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Der alte Webstuhl als Bodenfund in der Untermühle

Lambrecht

In der Talpost-Ausgabe  50/2024 (siehe auch Lambrechter Chronik, Seite 196) sowie auf Mittelpfalz.de war ein alter Industriewebstuhl abgebildet, der auf dem Dachboden der Untermühle aufgefunden wurde. Bei genauerem Hinsehen und im Vergleich mit Abbildungen alter Webstühle in der Tuchindustrie dürfte es sich dabei um einen Schönherr-Webstuhl aus der sächsischen Webstuhlfabrik Schönherr in Chemnitz gehandelt haben.

Schon 1836 bauten die Brüder Schönherr den ersten deutschen Kraftwebstuhl für die Wollweberei, bevor dann Louis Schönherr 1852 unseren Tuchwebstuhl entwickelte, mit dem die Gründung und der Aufstieg seines Werkes erfolgte. Die dort gebauten Webstühle waren speziell auf „Buckskin“ ausgerichtet, eine Webart, mit der ein besonders strapazierfähiges Tuch gewebt wurde, dessen Namen sich vom „Bockfell oder Bockleder“ herleitete.

Das Bild des alten Webstuhls aus der Untermühle zeigt diesen von der Rückseite, mit Blick auf den Kettbaum (links). Gegenüber (rechts) fällt das Spannrad mit seinen geschwungenen Speichen und dem Hebel zum Spannen des Warenbaums ins Auge. Ganz charakteristisch ist der gußeiserne hohl profilierte Bügel mit seinen ausgeprägten runden Seiten über dem Grundgestell. So gleicht er dem Tuchwebstuhl, der auf einer alten Schönherr-Werbeanzeige aus den 1930er-Jahren abgebildet ist, wenn hier auch mit Sicht auf die Vorderseite zum Warenbaum des Webstuhls hin.

Der Fundort des alten Webstuhls, die Untermühle, gehörte der ehemaligen Tuchfabrik J. J. Marx. Diese hatte 1929 ihre Tuchweberei in Lambrecht aufgegeben und nach Cottbus in die Lausitz verlegt. So dürfte danach der alte Webstuhl als letzter Überrest dann auch auf den Dachboden der Untermühle gelangt sein. Welche übrigens im Jahr 1600 die 5. Walkmühle bildete und auch sonst ein überaus bedeutendes Kulturdenkmal darstellt, das aber nach seinem Verkauf 1992 an eine Privatperson inzwischen dem völligem Verfall ausgeliefert ist.

Der darin aufgefundene Webstuhl wurde allem Anschein nach verschrottet. Woanders hat man derartige wertvolle Zeugnisse alter Industriekultur Künstlern anvertraut, die daraus schöne Kunstwerke gestalteten und die heute in Orten öffentliche Plätze zieren und so in bedeutendem Maße zu deren Attraktivität beitragen.

 


Abbildung eines Schönherr-Webstuhls in einer Werbeanzeige der 1930er-Jahre.

 

 


„WebstuhlFund1977“: Abbildung des in der Untermühle 1977 aufgefundenen Webstuhls (Lambrechter Chronik, Seite 196)

 

 

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