jahre alter Ziegenbock der Rasse Toggenburger, eine Schweizer Bergziege. Der Bock bringt das stattliche Gewicht von ca. 50 Kg auf die Waage und ist laut den historischen Vertragsbedingungen „gut gehörnt und gut gebeutelt“.
Die Geschichte des Geißbockes beruht auf einer Urkunde von Kaiser Ruprecht aus dem Jahre 1404. Daraus geht hervor, dass St. Lambrecht das Weiderecht im Deidesheimer Wald zusteht. Dafür muss Lambrecht alljährlich an Pfingsten einen gut gehörnten und gut beschaffenen Geißbock nach Deidesheim liefern. In früheren Zeiten brachte der jüngste Lambrechter Bürger den Tributbock Dienstag nach der Pfingst vor Sonnenaufgang an die Ortsgrenze von Deidesheim. Dafür erhielt der Bockführer von Deidesheim Wein und ein Käsebrot gereicht.
Dieses Brauchtum wird trotz einiger Streitigkeiten in früheren Jahren bis heute gepflegt. Der Geißbockmarsch nach Deidesheim ist mittlerweile zu einem beliebten Event gewachsen. Seit 1977 ist das Brautpaar nicht mehr alleine unterwegs. Mehrere hunderte Mitwanderer begleiten das Geißbockbrautpaar mit dem Tribut-Geißbock auf ihrem 14 Kilometer langen Marsch durch den Wald nach Deidesheim. In Deidesheim wird der Tributbock auf der Rathaustreppe öffentlich versteigert. Der Abmarsch ist um 5:30 Uhr an der Friedrich-Ebert Brücke, um rechtzeitig um 10.00 Uhr an der Ortsgrenze von Deidesheim einzutreffen.
Musikalisch umrahmt wurde der Heimatabend vom Musikverein Königsbach unter der Leitung von Heike Hoffmann. Die Bewirtung erfolgte durch den Verkehrsverein Lambrecht.
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