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Die Friedenseiche von 1871

Erhaben steht die 153 Jahre alte Friedenseiche in Lambrecht an der Westseite der ehemaligen Klosterkirche. Viele Lambrechter, sowohl Einheimische als auch Zugezogene, haben wahrscheinlich schon von diesem beeindruckenden Baum gehört. In den letzten Jahren war es jedoch still um die alte Eiche. Nun, da die Stadt Lambrecht den Platz um die Kirche neu gestaltet und die prot. Kirchengemeinde einen barrierefreien Eingang an der Westseite bauen lässt, rückt die Friedenseiche wieder in den Mittelpunkt des Interesses.

Die Stadt und die Kirchengemeinde planen, den westlichen Platz der Klosterkirche zu einem Ort der Begegnung zu machen. Hier befindet sich die Friedenseiche, die heute unter Naturschutz steht. Doch die ursprüngliche Planung für den Platz an der Eiche fand keine Zustimmung bei der Unteren Naturschutzbehörde, weshalb derzeit ein neuer Plan ausgearbeitet wird. An dieser Stelle möchte ich jedoch nicht weiter auf die aktuelle Situation eingehen, sondern den Fokus auf die Anfänge der Friedenseiche legen.

Obwohl die Stadtchronik nach langem Stöbern keine Hinweise lieferte, ist sicher, dass der Baum 1871 gepflanzt wurde. Er wurde als Friedensbaum nach dem Ende des kurzen, aber intensiven Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 gesetzt. Auch in anderen Gemeinden wurden 1871 Friedensbäume gepflanzt, so beispielsweise in Weidenthal eine Linde.

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71
Der Deutsch-Französische Krieg war ein bedeutender militärischer Konflikt zwischen dem Französischen Kaiserreich unter Napoleon III. und dem Norddeutschen Bund unter preußischer Führung sowie den süddeutschen Staaten Baden, Württemberg und Bayern. Frankreich erklärte Preußen am 19. Juli 1870 den Krieg. Am 2. September 1870 kapitulierte die französische Armee in der Schlacht bei Sedan, und Kaiser Napoleon III. wurde gefangen genommen, was einen entscheidenden Wendepunkt im Krieg darstellte.

Nach der Niederlage bei Sedan wurde am 4. September 1870 in Paris die Dritte Französische Republik ausgerufen, und der Krieg ging unter der neuen republikanischen Regierung weiter. Paris kapitulierte am 28. Januar 1871 nach einer mehrmonatigen Belagerung durch deutsche Truppen. Diese Kapitulation führte zur Unterzeichnung des Vorfriedens von Versailles, der einen Waffenstillstand und die Bedingungen für den endgültigen Friedensvertrag festlegte. Der endgültige Friedensvertrag, der Frieden von Frankfurt, wurde am 10. Mai 1871 unterzeichnet, wodurch der Krieg offiziell beendet wurde.

Friedensfest mit Pflanzung der Friedenseiche
Die Freude über den Sieg gegen Frankreich führte zu Friedensfesten in der ganzen Pfalz. Lambrecht feierte sein Friedensfest am 5. März 1871, Weidenthal am 12. März 1871. In der Pfälzischen Volkszeitung erschien am 4.9.1871 ein Bericht über den Ablauf des Festes in Lambrecht:

„Schon abends zuvor bewegte sich ein großer Fackelzug unter Musikbegleitung durch die reich und festlich geschmückten Straßen. Am Hauptfesttag war in der Frühe Weckruf mit Choralmusik und des Nachmittags um 14 Uhr ein Festumzug aller dortigen Vereine und Korporationen mit Musik und Beteiligung der Schuljugend, bei der die Knaben Fähnchen und die Mädchen Schärpen trugen. Der Zug bewegte sich unter Böllerschüssen durch alle Straßen und Gassen zum Marktplatz, wo Musik und Gesang miteinander abwechselten, einzelne Ansprachen gehalten und bei Glockengeläut eine Friedenseiche gepflanzt wurde. Zum Schluss wurden an die gesamte Schuljugend Brezeln verteilt. Die Beleuchtung und das Kunstfeuer bei einbrechender Nacht an den verschiedenen Wohnungen und Fabriken waren unstreitig der Glanzpunkt der ganzen Festfeierlichkeit. Das Freudenfeuer auf nahen Bergeshöhen trug die frohe Kunde bis in die Ebene hinaus.“

Beschädigung der Friedenseiche
Eine weniger bekannte Episode rund um die Friedenseiche soll hier nicht unerwähnt bleiben. In der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1874 wurde die Friedenseiche durch eine frevelhafte Hand derart beschädigt, dass ihr Absterben befürchtet wurde. Die Friedenseiche in Lambrecht wurde an drei Stellen halb durchgesägt. Die Pfälzische Post berichtete in ihrer Ausgabe vom 19. Januar 1874 darüber. „Der Unwille ist so allgemein, dass von Amts wegen 50 Gulden demjenigen zugesichert werden, der den Täter ausfindig macht. Dass es an allerlei Glossen und Vermutungen, besonders nach dem jüngsten Wahlkampf, nicht fehlt, können Sie sich denken.“

Die Friedenseiche hat sicherlich noch viele Geschichten zu erzählen, die sich an ihrem Standort abgespielt haben. Da sie nicht sprechen kann, hoffe ich auf Menschen, die solche Geschichten kennen, aufgeschrieben und weitergegeben haben. Eine dieser Geschichten werde ich in der nächsten Wochen erzählen: „Von der Heimkehr der Kriegsteilnehmer 1870/71 aus Lambrecht und einer noch nie dagewesenen Feierlichkeit zu ihrem Empfang“.

 

Auf diesem Foto könnte die Friedenseiche 50 Jahre alt sein. Ein genaues Datum fehlt leider.

 

 

 


 

Die Friedenseiche

Gedicht von der Heimatdichterin Elisabeth Schneckenburger

Der Siebziger Krieg, er war entbrannt,
vom Feind bedroht das Vaterland.
Die Schlachten wurden heiß und schwer.

Und als gesiegt das deutsche Heer,
da waren Freud‘ und Jubel groß,
geblieben ist der Heimat Schoß.

Nun pflanzten uns’re Ahnen gleich
am Kirchplatz dort die Friedenseich‘.
damit sie künde allezeit
von Friede und von Einigkeit.

Bald hundert Jahr‘ wird alt der Baum,
recht stattlich steht er hier im Raum,
mit Bank und Anlag‘ finden dort
die Menschen auch ein‘ Ruheort.

Und leise raunt’s in der Eich‘:
„Ich künde stets den Frieden Euch,
dazu ward ich vom Ahn‘ gesetzt,
den Autos soll ich weichen jetzt?

Getreu wahr‘ ich den größten Schatz,
den Autos gebt ein‘ andern Platz!“

 


 

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