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Die Cyriakus-Wallfahrt im Wandel der Zeit

Wenn zum Cyriakusfest die Wallfahrer den Kapellenberg besteigen, gilt dies vor allem der Verehrung des Heiligen Cyriakus als Winzerpatron. Winzer legen frühreife Trauben auf den Altar. Sie bitten damit um Schutz für ihre Weinberge. 

Früher ging es um mehr. Man beichtete und bat um den Segen des Heiligen Cyriakus, der in Rom als Diakon Gefangene betreute und Blinde heilte. Ein altes Bild, welches früher in der Kapelle verehrt wurde, zeigt den Heiligen bei einem Exorzismus, einer Teufelsaustreibung an zwei Kindern.

Auch äußerlich hatte die Wallfahrt früher ein ganz anderes Gesicht. Ausführlich darüber berichtet hat uns Karl Deppisch, Stadtpfarrer und Distriktschulinspektor zu Lambrecht. 1879 schreibt er zum ersten Mal über die St. Cyriakus-Kapelle in Lindenberg.

Dort heißt es über das Fest: „An diesem Tag schmücken die Einwohner von Lindenberg ihre Häuser mit Kränzen, Bildern und Fahnen. Bei dem zur Kapelle führenden Bergweg (heute Kirchberweg) postieren sich verschiedene krüppelhafte Personen und rufen das allgemeine Mitleid an.“
(„Ganz recht! Frömmigkeit soll auch werktätig sein“. Original Deppisch)

Weiter mit Pfarrer Deppisch: „Kommt man dem Kapellenplatz etwas näher, so entdeckt man Stände mit Rosenkränzen, Gebetsbüchern und Bildern, Zuckerwerk, auch Tische, an denen man Speise und Trank zu sich nehmen kann. Auch für die leiblichen Bedürfnisse der Geistlichkeit ist Sorge getragen durch eine in der Nähe des Chörchens der Kapelle errichtete Bretterhütte, in welcher die hochwürdigen Herren, nachdem sie ihre Messe gelesen, den Kaffee einnehmen…..“. (Diesen Platz hat der Steinbruch „gefressen“. Anmerkung des Verfassers)

„Auf dem freien Platz im Westen und Süden der Kapelle stehen die Beichtstühle. Zwischen diesen bewegt sich die immer mehr anwachsende Volksmenge…..

Die vielen Geistlichen, welche offenbar gerne zu dieser Wallfahrt kamen, mussten von der Pfarrei Lambrecht verköstigt werden.“ lm Jahr 1780 waren es 14 Herren, welche im Pfarrhaus in Lambrecht speisten.

Weiter schreibt Deppisch: „Die Fassade der Kapelle ist mit Kränzen und Fahnen geschmückt. An dem Altare werden Messen gelesen. Die heilige Kommunion wird im Freien gespendet.“

An anderer Stelle schreibt Pfarrer Deppisch, dass in kurpfälzischer Zeit aus dem fürstbischöflíchen Deidesheim eine Prozession mit einem „Musíkchore“ ankam. Damals war der Berg noch nicht so vom Steinbruch her abgetragen, so dass man auch noch an der Kapelle hin und her ziehen konnte.

Das Bild vom Exorzismus ist eine Zeichnung von Pfarrer Deppisch und zeigt eine Statue, welche er ziemlich heruntergekommen auf dem Speicher der Kirche in
Lambrecht fand. Um 1814 herum wurde diese Figurengruppe verehrt.

Als die Wallfahrt damals vom Bischof verboten war, verehrten die Bürger von Lindenberg die Gruppe auf dem Dachboden des Franz Colson, der auch zeitweise Adjunkt (Bürgermeister) in Lindenberg war. Das Verbot wurde mit Ausschweifungen während früherer Wallfahrten begründet.

Colson wohnte am Dorfkreuz, welches damals noch aus Holz war und 1844 durch das heutige Kreuz (siehe Foto) ersetzt wurde. Möglicherweise hat es der Herr Colson aus den Resten seiner Regimentskasse finanziert. Anders konnten sich seine Mitbürger damals seinen Wohlstand nicht erklären. Er hatte sich nach den Kämpfen 1892 /93 an der „Alten Schanze“ von seinem Regiment, aber nicht von der Regimentskasse getrennt. (So steht es im Protokollbuch von Lambrecht) Eine Förstertochter hatte es ihm angetan.

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