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Klein aber fein – Die Welt der pfälzischen Whiskys

Es ist sicher heute keine große Überraschung mehr, wenn man hört, dass die Pfalz mit zu den bekannten Whisky-Regionen in Deutschland gehört. Und das lässt sich nicht nur an den zahlreichen Auszeichnungen für die pfälzischen „Uisge Beatha“ ablesen. Bei dem Begriff handelt es sich um die gälische Form des lateinischen „Aqua Vitae“, den Whiskyfreunden auch als „Wasser des Lebens“ bekannt. Nicht nur in der Pfalz haben sich die Anhänger dieses mehr und mehr beliebten Wässerchens sprunghaft vermehrt.

Stolze drei Whisky-Destillerien gehen hier mittlerweile ihrem Handwerk mit keltischen Wurzeln nach. Eine große Anzahl von Fans hat sich auch in Whisky-Clubs zusammengefunden und damit maßgeblich mit zum Aufschwung dieses so besonderen Kulturgutes beigetragen. Whisky-Botschafter verbreiten die vielfältigen Geschmäcker mit ihren Tastings und Shops. Ja, in der Pfalz gibt es tatsächlich eine kleine aber feine Whisky-Welt. Und da ist seit einiger Zeit sogar eine richtig tolle Whisky-Messe zu Hause. Die „Palatina“ in Einselthum erfreut sich bei den Insidern einer riesigen Beliebtheit. Auch für sie gilt das Attribut „klein aber fein“, was durchaus als besonderes Prädikat zu verstehen ist und hoffentlich auch künftig so bleiben wird.

 

Taranis Whisky-Destillerie

Die Wurzeln des Pfälzer Whiskys sind am Fuße des Donnersberges zu finden, in der Edelobst & Whiskydestille von Bernhard Höning in Winnweiler. Der gelernte Brauer arbeitet seit 2002 als Braumeister im Kaiserslauterer Brauhaus am Markt. Seit 2008 ist er im Besitz eine Abfindungsbrennrechts, das ihm das Brennen von Obst und mehligen Stoffen erlaubt. Schnell reifte in ihm die Idee einen Pfälzer Single Malt zu destillieren. Gebrannt aus reinem Gerstenmalz im September 2008 in einer traditionell holzbefeuerten Destille, drei Jahre in einem Fass aus französischer Limousin-Eiche ausgebaut und anschließend mit weichem Quellwasser auf eine Trinkstärke von 46 % Vol. eingestellt. Und fertig war er, der erste Whisky aus Pfälzer Landen. Jetzt musste nur noch ein passender Name her, der im Bezug zur Nordpfalz und dem Donnersberg steht. Die Kelten lebten ab etwa 150 v.Chr. rund hundert Jahre um den mit 687 m höchsten Berg der Pfalz und verehrten Taranis als Gott des Donners. Taranis, ein Klang wie ein Donnerhall, besser hätte kein Name sein können.

An einem bitterkalten Samstag, dem 22. Oktober 2011, war es dann soweit, der erste Pfälzer Single Malt stand zum Verkauf. In einem unscheinbaren kleinen Verkaufswagen wurde der „Taranis“ dem gespannten Publikum angeboten und Interessenten aus der gesamten Pfalz sicherten sich ein Stück Whisky-Geschichte. Ein paar Wochen später war die gesamte Charge ausverkauft. Und die Erfolgsgeschichte geht gerade so weiter. Seit Oktober 2013 steht eine neue Verschlussbrennerei in einem neuen Brennhaus mit Verkostungsraum – der sich auch bestens für Tastings eignet – zur Verfügung. Bernhard Höning hat jetzt die Möglichkeit, mehrere Fässer pro Jahr zu belegen. Vielleicht ja auch mit einem „Hönings Moonshine“, der ausschließlich aus Mais und in Vollmondnächten destilliert wird. Eine Hommage an alle Schwarzbrenner!

Taranis – Der 1. Pfälzer Single Malt aus 2011 (s.re.)

 

Palatinatus Whisky-Destillerie

In einem Schulbuch seines Großvaters stieß Thomas Sippel auf den latainischen Begriff „Palatinatus“, was so viel wie „Die Pfalz“ bedeutet. Und so lag es für den Winzer und Obstbrenner aus Weisenheim am Berg nahe, seinen Whisky „Palatinatus“ zu nennen. Damit möchte er die Liebe zur Heimat ausdrücken. Am 6. Dezember 2014 präsentierte er dann einem breiten Publikum nach rund 3 ½ Jahren Reifezeit seinen ersten Single Malt. Ortsbürgermeister Joachim Schleweis und die beiden Weinprinzessinnen Charlotte und Claudia enthüllten ein mit goldenem Tuch verhangenes Fass und probierten dann auch gleich mal einen Dram des Weisenheimer „Uisge Beatha“, welches natürlich aus der Ortslage stammt. Bereits 2016 wurde ein „Palatinatus Single Malt – Single Cask“ (French Limousin Oak 2012) vom Whisky-Botschafter mit „Germany’s Silver Whisky National 2016“ ausgezeichnet. Und schon bei der 20. Internationalen Whiskymesse „InterWhisky“, am 30. November 2018, konnte der pfälzische Meister-Brenner Thomas Sippel seinen ganz persönlichen Ritterschlag in Frankfurt in Empfang nehmen. Er war dann auch selbst wohl am meisten überrascht, dass ihn eines seiner Erzeugnisse an die Spitze der deutschen Whiskyproduzenten katapultiert hatte.

Sein 6 Jahre alter „Palatinatus Single Malt, American Oak – peated“ mit 45 % Vol., wurde zu Deutschlands bestem Whisky gekürt – übrigens auch im unmittelbaren Vergleich mit den Pendants aus der Schweiz. Eine sechsköpfige Expertenrunde des Fachmagazins „Der Whisky-Botschafter“ sichtete im Rahmen einer Blindverkostung in zwei Durchgängen allein über 50 Proben. Und fortan darf sich die gesamte Pfalz mit Sippel über den Best Whisky Award „Germany´s Gold Whisky National 2018“ freuen. Ein torfig-rauchiger, im amerikanischen Eichenfass gereifter Single Malt hat den Großen und Bekannten der deutschen Whisky-Szene gezeigt, wo der Hammer hängt. Überreicht wurde der Preis vom Herausgeber des „Whisky-Botschafters“ Christian H. Rosenberg und Chefredakteur Heinfried Tacke, der übrigens 2018 schon einmal zu einem Whisky-Tasting beim Weidenthaler Whisky-Club war. Ein richtig großer Erfolg. Chapeau, kann man da nur sagen! Natürlich darf man Sippels tolle „Wässerchen“ auch gerne im Rahmen einer Betriebsbesichtigung mit damit verbundenem Tasting verkosten.

Palatinatus – Thomas Sippel (li.) präsentiert den besten deutschen Whisky 2018

 

Saillt Mór Whisky-Destillerie

Aber noch ein weiterer Pfälzer Whisky-Brenner sammelt Preise wie andere Leute Briefmarken. Von Ralf Hauer aus Bad Dürkheim ist die Rede, dem Dritten im Bunde der Pfälzer Whisky-Riege. Seine Destillerie „Saillt Mór“ liegt unweit der bekannten Saline in Bad Dürkheim. Der Name ist ihm in den Sinn gekommen, als er vor Jahren den Plan der ehemals sechs Gradierwerke (Salinen) gesehen hatte. Die größte der Salinen, der sogenannte „Große Bau“ (über 700 m lang), verlief genau über dem Grundstück, auf dem die Destillerie heute steht. Aus dem Gälischen übersetzt bedeutet „Saillt Mór“ ganz einfach „Große Saline“. Hauers Brennerei liegt gerade mal etwa 8 km von der von Thomas Sippel entfernt.

Neben der Abfindungsbrennerei, in der Ralf Hauer seit Jahren sehr erfolgreich Obstbrände destilliert, wurde eine neue und moderne Verschlussbrennerei errichtet, die seit September 2012 Getreide destillieren darf. Kein Computer bestimmt hier wo es lang geht, sondern alles läuft durch die sehr zeitaufwendige Handarbeit des Meisters persönlich. Im Rahmen einer großen Präsentation mit dem Neustadter Piper Marcus Gottwald wurde am 14.11.2015 die Anlage der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Hauer ist, wie sein Kollege Sippel auch, marketingmäßig stark aufgestellt, was ihm über Deutschlands Grenzen hinaus einen gewissen Bekanntheitsgrad eingebracht hat. Mit diesen Pfunden kann man wuchern. So ist er seit 2017 ununterbrochen mit seinen Whiskys in der „Whisky-Bible“ des weltbekannten schottischen „Whisky-Papstes“ Jim Murray vertreten und hat da schon zahlreiche hohe Punktzahlen für seine Erzeugnisse erhalten.

So drei Mal zwischen 91,5 und 93 Punkten, was brillant bedeutet. Im Jahr 2017 sogar 94 Punkte und, gerade eben erst 2020 stolze 95 Punkte, für seinen „Saillt Mór Single Cask Malt Whisky Ruby Port“ von 2013 (FassNr. 7, destilliert 1/2013 und bottled 11/2018) mit einer Fassstärke von 57,6% Vol. Diese Whiskys werden als „Superstar“ bewertet und spielen damit in der ersten Liga. Doch das ist längst noch nicht alles. Vom Fachmagazin „Der Whisky-Botschafter“ gab es für einen „Saillt Mór“ mit Pedro Ximenez Finishing und 59,3 % Vol. „Germanys Bronze“ in der Kategorie „Whisky-National 2017“, und 2018 folgte beim „Meininger International Spirits Award (ISW)“ Gold für den Single Malt Pfälzer Eiche 2013. Fortsetzung folgt. Hauers Fasslager ist bestens bestückt und kann gerne in Verbindung mit einer Kostprobe besichtigt werden.

Im Fasslager von Saillt Mór – V.li.n.re. Whisky-Ambassador Peter Bockhoff, Ralf Hauer (Saillt Mór) und Brand Ambassador Glenfiddich Markus Heinze

 

Pfälzer Whisky-Messe Palatina

Im Januar 2008 wurde von fünf Whiskyfreunden die „Greenville Malt Society“ in Einselthum gegründet. Die Idee zu einer Pfälzer Whiskymesse kam dann zum Jahreswechsel 2016/17 auf. Man hatte schlichtweg festgestellt, dass es so etwas in der eigentlichen Wald- und Weinregion noch nicht gab. Man konnte zwar in der Pfalz schon drei Whisky-Destillerien nachweisen (ganz Italien hat mit der PUNI-Destillerie nur eine – und die liegt im idyllischen Südtirol), aber ein größeres Event, das Whisky-Liebhaber und -Interessierte regional zusammenführt und in entspannten Kontakt miteinander bringt, das fehlte einfach noch. Nach einigem Planen und Ideen sammeln war sie dann geboren, die „Whisky Palatina“ im schönen Zellertal.

Am 15./16. September 2018 fand dann die Erstauflage der „Palatina“ statt. Insgesamt waren damals schon 13 deutsche, schottische und internationale Brenner, Fachhändler und Abfüller dabei. Tasting und Master-Classes waren ebenso angezeigt, wie eine ausgezeichnete musikalische Unterhaltung mit dem schottischen Singer und Songwriter „The Whisky-Bard“ Robin Laing. Nach dem großen Zuspruch gab es folgerichtig ein Jahr später eine Fortsetzung und wieder waren alle – Veranstalter, Teilnehmer und Besucher – begeistert ob dieser kleinen aber feinen Pfälzer Whisky-Messe. Und man merkte immer mehr, so etwas hat in der Pfalz einfach noch gefehlt. Das freundschaftliche und fast schon intime Zusammensein unter gleichgesinnten Whiskyfreunden – nicht nur aus der Pfalz – kann man sicher schon als einzigartig und etwas ganz Besonderes einordnen. Dem Einselthumer Whisky-Club um Chairman Uwe Chormann kann man nur für das große Engagement danken und auf weitere Fortsetzungen hoffen. Bleibt abzuwarten, ob das auch so in 2020 sein kann.

Palatina Whisky-Messe in Einselthum – Fachsimpeln mit Whisky-Connaisseur Dr. Heinz Weinberger und Whisky-Ambassador Peter Bockhoff

 

Was sonst noch interessiert

Die Welt der pfälzischen Whiskys hat aber noch mehr zu bieten. So gibt es eine ganze Reihe gut sortierter Whisky-Shops im näheren Umfeld. Zum Beispiel Peter Bockhoffs „MyWhiskySky“ in Maikammer, den „The Scottsman“ von Harrry Hammelmann in Speyer oder das „the cottage“ von Michael Becker in Kaiserslautern. Und alle gemeinsam glänzen sie über das ganze Jahr hinweg auch mit tollen und abwechslungsreichen Whisky-Tastings. „The Scottsman“ Harry Hammelmann bedient sich dabei auch gerne der Dienste des Whisky-Connaisseurs und Whisky-Autors Dr. Heinz Weinberger, Michael Becker holt immer mal wieder den englischen „Möchtegern-Schotten“ Jon Wells nach K-Town und die Tastings des Whisky-Ambassadors Peter Bockhoff sind ebenfalls vom Feinsten. Gleiches gilt auch für den Hasslocher Willi von Lohr, Consultant der Whisky Agency in Limburg.

Aber was wäre dies alles ohne die vielen und immer mehr werdenden Fans des „Wasser des Lebens“ in der Pfalz. Privat für sich alleine oder in Clubs mit gleichgesinnten Whisky-Freunden, ihre Zahl wird immer größer. Bei Tastings werden Kenntnisse erworben und ausgetauscht, Destillerien bei Besichtigungen bis ins Detail erkundet oder auch Reisen überall da hin gemacht, wo das „Uisge Beatha“ zu Hause ist, vornehmlich nach Schottland oder Irland. Überaus rührig sind dabei die Whisky-Clubs der „Whiskyfreunde Pfalz“ e.V. in Böhl Iggelheim, der „Glencairn Whisky-Club“ aus Weidenthal, der Whisky-Club Kaiserslautern e.V. und natürlich die „Greenville Malt Society“ aus Einselthum. Über deren umfangreichen Aktivitäten kann man sich bestens im Internet informieren. Oder auch in Heinfried Tackes aktuellem „Whisky-Guide Deutschland 2020“ – Wegemarken zum grenzenlosen Genuss.

Doch für Anfänger wie Profis gilt gleichermaßen das tiefsinnige Zitat eines unbekannten Autors: „Es ist ein langer Weg zum Whisky-Experten – und es ist eine schöne Zeit dahin“. Heutzutage gewinnt aber auch ein gälischer Trinkspruch rund um unseren arg strapazierten Globus an überragender Bedeutung. „Slàinte Mhath“, was so viel bedeutet wie „Gute Gesundheit !“

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